Busfahrer streiken zum Schulbeginn

Aller Voraussicht nach wird die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter der SWT Stadtbus GmbH in Trier für Montag, 24. August, erneut zum Streik aufrufen. Ausgerechnet am ersten Schultag nach den Ferien kommen dadurch wahrscheinlich viele Schüler und Pendler zu spät zum Unterricht oder zur Arbeit.

Trier. "Trier als neue Speerspitze?", lautete eine TV-Schlagzeile am Montag. Inzwischen steht fest: Im Tarifkonflikt des privaten Transport- und Verkehrsgewerbes wird nach dem Burgfrieden in Koblenz wieder verstärkt in Trier gekämpft.

Weil bis gestern kein Angebot der Arbeitgebervertreter einging, hat die Verdi-Tarifkommission die Ausweitung der Warnstreiks beschlossen. "Ganz allein die Arbeitgeber haben es zu verantworten, wenn zu Schulbeginn die Busse stillstehen", sagt Verdi-Sprecherin Birgit Sperner. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn, aber mindestens 200 Euro mehr pro Monat.

Die Fahrer der Koblenzer Verkehrs-Service GmbH bekommen nach der betriebsinternen Einigung 100 Euro (5,4 Prozent) mehr pro Monat. Für jeden Krankheitstag werden allerdings zehn Euro abgezogen.

"Diese Anwesenheits-Prämie zahlen wir schon seit 1999", stellt Frank Birkhäuer, Geschäftsführer der SWT Stadtbus GmbH, fest. Zwar würden in Trier pro Krankheitstag 20 Euro abgezogen, aber zunächst 100 Euro mehr gezahlt. Hinzu kämen übertarifliche Leistungen wie betriebliche Altersvorsorge und ein Spesensatz von täglich 6 Euro statt 4,09 Euro.

"Das ist eine Milchmädchen-Rechnung, denn in Koblenz gibt es wiederum andere Zulagen", kontert Verdi-Sprecher Bernd Oleynik. Das SWT-Angebot einer freiwilligen Leistung von 40 Euro pro Monat hatte Verdi als zu gering abgelehnt.

Noch gibt es keinen konkreten Streik-Aufruf. Nach TV-Informationen läuft jedoch alles auf Montag, 24. August, hinaus. "Wir versuchen im Sinne der Kunden wieder alles, um einen Ersatzfahrplan auf die Beine zu stellen", versichert Birkhäuer.

"Ein Streik zum Schulanfang ist der Super-Gau", ärgert sich Erika Moersdorf, Elternsprecherin des Humboldt-Gymnasiums Trier. "Wer aus dem Urlaub kommt, erfährt vielleicht nichts davon. Wer sein Kind bei der Einschulung oder einem Schulwechsel begleitet, kann nicht gleichzeitig sein anderes Kind fahren. Für berufstätige Eltern wird es schwierig, morgens umzuorganisieren."

Meinung

Noch lange nicht vorbei

Seit Ende März ist der Tarifvertrag im Verkehrsgewerbe gekündigt. Doch der Konflikt hat seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Zu massiv scheint die Mauer des Schweigens zwischen den Parteien. Dabei zeigt die maßvolle Einigung in Koblenz, dass Lösungen für beide Seiten ohne Gesichtsverlust machbar sind. Dazu bedurfte es des Druckmittels "Rhein in Flammen", wo ein Verkehrs-Chaos drohte. Deshalb pickt sich Verdi in Trier nach Altstadtfest und Moselfest gezielt den Schulbeginn heraus. Leidtragende sind Schüler, Eltern und Pendler. Die Stadt und ihre Busgesellschaft müssen für die ganze Branche landesweit den Kopf hinhalten. m.hormes@volksfreund.de

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