Butterstulle statt Geschnetzeltes

Ärger an der Grundschule St. Peter Trier-Ehrang: Ab heute gibt es für die Ganztagsschulkinder kein warmes Mittagessen mehr. Der Schulleiter zieht damit die Konsequenzen aus bürokratischen Vorgaben.

 Ein Bild aus früheren Tagen: Warmes Mittagessen, vom Schulleiter serviert, wird es in Ehrang ab Montag nicht mehr geben. TV-Foto: Gabriela Böhm

Ein Bild aus früheren Tagen: Warmes Mittagessen, vom Schulleiter serviert, wird es in Ehrang ab Montag nicht mehr geben. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Ehrang. In einem Brief an die Eltern teilte der Schulleiter Karl-Heinz Schäfer vergangene Woche mit: "Ab sofort gibt es an unserer Schule kein warmes Mittagessen mehr." Stattdessen könnten die rund 30 betroffenen Kinder, die über Mittag in der Schule wären, ihr Butterbrot mitbringen und würden dabei von der Schule beaufsichtigt und betreut. Die dafür entstehenden Kosten würden den Eltern mitgeteilt. Mit dieser Entscheidung hat der Schulleiter die Reißleine und Konsequenzen aus bürokratischen Vorgaben gezogen. Seit Jahren hat er die Ehranger Grundschule bereits als Ganztagsschule in offener Form eingerichtet.Mit zu dem Angebot gehörte ein Mittagessen, dass von einem Ehranger Metzgerbetrieb täglich angeliefert wurde. Mit 2,50 Euro lag es unter den üblichen städtischen Schulessens-Preisen und bot im sozialen Brennpunkt "vielen Kindern das einzige warme Mittagessen während der Woche", so Schäfer. Die Mittagessenregelung, die von informierten Behörden offenbar stillschweigend geduldet wurde, fand ihr überraschendes Ende infolge städtischer Entscheidungen. Denn nach dem Wunsch aller beteiligten Gremien sollte die Schule zum nächsten Schuljahr zur Ganztagsschule in Angebotsform werden. Dazu hätte die Stadt die räumlichen Voraussetzungen wie eine Küche nach modernem Standard schaffen müssen.Stadt befürwortet den Antrag nicht

Prüfungen hatten ergeben, dass eine vorschriftsmäßige neue Kücheneinrichtung 136 000 Euro kosten würde, habe Schuldezernent Ulrich Holkenbrink dem Schulleiter mitgeteilt. Daher würde die Stadt den Antrag der Schule nicht befürworten. Neben einer Edelstahl-Ausführung gehören geflieste Räume und getrennte Toiletten zu den Vorgaben. "Die sind völliger Unfug", moniert Schäfer, dem das persönliche Risiko zu hoch wurde. Dennoch sagen ihm Eltern mit seiner aktuellen Entscheidung eine überzogene Reaktion nach. Einen Aufruf an die Eltern, ihrem Ärger bei der letzten Ortsbeiratssitzung Luft zu machen, nahm Schäfer am Folgetag wieder zurück. Denn laut ministerieller Aussage werden Ganztagsschulen vorerst nur dort eingerichtet, wo noch keine wohnortnah vorhanden sind. Damit ist das Projekt Ganztagsschule in Angebotsform für Ehranger vorerst gestorben - sie können ihre Kinder nach Biewer schicken. extra Aus dem Ortsbeirat: Karl-Heinz Schäfer kam als Ehranger Schulleiter in der ersten Fragestunde des Ortsbeirats Ehrang zu Wort und verwies auf die ministerielle Entscheidung. Leo Gohr, SPD-Vorsitzender, sagte: "Man sollte prüfen, ob es nicht kostengünstigere Alternativen gibt und nachfragen, ob der Schulleiter von einem auf den anderem Tag das warme Essen einstellen kann." Bertrand Adams, CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, sagte: "Dass Schäfer freiwillig die Ganztagsschule anbietet, daraus kann man ihm jetzt keinen Strick drehen."

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