Bürger fragen: Warum Geheimnisse?

EHRANG. Ein Negativbeispiel der Stadtteilrahmenplanung spielt sich derzeit in Ehrang ab. Die jüngsten Treffen der Arbeitsgruppen fanden im März statt. Bürger ärgern sich über "Geheimniskrämerei" der Verwaltung und Stillstand des Projekts.

"Was ist eigentlich aus dem Bürgergutachten für Ehrang-Quint geworden?" Diese Frage stellen sich zur Zeit viele Bürger im Stadtteil. Drei verschiedene Arbeitsgruppen waren im Dezember vergangenen Jahres gebildet worden. In kurzer Folge traf sich bis März jede der Arbeitsgruppen viermal für mehrere Stunden - die Beteiligung war überwiegend gut. Viele der Bürger engagierten sich nicht nur mit der Eingabe von Ideen, sondern setzten Zeit und Geld ein, um angestrebte Änderungen im Stadtteil auf ihre Machbarkeit hin zu prüfen. Doch seit März ist es still geworden um das Bürgerbeteiligungsverfahren. Der letzte Workshop fand am 12. März statt; etliche Beteiligte machten unzufriedene Bemerkungen."Führungslose Moderation"

"Zu wenig Zukunftsorientierung in der Themenwahl, die zudem häufig durch persönliche Interessen bestimmt sind, eine führungslose Moderation, mangelnde Betreuung und Beteiligung durch die Verwaltung", lauteten die Vorwürfe. Ein Protokoll des letzten Workshops wurde den Beteiligten nicht mehr zugestellt und weitere Treffen für April abgesagt. Eine Stellungnahme, mit welchen Problemen das Bürgerbeteiligungsverfahren in Ehrang zu kämpfen hat, möchte Johannes Weinand, Leiter des Stadtentwicklungsamts, nicht abgeben. Erneute Einladungen an die Beteiligten gingen noch in den nächsten Tagen heraus, ließ er durch Stadtpressesprecher Ralf Frühauf vor zwei Wochen wissen. Doch das stimmt nur mit Einschränkungen. Lediglich die Sprecher der Arbeitsgruppen und Ortsvorsteher erhielten kurzfristig Einladungen für den vergangenen Dienstag. Darin heißt es kryptisch, dass man aus "verfahrenstechnischen Gründen" die Arbeit in den Arbeitsgruppen im März unterbrochen habe - über die Gründe wissen viele der Beteiligten allerdings nichts. Genauso wenig darüber, dass es eine außerordentliche Sitzung nur der Arbeitsgruppensprecher im März im Amt für Stadtentwicklung gab. Dabei wurde die im Workshop geäußerte Kritik erläutert und nach Lösungen gesucht. Eine davon sah offenbar vor, die Zusammenarbeit mit dem moderierenden Taurus-Institut aufzukündigen. Am Dienstag war der Einladung ins Stadtentwicklungsamt, zu dem auch Vertreter des Mariahofer Bürgergutachtens eingeladen waren, nur eine Teilnehmerin aus Ehrang gefolgt. Die lange Unterbrechung, ohne die Teilnehmer ansatzweise über den Stand des Verfahrens zu informieren, sorgt im Stadtteil für Verdruss. "Da mache ich nicht mehr mit", erklärte ein Bürger, der sich über die mangelnde Transparenz des Prozedere beklagte. "Etwa 20 Stunden habe ich in das Projekt gesteckt, dazu noch etliche Euro, wenn wir in einer Kneipe tagen mussten." Das Engagement habe er anfangs gerne aufgebracht, nun ärgere er sich aber über die "Geheimniskrämerei der Verwaltung". "Wenn die Sache noch mal startet, können wir von vorne anfangen", fürchtet er. Ganz so schlimm wird es nicht kommen. Wie Ortsvorsteher Günther Merzkirch erfahren hat, soll - ähnlich wie in anderen Stadtteilen - in einer "Zukunftskonferenz" künftig in mehrtägigen Wochenendworkshops das Bürgergutachten fortgesetzt und abgeschlossen werden - der erste Termin ist für 17. September vorgesehen.

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