Bruch in der Bruchbude

Frohe Botschaft für die in in einer Bruchbude in Bahnhofsnähe untergebrachte Kriminaldirektion: Vermutlich Ende 2009 ziehen die Kriminalpolizisten in die frei werdende General-von-Seidel-Kaserne in der Luxemburger Straße. Vorübergehend - bis das neue Polizeipräsidium fertig ist.

Trier. Von einem Provisorium ins nächste: Nach dreijähriger Präsenz in der Güterstraße heißt es für rund 100 Beamte und Angestellte der Kriminaldirektion in einigen Monaten erneut Kofferpacken. Obwohl das geplante neue Polizeipräsidium auf dem Postgelände im Bahnhofsviertel wahrscheinlich erst in fünf Jahren steht, zieht die Trierer Kripo vorher noch einmal um - in die noch von der Bundeswehr genutzte Kaserne in der Nähe des Trierer Gefängnisses.

Das sagte gestern der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) in einer Personalversammlung der Kriminaldirektion. Bruch war eigeens nach Trier gereist, um sich selbst ein Bild von den teils katastrophalen Zuständen in der "Schrott-Immobile" (ein Kripobeamter) zu machen. Das ehemals vom Arbeitsamt genutzte Gebäude in der Güterstraße ist für die Belange der Polizei viel zu klein, die Fenster sind teils mit Zeitungspapier isoliert, an einigen Wänden ist Schimmel zu sehen. Der Innenminister zeigte sich nach der Visite sichtlich beeindruckt: "Wir wollen raus aus dem Gebäude, das ist unzumutbar", sagte Bruch und erntete dafür Applaus von den Kripobeamten. Nach Bruchs Angaben laufen derzeit Gespräche mit der Bundeswehr über eine vorzeitige Freigabe von zwei Gebäuden in der General-von-Seidel-Kaserne, die vom Militär bis Ende 2010 ohnehin komplett geräumt wird. Klappt der Handel, sollen die bislang in der Güterstraße untergebrachten neun von 14 Kommissariaten bis Ende nächsten Jahres umziehen.

Aber auch das werde nur eine Übergangslösung sein, machte Bruch unter Verweis auf den geplanten Neubau des Polizeipräsidiums deutlich. Trotz Kritik von Denkmalschützern hält der Mainzer Innenminister am Standort Postgelände fest: "Ein Polizeipräsidium gehört in die Stadt-Mitte, das Areal ist ideal, die Fläche groß genug."

Käufer für altes Präsidium gesucht



Laut Hubert Heimann, Chef des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), wird derzeit gemeinsam mit dem Trierer Rathaus ein Städtebau- und Architektur-Wettbewerb vorbereitet. Dabei würden auch "die Bedenken der Denkmal-Interessierten berücksichtigt". Heimann ist optimistisch, den Neubau bis 2013 unter Dach und Fach zu haben.

Und was geschieht mit dem alten Polizeipräsidium in der Südallee, das nach mysteriösen Massen-Erkrankungen vor drei Jahren größtenteils geräumt wurde? Der LBB-Chef will das Gebäude zu einem möglichst hohen Preis verkaufen, sobald die Polizei es komplett geräumt hat. Das dürfte aber kaum vor 2013 der Fall sein.

Meinung

Vom Regen in die Traufe

Wäre die Situation nicht so ernst, könnte man darüber schmunzeln. Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre muss eine Hundertschaft Trierer Polizisten umziehen, weil ihre Unterkunft ungeeignet ist. Eine noch harmlose Umschreibung für die Zustände in der Güterstraße: miese Isolierungen, schimmelige Wände, Spülmaschine auf der Damentoilette, Büros ohne Fenster. Dass die Kripoleute angesichts dessen überhaupt noch motiviert sind und einen guten Job machen, ist fast schon ein Wunder. Verwunderlich ist aber auch, dass die Polizei das alte Präsidium in der Südallee überhaupt Richtung Güterstraße verließ. Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass die Beamten vom Regen in die Traufe kamen, von einer Schrott-Immobilie in die nächste? Fehlt nur noch - was wegen der Einwände von Denkmalschützern keinesfalls ausgeschlossen ist -, dass auch noch der geplante Präsidiums-Neubau nahe der Post platzt. Dann wäre das Unterbringungs-Chaos bei der Trierer Polizei perfekt. r.seydewitz@volksfreund.de

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