Bummeln bis zum Gong der Tagesschau

TRIER. Lange Samstage das ganze Jahr über - höchstwahrscheinlich wird das auch für Trier bald Normalität. Das geänderte Ladenschlussgesetz erlaubt, dass die Geschäfte ab 1. Juni samstags bis 20 Uhr geöffnet bleiben. In der Moselmetropole werden voraussichtlich zahlreiche Geschäftsleute auf diesen Zug springen.

Bummeln und Besorgungen machen bis 18 Uhr - aus der Adventszeit sind die Trierer dies seit vielen Jahren bereits gewohnt. Volle Geschäfte und belebte Straßen, vor allem am zweiten langen Samstag vor Weihnachten, gehören in dieser Zeit zum Stadtbild. Nach Verabschiedung des geänderten Ladenschluss-Gesetzes vor wenigen Wochen würde der Einzelhandel gerne auch an den übrigen Samstagen des Jahres ein ähnliches Bild zeichnen. Alleingang nicht lohnenswert

Noch ist nicht klar, welche Trierer Einzelhändler die längeren Verkaufszeiten anbieten werden. Generell stehen die meisten der vom Trierischen Volksfreund befragten Geschäftsleute dem Vorhaben positiv gegenüber. Gleichwohl möchte die Mehrheit nur mitmachen, wenn sich ein Großteil aller Geschäfte daran beteiligt. Ein Alleingang erscheint niemandem lohnenswert. "Nach meinem Eindruck wird das Thema relativ gelassen betrachtet", sagt Alfred Thielen, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Trier (EHV). "Es wird die Ausnahme bleiben, nicht länger zu öffnen." Größere Unternehmen mit Betriebsrat müssen sich allerdings noch bis Juni mit der Belegschaft einig werden. Nachdem die Arbeitgeber den Manteltarifvertrag gekündigt haben und gestern sowie am 27. Mai weitere Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Gewerkschafts-Seite anstanden und zu führen sind, steht das endgültige Ergebnis noch in den Sternen. Nach gültigem Tarifvertrag, der so lange nachwirkt, bis ein neuer vereinbart ist, wären längere Öffnungszeiten am Samstag derzeit nicht möglich, erläutert Alfons Scheuring, Verdi-Sekretär für Handel im Bezirk Trier. Auch ohne neuen Abschluss könnte der Einzelhandel dennoch länger öffnen, wenn sich die Firmen mit ihren Betriebsräten einigen. Bei Karstadt etwa stehen die Zeichen gut. Personalreferent Hubert Darda hofft zwar, dass es bis 1. Juni einen Abschluss gibt. Vorgespräche mit dem Betriebsrat seien bereits gelaufen. "Das machen alle", weiß Darda. Der Betriebsrat sei einsichtig. "Wir sehen an den langen Samstagen, die wir bisher hatten, dass es sich lohnt." Das Unternehmen strebe zudem nicht die 20-, sondern die 18-Uhr-Marke an. "Zwei Stunden mehr tun uns gut." Beim Mitbewerber Galeria Kaufhof versichert Geschäftsführer Michael Trittermann, "auf jeden Fall" mitzumachen. Die Mehrarbeit würde schließlich abgefedert, die Mitarbeiter seien "absolut einsichtig. Wir haben detaillierte Erhebungen gemacht und wissen, dass es ein Fehler war, bislang um 16 Uhr zu schließen. Zwischen 14 und 16 Uhr ist die stärkste Frequenz der gesamten Woche". Als modernes Dienstleistungs-Unternehmen müsse man sich der Situation stellen - um 18, nicht um 20 Uhr werden die Kaufhof-Türen demnächst wohl schließen. Auch bei Sinn & Leffers wird derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt. "Es ist ja schon lange in der Diskussion. Begeistert ist sicher keiner, das Verständnis ist aber da", meint Abteilungsleiterin Elke Schneider. Auch dort wird 18, nicht 20 Uhr angepeilt. "Es wird sich rentieren", ist Schneider überzeugt. Gleicher Tenor bei den Kollegen von C&A sowie H&M: Auch dort kann die Kundschaft in Kürze an Samstagen voraussichtlich bis 18 Uhr einkaufen. H&M-Filialleiter Kai Schulte Strathaus macht die Entscheidung jedoch davon abhängig, ob die übrigen Einzelhändler mitziehen: "Im Alleingang macht das keinen Sinn." Der Alleingang zeichnet sich nicht ab - auch die kleineren Fachgeschäfte werden mitziehen. Sabine Dixius, Filialleiterin des "Brotkörbchens" in der Fleischstraße: "Samstagmittags bringt das schon was, wir werden wohl bis 18 Uhr öffnen." Auch Peter Stephanus, Mit-Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung, kennt den Samstag als einkaufsstärksten Tag. "Deshalb würden wir es auf einen Versuch ankommen lassen, wissen es aber noch nicht ganz genau und warten ab, wie die Mehrheit sich entscheidet." Doris Kugel, Inhaberin der Boutique "Jadis", betrachtet das "Mitziehen" als "Verpflichtung". "Wir müssen eine einheitliche Regelung finden und uns als Gesamtheit in der Innenstadt präsentieren". Ihre Meinung in Kürze?E-Mail an echo@volksfreund.deIm "Echo" veröffentlichen wir aktuelle Stellungnahmen unserer Leser zu TV-Artikeln. Sie sollten bis 16 Uhr vorliegen und können maximal 30 Zeilen à 32 Anschläge lang sein. Zusendung per Fax: 0651/7199-439.KOMMENTAR SEITE 10

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