Brüder an der Gitarre

Mit einem Konzert der beiden legendären Gitarristen Joe Beck und John Abercrombie hat der Jazzclub Eurocore dem 30. Jahr seines Bestehens einen krönenden Abschluss bereitet. Die beiden Virtuosen beeindruckten in der Tufa mit brillant gespielten Stücken von ihrer gemeinsam aufgenommenen CD "Coincidence".

 Zusammentreffen zweier Spitzenmusiker: John Abercrombie (links) und Joe Beck spielten in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Zusammentreffen zweier Spitzenmusiker: John Abercrombie (links) und Joe Beck spielten in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Zufälle gibt es ja bekanntlich nicht, auch wenn der Name der CD "Coincidence" das suggerieren möchte. Dass Joe Beck und John Abercrombie zusammengefunden, sich mit einem gemeinsamen Programm ins Studio und dann auf Tournee begeben haben, beruht wohl eher auf dem Bedürfnis, sich nach je mehr als 40 Jahren Musikerkarriere auf eine Quintessenz zu besinnen und zu spielen, worauf man richtig Lust hat. Wie es Joe Beck formuliert: "Playing just for fun", und das möglichst mit einem "Bruder im Geiste". Das jedenfalls ist der Eindruck, den die beiden Gitarristen vor gut 150 Zuschauern in der Tufa vermitteln. Sie lassen ihre Instrumente sprechen

Wortlos und fast ohne Blickkontakt kommunizieren sie nur über ihre Musik und das absolut symbiotisch. Jeder scheint die Eigenheiten, Spezialitäten und Reaktionsmuster des anderen genau zu kennen. So strahlt das Spiel, in dem sich beide abwechselnd die Bälle der Solo- oder Rhythmusparts zuspielen, ungeheure Leichtigkeit aus. Und obwohl Joe Beck in einer seiner trocken-humorvollen Moderationen sagt: "John macht Dinge, die eigentlich nicht möglich sind und das die ganze Zeit", ist klar, dass hier zwei in technischer wie musikalischer Hinsicht ebenbürtige Meister agieren, die sich auch vom störenden Rauschen und Vibrieren einer kaputten Box nicht aus dem Konzept bringen lassen.Ihr Programm ist eine Mischung aus sanft balladesken (My one and only love) und rhythmisch streng gegliederten Stücken (Mikey likes it), die oft einen Hauch Blues in sich tragen. Sowohl spieltechnisch als auch inhaltlich zitieren sie aus beider Musikbiographie, ob in facettenreichen Fusion-Anklängen oder "All Blues", einer Hommage an Miles Davis, der Joe Beck als ersten Gitarristen überhaupt in seine Band aufnahm. So brillant das Konzert, so sehr ist es auch Geschmacksfrage. Gitarre pur im Doppelpack ist nicht jedermanns Sache, zeigt die ein oder andere verhaltene Reaktion im Publikum, Gitarrenfreaks jedoch sind begeistert. Auf jeden Fall hat der Jazzclub Eurocore mit diesem Ereignis den Leitgedanken von 30 Jahren Erfolg und zukünftigen Engagements bekräftigt, das Besondere auf die Bühne zu bringen.

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