Brücken in der Aulstraße und Hermesstraße sind am Ende - Sanierung wäre teurer als Neubau

Trier · Vor sieben Jahren ersetzte ein Provisorium die Straßenbrücke in der Aulstraße, nun muss auch für den parallel verlaufenden Fußgängersteg Ersatz her. Dabei würde es sich erneut um eine vorübergehende Lösung handeln, ist doch weiterhin der Neubau der Brücke und der Ausbau der wichtigen Verbindungsstraße zwischen der Weismark und Trier-Süd geplant.



"Der Überbau der Aulbrücke wird durch eine Stahlkonstruktion temporär für maximal sechs Jahre ersetzt", beschloss der Trierer Stadtrat im Juni 2008. Dem Beschluss vorausgegangen waren heftige Debatten. Denn ursprünglich war ein Neubau der Querung über die Bahngleise geplant, und bei dieser Gelegenheit sollten auch die Aulstraße sowie der Abschnitt der Straße Auf der Weismark bis in Höhe Arnulfstraße ausgebaut werden. Schließlich handelt es sich um eine stark befahrene Trasse von Heiligkreuz und Feyen in Richtung Adenauer-Brücke und Saarstraße.

Der Steg scheint nicht mehr zu retten

Im Stadtrat fasste man einen Doppelbeschluss (siehe Extra): Das Provisorium einbauen und parallel die "große Lösung" vorantreiben. "Zeitgleich wird der Neubau der neuen Brücke 20 Meter neben der aktuellen Brücke geplant und innerhalb der sechs Jahre (bis 2015) vollzogen", erklärte der seinerzeitige Chef des Tiefbauamts vor dem Stadtrat.
Sieben Jahre später steht das Provisorium noch immer, während der beschlossene Neubau weiter auf sich warten lässt. Doch hinter verschlossenen Türen ist die Aulbrücke wieder ein Thema, vergangene Woche beriet der Bauausschuss in nichtöffentlicher Sitzung über eine "Überbauerneuerung" der Fußgängerbrücke. Der Steg, der parallel zur Straßenbrücke verläuft, scheint nicht mehr zu retten, wie der Vorlage zu entnehmen ist, die dem TV vorliegt; sein Zustand habe sich "in den letzten Jahren erheblich verschlechtert".
Das jedoch war einigermaßen absehbar und hätte niemanden mehr überraschen dürfen. Denn 2008 beschloss der Stadtrat auf Vorschlag der Verwaltung auch, dass die Fußgängerbrücke "nur erhaltungssaniert" werde, also "nur die dringendsten Arbeiten" durchgeführt würden, "damit der Auflage des Prüfberichtes im minimalsten Umfang für die nächsten sechs Jahre Rechnung getragen wird".
Jetzt schlägt das Baudezernat einen kompletten Ersatz für den Steg vor, dieser soll einer Alufertigkonstruktion weichen. Eine Sanierung des Bauwerks sei aufgrund "des großen Ausmaßes der Schäden" technisch sehr aufwendig und unwirtschaftlich. Die nun vorgesehene Lösung hat ihren Preis, im Rathaus rechnet man mit 340000 Euro Baukosten. Das Dezernat argumentiert, dass ein Ausbau der Aulstraße und ein Neubau der Brücke "nicht vor 2018" zu erwarten seien. Dann wäre der Steg an dieser Stelle überflüssig, doch ließe sich das Provisorium auch andernorts verwenden; zum Beispiel einige Hundert Meter südlich, als Ersatz für die Sandbachbrücke.

Eine Variante ist vom Tisch

Im Rathaus stellte man auch Überlegungen an, die Fußgänger künftig über die vorhandene Straßenbrücke zu leiten. Doch hierfür hätte die Fahrbahn von 4,5 auf 3,4 Meter verengt werden müssen, um Platz für ein breiteres Schrammbord zu schaffen. Auch wäre eine Ampelanlage notwendig geworden. Das hätte den ohnehin schon häufig stockenden Fahrzeugverkehr zusätzlich ausgebremst.
In der Hermesstraße im Trierer Osten ist dieser schon zum Erliegen gekommen - seit die Stadt 2014 eine Vollsperrung für Autos und LKW veranlasste. Für Fußgänger und Radfahrer, die die bestehende Querung noch gefahrlos passieren dürfen, soll 2016 eine neue Brücke kommen. Auch hier kamen Ingenieure zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung den Steuerzahler teurer käme als ein Abriss des bestehenden Bauwerks und der Einbau einer neuen Alukonstruktion. Die kalkulierten Gesamtkosten für die Neubauvariante liegen bei fast einer halben Million Euro.
Wann die Arbeiten starten, ist noch unklar, doch sollen diese "aus synergetischen Gründen" gleichzeitig mit der Maßnahme in der Aulstraße angegangen werden. Im Ausschuss kündigte die Verwaltung an, dass beide Vorhaben 2016 realisiert werden sollen.Extra: Der Doppelbeschluss

Als die Kommunalpolitik 2008 über das Thema Aulbrücke debattierte, ging es hoch her. Gegen den erklärten Willen von Baudezernentin und Oberbürgermeister, die einen Neubau favorisierten, beschlossen CDU und UBM (heute FWG) eine Sanierung des maroden Bauwerks.
Der damalige Ortsvorsteher von Feyen/Weismark trat aus Protest aus der CDU aus.
Wenige Monate später zauberten OB und Dezernenten eine "Mietlösung" aus dem Hut: Ein Provisorium sollte die wichtige Verbindung sicherstellen. Damit war die Basis für den Doppelbeschluss geschaffen: das Provisorium anmieten und zeitgleich die Planungen für die "große Lösung", einen Ausbau der Aulstraße und einen Neubau der Brücke, vorantreiben.
2008 wurde die provisorische Brücke eingebaut, 2010 kaufte die Stadt die Stahlkonstruktion zu günstigen Konditionen und beendete die Mietlösung.
Seither war es still geworden um die Pläne für einen Neubau.Meinung: Erst der Neubau, dann Castelnau II!

Die Geschichte entbehrt nicht einer gewissen Ironie, doch sie ist auch entlarvend für die Art und Weise, wie in Trier bisweilen Politik gemacht wird: Weil sich die Ratsmitglieder 2008 für ein Provisorium entschieden, werden sie nun an einem zusätzlichen Provisorium kaum mehr vorbeikommen.
Es scheint sich zu bewahrheiten, was Kritiker schon damals unkten: Ist die temporäre Brücke eingebaut, verschwindet die "große Lösung" erst einmal in der Versenkung oder bleibt womöglich vollends auf der Strecke.
Dabei müssten sowohl der Ausbau der Straße als auch der Neubau der Brücke längst auf den Weg gebracht sein. Weil der Trierer Stadtrat es im Jahr 2008 so beschlossen hat, vor allem aber, weil seither Hunderte Menschen nach Feyen zogen und für zusätzlichen Verkehr in diesem Teil der Stadt sorgten.
Wenn die Ratsmitglieder sich an ihren Beschlüssen messen lassen wollen, müssen sie Druck auf die Verwaltung ausüben, auf dass diese endlich die große Lösung angeht.
Oder es muss ein weiterer Beschluss her: Für das geplante Neubaugebiet Castelnau II gibt es erst dann grünes Licht, wenn der Ausbau des Nadelöhrs Aulstraße gestartet wurde.

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