Bomben auf den Petrisberg

TRIER. Vor 86 Jahren, im Herbst 1918, wurde der Petrisberg zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt Trier aus der Luft angegriffen. Doch schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs war die Stadt wegen ihrer Nähe zur Front, ihrer Industrie und als Eisenbahnknotenpunkt ein bevorzugtes Ziel französischer und englischer Flieger.

Auch die Trierer Innenstadt und der Bereich des heutigen Ostviertels wurden bei diesen Angriffen stark in Mitleidenschaft gezogen. So waren zahlreiche Schäden - auch Todesfälle - aus der Bergstraße, der Meerkatz und der Weberbach zu beklagen. Allerdings darf man diese Luftangriffe nicht mit den Flächenbombardements des Zweiten Weltkriegs vergleichen. Noch 1910 waren Flugzeuge und Luftschiffe kaum über das Stadium eines Experimentalfluggeräts hinaus gekommen, der Krieg beschleunigte jedoch die Entwicklung der Maschinen und Waffen. Während noch zu Beginn des Krieges kleine, rund zehn Kilogramm schwere Bomben von Hand abgeworfen wurden, gab es 1918 bereits über 1000 Kilogramm schwere Sprengkörper, Brandbomben und Luftminen. Parallel dazu verlief die Entwicklung der Flugzeuge. Während 1914 hauptsächlich ein- und zweisitzige kleine Jagd- und Aufklärungsmaschinen benutzt wurden, wiesen vier Jahre später moderne englische Großkampfflugzeuge bereits eine Spannweite von über 30 Metern auf. Auch für die Trierer Bevölkerung war die Gefahr aus der Luft noch unbekannt. Zwar wurden schon 1914 Schutzmaßnahmen eingeleitet - es gab in der Judengasse einen Luftschutzraum, und auf dem Hauptmarkt wurde der Petrusbrunnen mit einem Splitterschutz versehen. Dennoch kann man dies nicht als ausgearbeitete Konzepte für Alarm und Schutz der Bewohner ansehen. Diese mussten während des Krieges immer den sich ändernden Verhältnissen angepasst werden. Selbst wenn keine Bomben fielen, sei es wegen schlechter Sicht oder starker Gegenwehr der Flugabwehr, so brachte alleine schon der Alarm das öffentliche Leben Triers für Stunden zum Erliegen. 1918 geschah dies über 120-mal. Bereits wenige Tage nach Kriegsausbruch, in der Nacht vom 9. zum 10. August 1914, warf die Mannschaft des französischen Luftschiffs "Fleurus" 172 Kilogramm Granaten auf die Bahnanlagen Konz-Karthaus, Ziel sollte allerdings der Trierer Hauptbahnhof sein. Im Jahr darauf, am 13. September 1915, gab es die ersten zivilen Opfer des Luftkriegs in Trier. Bei einem 30-minütigen Angriff auf die Innenstadt, bei dem auch die Liebfrauenkirche, der Hauptbahnhof und das Walzwerk getroffen wurden, starb eine Frau bereits am Tag des Angriffs, zwei weitere Personen erlagen später den Folgen ihrer Verletzungen. So bedauerlich diese Verluste an Menschenleben auch gewesen sein mögen, die Angriffe der ersten Kriegsjahre richteten nur begrenzte Schäden an. Insgesamt gab es 1915 und 1916 nur sieben Angriffe auf Trier, in den beiden darauf folgenden Jahren wurden mindestens 22 Angriffe mit Bombenabwürfen registriert. Bei jedem dieser Angriffe waren auch Tote und Verletzte zu beklagen, auch die Sachschäden nahmen immer größere Ausmaße an. Im Februar 1918 entstanden erhebliche Gebäudeschäden in der oberen Gartenfeldstraße und Ostallee, in Olewig starb Anna Maria Felten durch Bombensplitter. Am 2 Juli desselben Jahres wurde das heutige Landesmuseum schwer beschädigt, der Innenhof und ein schon damals bestehender Erweiterungsbau wurden beinahe vollständig zerstört. Am 14. September 1918 fielen noch einmal Bomben auf die Berg-, Helenen- und Gartenfeldstraße; sie forderten eine Tote und eine Verletzte. Der letzte Luftalarm des Ersten Weltkriegs in Trier wurde einen Tag vor der Unterzeichnung des Waffenstillstands zwischen Deutschen, Franzosen, Briten und Amerikanern am 10. November 1918 ausgelöst. Für die nächsten 25 Jahre, bis 1943, blieb Trier von Luftangriffen verschont. Nur vergleichsweise wenige Städte hatten zwischen 1914 und 1918 unter Luftangriffen zu leiden. Literaturhinweis: Welter, Adolf. Die Luftangriffe auf Trier im Ersten Weltkrieg 1914 - 1918. Trier, Petermännchen-Verlag, 2001.

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