Brot und Boliden

Schlechtes Timing: Im nächsten Jahr werden zwei der wichtigsten Trierer Veranstaltungen am gleichen August-Wochenende ausgetragen - der Rallye-WM-Lauf und das Römer-Festival Brot und Spiele. Das sorgt mächtig für Unmut.

Trier. Zukunftsvision: 15. August 2008, ein heißer Freitagmittag. Schnell noch in die Trierer Innenstadt, kurze Hose kaufen. Auto ins Parkhaus und rein ins Geschäft. Nein, das wird keine gute Idee sein. Dass am 15. August Mariä Himmelfahrt ist, und damit in Trier die traditionelle Parade der MZG-, SLS- und gelben Kennzeichen - das ist bekannt. Aber der Tag hat deutlich mehr Stau-Potenzial: Dann beginnt rund um Trier auch der Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft. Gleichzeitig begrüßt das Römer-Spektakel "Brot und Spiele" seine Gäste. Zwei Großveranstaltungen, die unabhängig voneinander in Anspruch nehmen, die Trierer Hotels zu füllen. Mit der Terminkollision ist niemand glücklich. Zwar gab es das "Doppel" bereits im vergangenen Jahr. Aber seitdem hat zum einen Brot und Spiele seine Popularität erhöht - in diesem Jahr kamen 25 000 Zuschauer zu den Veranstaltungen. Zum anderen ist bei der Rallye-WM Trier wieder ins Zentrum gerückt. Unabhängig davon, ob es im nächsten Jahr wieder einen Innenstadt-Kurs geben wird oder nicht. Die Entscheidung darüber ist gestern im Stadtvorstand vertagt worden. "Unser Termin steht schon seit anderthalb Jahren fest und wird entsprechend beworben - das hätte der Motorsport-Weltverband Fia mit einem Anruf herausfinden können", ärgert sich Ronald Frank vom "Brot und Spiele"-Veranstalter Medienfabrik. Eine Verlegung wäre für ihn "tödlich": "Wir leben von unserem Ruf, zuverlässig zu sein." Im Vorjahr hatte Frank noch auf Synergie-Effekte gehofft. Die habe es nicht gegeben: "Wir werden durch die Terminüberschneidung Verluste haben", kündigt Frank an. Das Römer-Spektakel habe eine Vorlaufzeit von anderthalb Jahren. Dagegen steht der Rallye-Termin frühestens ein Jahr im Voraus fest: Die Deutschland-Rallye ist ein Teil des WM-Kalenders, den die Fia vorgibt. Selbst Ausrichter ADAC hat darauf nur beschränkten Einfluss. Eine "unglückliche Konstellation" sieht auch Manfred Kronenburg, der in Trier für die Organisation der Rallye zuständig ist: "Wir können nur den Termin von der Fia akzeptieren - oder wir fliegen aus dem Rennkalender", sagt Kronenburg. Das müsse für Brot und Spiele, "eine regionale Veranstaltung, wenn auch von überregionalem Interesse" leichter zu umgehen sein, findet Kronenburg. Der Rallye-Termin am dritten August-Wochenende hat sich nicht geändert. Brot und Spiele findet eine Woche später statt als in diesem Jahr. Kronenburg kann dem unfreiwilligen Doppel nichts abgewinnen: "Das ist nicht gut für die Rallye. Der ADAC war schon 2006 nicht begeistert davon." Meinung Die Arroganz der Auswahl Wenn Trier in der überregionalen Presse eine fettere Überschrift bekommt, liegt das oft an Brot und Spiele. Das Spektakel lockt immer mehr Besucher an, schärft das Image der Römer-Stadt. Der Schlagzeilen-Beschaffer im Sportteil ist dagegen die Rallye-WM: Auch die sorgt für volle Hotels. Wenn beide Groß-Veranstaltungen - wie im August 2008 - am gleichen Termin stattfinden, kann man nur den Kopf schütteln. Darunter leiden alle Seiten - Rallye, Brot und Spiele und nicht zuletzt die Stadt. Im August wird es nur darum gehen, das erwartete Chaos zu verhindern. Einen fairen Kampf um den Termin wird es zwischen beiden Veranstaltern ohnehin nie geben - dafür sorgt die Arroganz der Auswahl: Der Motorsport-Weltverband kann im Zweifelsfall anderswo im Land seine Wagen parken, Interessenten gibt es genug. Wo aber sollte Brot und Spiele stattfinden, wenn nicht in Trier? a.feichtner@volksfreund.de

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