Charmante Botschafterin der Wirtschaft

'TRIER. Ganz offiziell wurden Oberbürgermeister Helmut Schröer und die Beigeordnete Christiane Horsch bei der Stadtratssitzung am Dienstagabend aus ihren Ämtern entlassen. Lockerer, aber nicht weniger emotional, ging es am Mittwochabend bei der Verabschiedungsfeier der Wirtschaftsdezernentin in der Messeparkhalle zu.

 Charmant und gutgelaunt: Christiane Horsch bei ihrer Abschiedsfeier in der Messeparkhalle. TV-Foto: Christiane Wolff

Charmant und gutgelaunt: Christiane Horsch bei ihrer Abschiedsfeier in der Messeparkhalle. TV-Foto: Christiane Wolff

Es dauerte einige Sätze, bis Helmut Schröers Stimme wieder gewohnt fest war und seine Sätze zu seinem eigenen, leicht singenden Rhythmus zurück gefunden hatten. "Natürlich bin ich etwas wehmütig, das wäre ja auch noch schöner", erklärte der scheidende Oberbürgermeister beinahe trotzig, warum er seine Brille absetzen und sich mit dem Taschentuch die Augen wischen musste. Zu übertriebenen Pathos und Emotionen hat Triers scheidender Oberbürgermeister eigentlich nie einen Hang gehabt, was seine Tränen umso rührender machte. Bürgermeister Georg Bernarding, nicht direkt ein Busenfreund Schröers, hatte in der Stadtratssitzung die Verabschiedungsrede gehalten und seinem langjährigen Chef die Ruhestandsurkunde überreicht. Ein "Sich-Kümmerer" um "seine Stadt Trier" sei Schröer in seiner Amtszeit gewesen, mit Freude am "streitigen Diskutieren" und dem Ziel des "politischen Konsens". Schröer gab den Dank für die gute Zusammenarbeit an Stadtvorstand, Stadtrat und seine Mitarbeiter im Rathaus weiter. "Wir waren eben ein Team", sagte er und ermahnte den Rat, für die Wiedererstarkung der kommunalen Selbstverwaltung als wichtigstes Element für die Stadtentwicklung und gegen die Politikverdrossenheit zu kämpfen. Nach der letzten Rede Schröers als Vorsitzender des Stadtrats rückten im Rathaussaal die Stühle: Alle Räte standen auf, um zu applaudieren. CDU und UBM versuchten sich gar im rhythmischen Dauerklatschen."Mit dem Kopf durch die Wand"

Vorher hatte Schröer seiner Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch deren Verabschiedungsurkunde überreicht. "Zielgerichtet und lösungsorientiert" sei Horsch stets gewesen, "eine Regionalpolitikerin mit sehr gutem Ruf". Gewohnt forsch und spontan verabschiedete sich Horsch: "Wie viel Arbeit auf mich zukommt, konnte ich vor acht Jahren gar nicht richtig absehen, aber es hat mir immer Spaß gemacht - auch, wenn ich manchmal mit dem Kopf durch die Wand wollte." Der Rat verabschiedete die Dezernentin ebenfalls mit einem dicken Applaus. Ärger darüber, dass ihre eigene Partei ihr die Kandidatur für ein neues Dezernentenamt erschwert hatte, war Horsch auch am Mittwochabend nicht anzumerken. In die Messeparkhalle hatte die 45-Jährige Mitarbeiter, Freunde, Kollegen, den Stadtrat und langjährige Mit- und Gegenstreiter aus Wirtschaft, Handel und Tourismus eingeladen. Rund 400 Gäste waren zum Feiern gekommen und hörten bei Wein und Häppchen die humorige Rede von Bernd Steil: "Christiane Horsch ist nicht nur ein blondes, sondern auch sehr helles Köpfchen", sagte der Vorsitzender des Personalrats. Ihre Frauenförderung sei beispielhaft gewesen, sie habe immer felsenfest hinter ihren Mitarbeitern gestanden. "Es war eine Freude und Ehre mit Ihnen gestritten haben zu dürfen - auch, wenn ich ihnen manchmal einen langen Urlaub auf einer einsamen Insel gewünscht hätte." Hans-Hermann Kocks, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, verstieg sich in seiner Ansprache zu wahren Lobeshymnen. Wie Perlen an einer Kette würden sich bei der "lieben Christiane" die guten Eigenschaften aneinander reihen. Aussehen, Durchsetzungsvermögen, Flexibilität, Kompetenz und vieles mehr bescheinigte ihr der HWK-Chef. "Dass man so eine kompetente Persönlichkeit weggehen lässt, erschließt sich uns nicht." Als Geschenk der Kammern überreichte er ihr einen Reisegutschein - und bot sich sogar als ihr Begleiter an.Besonderer Dank an Tochter Marie

"Dezernentin bedeutet, nie privat zu sein", zog Horsch schließlich Bilanz. Und dann wurde es ihr trotz der lockeren Atmosphäre für einen kurzen Moment doch schwer ums Herz. Bei ihrem Dank an Tochter Marie, die in den vergangenen acht Jahren oft auf ihre Mutter habe verzichten müssen, versagte der Alleinerziehenden die Stimme.

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