Bürger gegen Busplanänderung

TRIER. Gegen die Pläne, die Weismark von der Stadtbus-Direktverbindung zur Saarstraße abzukoppeln, setzt sich eine Bürgerinitiative zur Wehr. Mehr als 1200 Protest-Unterschriften überreichte die BI gestern Oberbürgermeister Helmut Schröer bei einem Gespräch im Rathaus.

Groß ist der Unmut der Weismarker: Rund 80 kamen in der vergangenen Woche zum ersten, kurzfristig anberaumten Treffen in die "Aulbachstuben", um zu diskutieren, wie man gegen die Pläne von Stadt und Stadtwerken (SWT) vorgehen könnte. Diese sehen vor, die Weismark von der Stadtbus-Anbindung von und zur Saarstraße abzukoppeln. "Die meisten Teilnehmer waren älter als 65 Jahre", berichtet Gottfried Bender, einer der Sprecher der "Bürgerinitiative Bus-anbindung Weismark" und macht damit auf das Grundübel der Pläne aufmerksam: Vor allem ältere Menschen sind wegen der neuen Routenführung von der Saarstraße und der Matthiasstraße und auch von Teilen der Innenstadt abgekoppelt. "Diese Menschen haben dort seit Langem ihre Ärzte, ihre gewohnten Einkaufsmöglichkeiten und ihre Kontakte", führte Bender an. Aber auch junge Mütter mit Kindern und Menschen ohne Autos seien hart getroffen von der neuen Regelung.Diskussion im Rathaus

Ab 7. Januar soll die Linie 3 aus der Saarstraße nicht mehr am Südbahnhof entlang den Hopfengarten hochfahren und dann am Mattheiser Weiher vorbei auf die Weismark (der TV berichtete). Stattdessen fahren alle Busse der 3 weiter Richtung St. Matthias. Dadurch wollen die Stadtwerke die "Löcher" stopfen, die dadurch entstehen, dass zwei von acht Bussen der Linie 3 stündlich am Südbahnhof abbiegen. "Das südliche Quartier soll wieder eine regelmäßige Zehn-Minuten-Taktung erhalten", erklärt Frank Birkhäuer, Chef der SWT-Verkehrs-GmbH, die Notwendigkeit der Änderung. Die Weismark soll dafür künftig über die "Ost-Trasse" an die Innenstadt angebunden werden: Die Linie 5 fährt auf dem Weg der Linie 2 über Heiligkreuz zur Weismark-Endstation Pfahlweiher. Durch die Änderung ist die Weismark nicht nur von der Saar- und Matthiasstraße abgekoppelt. "Während man mit der 3 zum Theater oder zum Markt auf dem Viehmarkt fahren konnte, fährt die 5 die Weberbach entlang - eine deutlich weniger attraktive Strecke", monierte BI-Sprecher Paul-Georg Schmidt beim Gespräch mit OB und SWT-Aufsichtsratsmitglied Helmut Schröer und Frank Birkhäuer. Die BI hatte um das Gespräch im Rathaus gebeten. Rund eineinhalb Stunden tauschten beide Seiten Argumente aus. Schröer betonte, dass die Fahrplanänderung kein Alleingang der SWT sei, sondern vom Aufsichtsrat beschlossen wurde, der neben SWT-Vertretern und OB mit 13 Stadtratsmitgliedern besetzt ist. Etwa 100 000 Euro jährlich würde es zusätzlich kosten, die Linie 5 über Saarstraße und Hopfengarten zu führen und gleichzeitig die Taktung der Linie 2 beizubehalten. Auch ein kleiner Shuttlebus, der im Pendelverkehr ab St. Matthias über die Aulstraßenbrücke die Weismark bedient, sei nicht realisierbar. "Wir bräuchten mindestens 16 Plätze - damit werden die Busse zu groß für die ab 2,8 Tonnen gesperrte Brücke", argumentierte Birkhäuer. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber auch im ÖPNV müssen bei unserer defizitären Haushaltslage rationale Überlegungen möglich sein, ohne dass die moralische Keule herausgeholt wird", sagte Schröer. Die "moralische Keule" hatten die BI-Vertreter in der Aktentasche dabei: Ein Protestbrief mit Einwänden, ein Stapel persönlicher, aber sicher nicht allzu liebenswürdiger Briefe an den OB und eine Liste mit exakt 1265 Unterschriften gegen die Linienänderung. Schröer versprach, die Argumente noch einmal zu prüfen. "Möglicherweise finden wir eine Lösung - aber versprechen kann ich nichts."

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