Bonbons für mehr Nachhaltigkeit

TRIER. (red) Erstmals bot das Bischöfliche Generalvikariat Trier ein "Umweltschutz-Training" für Azubis des Bistums auf dem Campus der Trierer Universität an. Konzipiert hatten das Seminar Psychologie-Studenten.

Rund um das Thema "Umweltschutz im Büro" hatte die Studenten mit Schwerpunkt Umweltpsychologie unter Leitung ihres Dozenten Dr. Ralf Becker Informationen und anschauliche Spiele für die Auszubildenden des Bistums zusammengestellt. So lernten die Teilnehmer das oft zitierte Prinzip der Nachhaltigkeit durch eine Übung greifbar kennen. "Das ist unfair, ich habe die kleinste Hand", sagte Carmen zu Beginn des so genannten Allmende-Spiels, bei dem die Azubis beliebig viele "Fische" - tatsächlich waren es kleine Kaubonbons - aus einem "See" angeln sollten. Zwar fischten alle gleichzeitig - konnten sich dabei aber nicht sehen und deshalb auch nicht ahnen, wie viele Bonbons ihre Mitfischer der Schüssel bereits entnommen hatten. Schnell wurde den Teilnehmern klar, dass ihnen nur dann mittel- und langfristig genügend Nahrung zur Verfügung steht, wenn sie nicht auf einmal zu viele "Fische" angeln. Denn die Natur braucht Zeit, um sich und ihren Bestand an Lebewesen zu erneuern. So lernten die Teilnehmer das Prinzip der Nachhaltigkeit spielerisch kennen. "Gerade die Kirche sollte in Bezug auf den Erhalt der Schöpfung eine Vorreiter-Position einnehmen. Dieses Seminar ist ein Baustein dieses Anliegens", erläutert Yvonne Russell von der Personalförderung des Bistums. Schon die Azubis sollten als jüngste Mitarbeiter der Kirche im Hinblick auf ökologische Fragestellungen diskussions- und handlungsfähig gemacht werden, betont sie.Naschwerk angeln und die Natur verstehen

Das Problem, mit dem die Auszubildenden des Bistums beim Bonbon-Fischen konfrontiert wurden, nennt die Wissenschaft das "Allmende-Dilemma". Unter "Allmende" versteht man eine gemeinsam genutzte Dorfweide. Nur wenn die Bauern sorgfältig und nicht profitgierig ihre Weide nutzen, kann sich die Pflanze erholen. Und nur dann garantiert sie langfristig den größtmöglichen Gewinn für die Gemeinschaft und damit letztlich auch für den Einzelnen. Eine Erfahrung, die die Azubis auch beim Angeln der Bonbons gemacht haben. "Dass viele Menschen gemeinsam auf nur begrenzt vorhandene ökologische Reserven zugreifen, geschieht jeden Tag - und zwar nicht nur auf den Weltmeeren beim Fischen, sondern auch im Büro", sagt Yvonne Russell. "Wie aber können wir am Arbeitsplatz konkret die Umwelt schützen?", fragten Anna und Andreas nach dem spielerischen Einstieg. In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmer des Umweltschutz-Seminars Möglichkeiten, wie sich auch im Büro die Ressourcen Wasser, Energie sowie Papier und Abfall schonen oder wiederverwerten lassen. Dabei war es den Umweltpsychologie-Studenten wichtig, ein "intervenierendes" Verhalten zu vermitteln. Also ein Verhalten, das zum Eingreifen anregt, wenn im Büro umweltschädigende Gewohnheiten schon zum Alltag gehören. Zum Beispiel könnten so genannte Prompts - das sind freundliche Hinweisschilder im Büro, die etwa auf Energieverschwendung aufmerksam machen - Umweltsünder dazu ermuntern, ihr Verhalten zu überdenken. Die Verantwortlichen des Bistums hoffen, dass ihre Azubis nach dem Seminar einen Schneeballeffekt auslösen, damit auch andere Angestellte im Büro mehr auf die Umwelt achten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort