CDU geht auf Bürger zu

Dreieinhalb Monate nach dem Amtsantritt von Bernhard Kaster als Chef der Trierer CDU ist in der Partei ein neues "Wir-Gefühl" auszumachen. Die Union hat die Schlappe der OB-Wahl offenbar überwunden und will wieder stärker auf die Bürger zugehen.

 CDU-Parteichef Bernhard Kaster. TV-Foto: Giarra

CDU-Parteichef Bernhard Kaster. TV-Foto: Giarra

Trier. Mit den Schlagworten "Transparenz" und "Bürgerbeteiligung" hat der Sozialdemokrat Klaus Jensen als unabhängig auftretender Bewerber im September 2006 die Wahl zum Oberbürgermeister (OB) der Stadt Trier gewonnen. Für die machtgewohnten Christdemokraten, die jahrzehntelang den Rathaus-Chef stellten, war der Wahlabend eine Zäsur. Fast alle in der erfolgsverwöhnten Union empfanden die Niederlage als Schmach und als Schlag ins Kontor. Noch heute fragt sich wohl mancher, wie es Jensen auf den OB-Posten schaffen konnte. Bernhard Kaster hat die Lage mit seinen Mitstreitern analysiert und vor allem diese Lehre aus der Niederlage gezogen: "Wir müssen erheblich bürgerfreundlicher werden."Der Bundestagsabgeordnete hat auch konkrete Vorstellungen, wie das zu bewerkstelligen ist. "Politik am Palastgarten" lautet ein wichtiges Vorhaben. Damit ist gemeint, die Parteizentrale in der Seitzstraße als solche in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und sie als Anlaufstation für die Trierer zu etablieren, sei es für politische Diskussionen oder für einfache Hilfestellungen im Alltag. "Im Moment gibt es ja noch nicht einmal eine einheitliche CDU-Telefonnummer", moniert Kaster - und will das schnellstens ändern. Die räumliche Neuordnung, die mit Umbauten verbunden sein wird, soll schon in Kürze beginnen.Offene Diskussionen beim Sommerfest

Bernhard Kaster empfand es zunächst als seine vornehmste Pflicht, die Union aus ihrer Lethargie zu reißen, was ihm und seinen Kollegen im Kreisvorstand - Ulrich Dempfle, Birgit Falk und Udo Köhler als Stellvertreter sowie Michael Witzel als Schatzmeister - auch gelungen zu sein scheint. Jedenfalls wird mittlerweile wieder viel offener und emsiger miteinander diskutiert, zum Beispiel beim Sommerfest am vergangenen Freitag. Dabei ist es Kaster besonders wichtig, dass zumindest alle Mandats- und Funktionsträger den gleichen Informationsstand haben. Gerade erst hat es wieder eine Sitzung gegeben, an der neben dem Kreisvorstand auch die Stadtratsfraktion, die Stadtbezirks-Vorsitzenden und die CDU-Ortsvorsteher teilgenommen haben. "Dabei kommt alles auf den Tisch, Geheimnisse gibt es nicht", sagt Kaster. Das war schon mal anders in der CDU.Letztlich sind es jedoch nicht (nur) die eigenen Parteimitglieder, die mit Blick auf die Kommunalwahl in zwei Jahren überzeugt werden müssen, sondern vor allem die Wähler. Und das geht nur über Inhalte. Ein Mittel, von dem sich Bernhard Kaster Erfolg verspricht, ist das Erklären der "großen" Politik in Berlin oder Mainz auf lokaler Ebene. Er lädt deshalb bekannte Politiker oder Persönlichkeiten nach Trier ein. Wolfgang Zöller, Verhandlungsführer der Union bei der Gesundheitsreform, stellte sich etwa einer Zuhörerschaft von Bürgern, Apothekern und Ärzten. Bahnchef Mehdorn hat zwar seinen Besuch gerade abgesagt, der soll aber auf jeden Fall nachgeholt werden. Und Kaster kündigt an, dass am 18. Oktober Kulturstaatsminister Neumann nach Trier kommen wird, wenn es wieder heißt "Die Region in einem Boot". Auf dem Schiff "Princesse Marie Astrid" soll über die Nachhaltigkeit kultureller Veranstaltungen (Antikenfestspiele, Brot und Spiele) diskutiert werden.Dem möglichen Vorwurf, er sei als Abgeordneter in Berlin zu weit weg vom lokalen Geschehen, begegnet der 49-Jährige locker mit einem Verweis auf seinen Terminkalender. Darin stehen zahlreiche Gespräche mit Bürgern und Verantwortlichen aus Trier. Und in der Tat gibt es kein kommunales Thema, bei dem der ehemalige Trierer Stadtrat und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land nicht bestens Bescheid wüsste. Diese Kompetenz will der Pfalzeler auch bei einem Forum mit dem Titel "Zukunft Trier" einbringen, das in Vorbereitung ist. Ziel: Die CDU will mit den Bürgern diskutieren und ausloten, welche Schwerpunkte in der kommunalpolitischen Arbeit gesetzt werden sollen.

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