"Brillenträger raus - Ausländer raus"

TRIER. Die sechsten Projektwochen zur Gewaltprävention haben gestern begonnen. Den Auftakt machte das Hein-Knack-Theater mit dem Jugendtheater "Klatschkopf".

Der veranstaltende Arbeitskreis "Gewaltprävention" besteht aus einem Netzwerk von freien und öffentlichen Trägern der Stadt Trier und des Kreises Trier-Saarburg. Die einzelnen Mitglieder treffen sich das ganze Jahr über zum Informations- und Erfahrungsaustausch und setzen sich mit dem Thema Gewalt und Gewaltprävention auseinander. Ein Beitrag dazu sind die Gewaltpräventionswochen, in deren Rahmen in den nächsten Wochen rund 25 Veranstaltungen angeboten werden. Die Einleitung machte das Hein-Knack-Theater.Theaterspiel um Aggressionen

Der Schauspieler Heinz Diedenhofen - in der Region durch die Gewalt- und Suchtpräventionsprojekte bekannt - zeigte vor 120 Jugendlichen das Einmann-Stück "Klatschkopf". Dabei setzte er sich mit der Gewaltbereitschaft junger Menschen auseinander, insbesondere mit Argumentationen und Hintergründen gewalttätigen Verhaltens gegenüber Ausländern und Minderheiten. Dabei suchte Diedenhofen den ständigen Kontakt und Dialog mit den jungen Schülern, die auf die mitunter provokant vorgetragenen Thesen ganz unterschiedlich reagierten. Es gab Gekicher bei den einen, Betroffenheit bei den anderen. Und gelegentlich eine verbale Gegenattacke, die, geschützt aus der Menge heraus, gerufen wurde. Diedenhofen spielte einen Jugendlichen, der nach der Beteiligung an einem Überfall auf einen jugendlichen Türken allein zurückgelassen wurde. "Das Schwein will mir das in die Schuhe schieben", brüllte er. "Hab´ ich ´ne Wut, dann kann ich auch gefährlich werden." In der Folge drosch der Akteur mit einem Baseballschläger heftig auf eine Mülltonne ein, Symbol für Wehrlose und Erniedrigte. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich suchte Diedenhofen die Ebene der Jugendlichen und sparte nicht mit Kraftausdrücken. Dabei kam durchaus Spaß auf, als er etwa nach den Ursachen nationalistischer Überheblichkeit suchte. Ferner ging er auf die Folgen einer Straftat sowie die Situation von Opfern und Mitläufern ein. Die Konflikt-Mixture kam bei den Adressaten insgesamt recht gut an. Insbesondere Diedenhofens Vergleich von "Ausländer raus" mit "Brillenträger raus" sorgte für Erheiterung. "Es sind nicht die Ausländer, sondern die Brillenträger, die uns Arbeitsplätze und billige Wohnungen wegnehmen", war eine von Diedenhofens unsinnigen Erkenntnissen. Damit dürfte er einen Denkanstoß hinsichtlich gängiger Stammtisch-Parolen geschaffen haben. Dennoch nutzten nach dem Jugendtheater nur wenige junge Leute - darunter eine Klasse des Auguste-Victoria-Gymnasiums - und keine Lehrer, die Gelegenheit zur Diskussion.

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