Böse Erinnerungen an die Waschküche

TRIER. Erinnerung an schwere Zeiten. Nach 60 Jahren besuchte Anna Subarewa wieder den Ort, an dem sie zwei Jahre lang als Zwangsarbeiterin tätig war: das Evangelische Elisabeth-Krankenhaus in Trier.

 Im Innenhof des Elisabeth-Krankenhauses lässt die ehemalige Zwangsarbeiterin Anna Subarewa ihre Erinnerungen aufleben.Foto: Thorsten Klein

Im Innenhof des Elisabeth-Krankenhauses lässt die ehemalige Zwangsarbeiterin Anna Subarewa ihre Erinnerungen aufleben.Foto: Thorsten Klein

Dieheute 82-jährige Frau aus der Ukraine war von Juni 1942 bisAugust 1944 im Krankenhaus als Zwangsarbeiterin eingesetzt.Erfreut über den Besuch aus der Ukraine zeigten sichGeschäftsführung und Vorstand des Krankenhauses. Sie warenzugleich betroffen von dem Unrecht, das der damals jungen Fraudurch die Zwangsarbeit im Elisabeth-Krankenhaus zugefügt wordenwar. Der Kontakt kam im Jahre 2000 zustande, als Anna Subarewa das Krankenhaus bat, ihr eine Bescheinigung über ihre Tätigkeit als Zwangsarbeiterin auszustellen. Danach begann ein reger Briefwechsel zwischen der Leitung des Krankenhauses und Anna Subarewa.

Zwei Wochen in Deutschland

Eine Initiative der evangelischen Kirche in Kiew ermöglichte ihr jetzt, nach so langer Zeit wieder für zwei Wochen nach Deutschland zu kommen.

Bewegt erzählt Anna Subarewa beim Essen in der Cafeteria über ihre Zeit in Trier. Im Juni 1942 sei sie mit einem Zug voller Zwangsarbeitern aus der Ukraine nach Trier gebracht worden. Im Krankenhaus seien mit ihr noch vier Zwangsarbeiterinnen tätig gewesen.

Ihre Zwangsarbeit von damals beschreibt sie als hart. "Ich musste jeden Tag von 7 bis 18 Uhr arbeiten; nur sonntags hatte ich den Nachmittag frei", berichtet die 82-Jährige. Ihre Aufgabe sei es gewesen, den Flur und die Zimmer der Schwestern zu putzen und die Wäsche zu waschen. Die Behandlung durch das Personal sei zu ertragen gewesen.

An die Waschküche jedoch hat sie besonders schlechte Erinnerungen. Die Aufseherin sei sehr streng gewesen und habe sie oft angebrüllt. Sogar an die Worte in Deutsch kann sich Anna Subarewa auch nach 60 Jahren noch genau erinnern: "Schnell, schnell."

Das Krankenhaus konnte sie während ihrer Zeit in Trier nur selten verlassen. "Am Anfang durften wir überhaupt nicht in die Stadt, später war ich ein paar Mal zusammen mit Schwestern an der Porta Nigra, aber ich musste immer das Schild "Ost" am Mantel befestigen", sagt sie. Beim Rundgang durch das Krankenhaus ist sie erstaunt, wie viel sich in der Zwischenzeit verändert hat.

Als sie den Altbau sieht, tauchen die Erinnerungen auf, wie es früher hier ausgesehen hat. Interessiert hören die Anwesenden aus der Verwaltung des Krankenhauses zu, als sie erzählt, wo früher der Schweinestall war und wie das Gebäude in der Vergangenheit aussah. Als Anna Subarewa den Altbau betritt, fällt ihr Blick auf die Tür, die zum Keller führt. "Dort sind wir immer hinunter gelaufen, wenn Bombenalarm war. Mehr als 60 Personen hatten in dem Luftschutzkeller Platz."

Danach führt Geschäftsführer Hans-Georg Becker die Gruppe auf die Dachterrasse des Personalwohnheims, von der man eine sehr gute Aussicht auf Trier hat. Sofort zeigt Anna Subarewa mit dem Finger auf die andere Moselseite und sagt: "Mariensäule." Sie sei einmal dort gewesen; ihr habe es sehr gut gefallen.

Auch auf dem anschließenden Weg zur Porta Nigra ist sie erstaunt, wie sich die Stadt verändert hat. Immer wieder erkennt sie Gebäude, an die sie sich erinnern kann.

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