"Brücke nach außen"

Mit einem Mitarbeiter startete der Sozialdienst am Trierer Brüderkrankenhaus vor 30 Jahren, heute sind es acht. Auch die Aufgaben und besonders die Arbeit mit den Patienten haben sich im Laufe der Zeit verändert.

Trier. (red) Zu Beginn war Reinhard Boesten noch ein Einzelkämpfer. Als der Diplom-Sozialarbeiter vor 30 Jahren ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder kam, existierte zwar schon eine Art Sozialdienst, doch diesen leistete eine nebenberuflich tätige Fürsorgerin des Trierer Gesundheitsamtes, die lediglichzwei Mal in der Woche im Krankenhaus präsent war. Mit Boesten wurde dann erstmals eine hauptamtliche Stelle geschaffen.

Dabei schien die Aufgabe für den gebürtigen Trierer nicht eben vorgezeichnet. Denn eigentlich stand für Boesten immer fest, dass er vor allem mit Jugendlichen zusammenarbeiten wollte. Dass Boesten nun nach 30 Jahren noch immer im Brüderkrankenhaus wirkt, hat er selbst wohl am wenigsten erwartet. "Ich habe einfach mein Herz an die Sozialarbeit im Krankenhaus verloren, denn es gibt für mich kaum etwas Vielfältigeres und Anspruchsvolleres", erklärt er.

Und die Arbeit veränderte sich in den 30 Jahren auch ständig: So lag anfangs ein Schwerpunkt des Sozialdienstes in der Begleitung und Hilfestellung von Menschen mit Suchtproblemen und psychischen Erkrankungen. Damals wie heute nahm zudem die Beratung und Organisation ambulanter und stationärer Pflege einen breiten Stellenwert ein, berichtet Boesten. Doch anders als heute verfügte das Brüderkrankenhaus bis zu Beginn der 1990er Jahre noch über eine psychiatrische Abteilung. Und die durchschnittliche Liegezeit eines Patienten betrug damals rund 16 Tage, in der Psychiatrie sogar noch etwas mehr. Damit blieb dem Sozialdienst mehr Zeit, gemeinsam mit Patienten und Angehörigen die Phase nach dem Krankenhausaufenthalt vorzubereiten.

Nahmen in den ersten Jahren noch rund 500 bis 600 Patienten und Angehörige die Angebote des Sozialdienstes in Anspruch, hat sich diese Zahl inzwischen verzehnfacht. Boesten ist auch längst kein Einzelkämpfer mehr. Insgesamt acht Berater, einige von ihnen auf Teilzeitbasis, arbeiten in der von ihm geleiteten Abteilung. Darunter Sozialpädagogen, Fachschwestern für Pflegeüberleitung sowie zwei Mitarbeiterinnen für den Bereich Anschlussheilbehandlung.

Wie sehr sich die Arbeit des SBB im Brüderkrankenhaus verändert hat, macht eine andere Zahl deutlich: Heute bewegt sich die durchschnittliche Liegezeit um sieben Tage. Zugleich hat sich die Zahl der stationär behandelten Menschen verdoppelt. "70 Prozent der von uns beratenen Patienten gehen in eine weiterführende Rehabilitation, jeder fünfte erhält Unterstützung in der ambulanten Versorgung", berichtet Boesten. Auch vor diesem Hintergrund sei es eine "mutige und rückblickend vorausschauende" Entscheidung der Klinikleitung gewesen, bereits 1995 eine Beraterin für Pflegeüberleitung einzustellen.

Wesentlich verändert hat sich in all den Jahren die Wahrnehmung des Patienten. Dominierte anfangs noch das Fürsorgeprinzip, steht heute das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen im Vordergrund. Man leiste "unterstützende Überleitung in weiterführende Versorgungsstrukturen", erläutert Boesten, "wir verstehen uns als Brücke nach außen", ergänzt er.

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