Fundstücke aus dem TV-Archiv: Brandgasse, Bomben und dann ein Neubau

Trier · In Trier ist es Jahrhunderte alte Tradition, Altes abzureißen und Gebäude mit einer völlig anderen Nutzung dort zu errichten. Das gilt auch für das Fundbild der vergangenen Woche. Die Jüdemerstraße war gesucht und ist solch ein Ort. Früher lebten dort Menschen, heute befindet sich dort ein Gebäude der Sparkasse. In dieser Woche geht es ebenfalls um ein Gelände, das sich stark verändert hat.

 Zum Zeitpunkt der Aufnahme sind die Bäume und Sträucher noch klein. Inzwischen sieht man dort vor lauter Bäumen manchmal die Häuser nicht mehr.

Zum Zeitpunkt der Aufnahme sind die Bäume und Sträucher noch klein. Inzwischen sieht man dort vor lauter Bäumen manchmal die Häuser nicht mehr.

Foto: (h_st )
 Der Turm der Gangolfkirche (rechts) hat dem einen oder anderen Leser geholfen, die Jüdemerstraße zu erkennen. Fotos (2)/TV-Archiv

Der Turm der Gangolfkirche (rechts) hat dem einen oder anderen Leser geholfen, die Jüdemerstraße zu erkennen. Fotos (2)/TV-Archiv

Foto: (h_st )

Trier. Im jüngst erschienenen Trierischen Jahrbuch gibt es eine Rubrik namens "verloren, gerettet, gefährdet" die manchmal schmerzlich bewusst macht, wo ein Stück Trierer Geschichte verloren zu gehen droht oder schon verloren ist. Nicht enthalten in der neuen Ausgabe ist die Jüdemerstraße am Rande der Fußgängerzone. Die ist heute nur noch auf wenigen Metern erhalten. Dass es sie heute fast nicht mehr gibt, hat dabei wohl nicht nur mit den Kriegszerstörungen zu tun, die auf dem Fundbild aus dem TV-Archiv der vergangenen Woche zu sehen waren.

Monika Metzler (Trier) hat besonders lebhafte Erinnerungen an die Jüdemerstraße. Denn ihr Vater hatte sich mit mehreren Gleichgesinnten dafür eingesetzt, dass der westlich der Stresemannstraße gelegene Teil erhalten bleibt. Sie schreibt: "Von der Brückenstraße kommend, wo früher der Herkulesbrunnen stand, verliert sich die Straße im weiteren Verlauf in der Sparkassenhalle und geht dann weiter bis zur Viehmarktecke." Sie erinnert sich an das Jahr 1986, als gegen den geplanten Neubau des Bankengebäudes demonstriert wurde. Damals sei bereits eine Seite anderweitig bebaut gewesen. "Die wenigen Häuser auf der linken Seite sollten erhalten bleiben, zumindest in Form ihrer Fassaden." Die doch daraus sei nichts geworden.

In einem Bericht schreibt der TV-Redakteur Dieter Lintz 2011 von einem 18 Jahre währenden Kampf um den Viehmarkt, mit ebenso vielen Wendungen und Kurven wie der Lauf der Mosel. "Da mischten sich verkehrspolitische Grundsatzstreitigkeiten um die Tiefgarage mit handfesten wirtschaftlichen Interessen der Stadtsparkasse, Denkmalschutzbelangen, juristischen Finessen und Bürgerwünschen zur Platzgestaltung."
Auf der Seite der Trierer Lokalredaktion im sozialen Netzwerk Facebook (facebook.com/volksfreundtrier) hat Christian Greif (Aach) anhand von Bildern und Texten die Geschichte des Straßenzugs recherchiert und dargestellt. Er verweist unter anderem auf die Herkunft des Namens Jüdemerstraße. Der beruht auf der sogenannten Judenmauer. Diese umschloss einen jüdischen Friedhof, der im Bereich des heutigen Viehmarkts gelegen hat und nach der Vertreibung der Juden 1418 aufgegeben wurde.

Doch zurück zum Schicksal der Jüdemerstraße. Deren ursprünglicher Verlauf wurde aufgrund einer Verfügung des damaligen Trierer Oberbürgermeisters vom 5. April 1944 unterbrochen, als Schneisen durch die Altstadt Triers geschlagen wurden, um nach möglichen Bombenabwürfen besser reagieren zu können. Eine weitere Brandgasse ist die Konstantinstraße (der TV berichtete). In der Verfügung heißt es "Die Gebäude sind bis zum 7. April 1944 zu räumen. Am 8. April 1944 wird mit den Abbruchsarbeiten begonnen."
Die nicht aufgrund der Verfügung abgerissen Gebäude wurden bis Kriegsende stark in Mitleidenschaft gezogen und wurden, wenn überhaupt, neu und im Stil der damaligen Zeit errichtet.
Ebenfalls die richtige Antwort wussten unter anderem Carmen Müller (Trier), Albertine Kewenig, Alfons Kriescheler (Riol), Franz Betz (Trier) und Ernst S. Mettlach (Trier).

Das neue Suchbild: Der Plan für Neubaugebiete bei Mariahof und den Trierer Stadtteilen Euren und Zewen ist teilweise umstritten. Nach dem Krieg war das anders. Damals entstand auf der grünen Wiese nicht nur die Gartenstadt Mariahof. Auch in anderen Teilen des Stadtgebiets wurden reihenweise neue Häuser hochgezogen. Das zeigt das heutige Bild. Für einen eigenen Stadtteil hat es nicht gereicht, nur für eine Pfarrei. Was ist auf dem Fundstück aus dem TV-Archiv zu sehen? Melden Sie sich per E-Mail an echo@volksfreund.de Diskutieren Sie mit im Internetnetzwerk Facebook unter facebook.com/volksfreundtrier Oder schreiben Sie uns: Lokalredaktion Trierischer Volksfreund, Postfach 3770, 54227 Trier. Die Auflösung gibt es wieder am Donnerstag, 15. Dezember.

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