Casting-Show im Trierer Rathaus

Am heutigen Samstag schlägt die Stunde der Wahrheit für die Bewerber um die Dezernentenposten im Trierer Rathaus: Zehn von ihnen müssen sich auf eine Marathon-Runde durch die Fraktionen machen.

Trier. Erste große Überraschung: Die Leiterin der Europäischen Kunst-Akademie, Gabriele Lohberg, ist nicht mit dabei. Die Bewerberin mit dem klarsten kulturpolitischen Profil wurde nicht eingeladen.

Offenbar hatte keine Fraktion Interesse daran, sich ihre Vorstellungen anzuhören. So muss sie am Samstag nicht auf die Vorstellungs-Tour, die von 9 bis 17 Uhr anberaumt ist und in Form von "Einzelgesprächen" mit jeder Fraktion stattfindet.

Ein freies Wochenende kann auch der amtierende Dezernent und Bürgermeister Georg Bernarding buchen: Die Fraktionen haben darauf verzichtet, den seit Jahren in Amt und Würden befindlichen CDU-Politiker zum "Vortanzen" einzuladen. Die CDU hat ihn ohnehin fest nominiert, das Ampel-Bündnis will ihn ablösen - bleibt nur noch die Frage, was UBM und Linke machen, und ob es mögliche "Abweichler" im Bündnis gibt, wenn am 29. Oktober im Stadtrat endgültig gewählt ist. Dort hat die Ampel 29 der 56 Stimmen.

Ebenfalls nicht antreten muss Noch-Schul- und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, dessen Wiederwahl sowieso nicht zur Debatte steht. Und noch einer kann zu Hause bleiben: Albert Fußmann, ehemaliger Exhaus-Chef und Direktor eines Institutes für Jugendarbeit in München, wartete ebenfalls vergeblich auf Post aus dem Rathaus. Warum gerade Hochkaräter mit Trier-Bezug gar nicht erst in die engere Wahl kamen, darüber ließe sich trefflich spekulieren.

Während beim Wirtschafts-, Ordnungs- und Kulturdezernat alles auf ein Finale zwischen dem FDP-Chef und Bündnis-Architekten Thomas Egger und dem Unternehmensberater Martin Fontanari hinausläuft, sind beim höher dotierten Bürgermeisterposten, der auch das Sozial-, Schul-, Sport- und Jugenddezernat umfasst, neben Amtsinhaber Bernarding noch mindestens drei weitere Namen ernsthaft im Gespräch: Neben dem grünen Lokalmatadoren Reiner Marz die ehemalige grüne Ministerin Angelika Birk aus Schleswig-Holstein und der pfälzische SPD-Beigeordnete Thomas Strunk.

Letzterer dürfte allerdings innerhalb der Bündnis-Arithmetik keine Chance haben, wenn die Grünen ihn nicht vorschlagen - wofür wenig spricht. Marz hat einen Heimvorteil, Birk könnte mit der Frauenquote punkten, was bei den Grünen traditionell eine große Rolle spielt. Dass im weiteren Kandidaten-Pool noch Überraschungen lauern, ist unwahrscheinlich. Häufig sagen auswärtige Bewerber, die sich wenig Chancen ausrechnen, solche Massen-Bewerbungstermine auch kurzfristig ab. Anfang der Woche wollen die Fraktionen dann intern beraten, wen sie für die End-Abstimmung nominieren.

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