Christen aus Ost und West im Dialog

TRIER. (rgr) Die Pfingstaktion 2003 der katholischen Solidaritätsaktion Renovabis ist gestartet. Etwa 6,9 Millionen Euro hat sie seit ihrer Gründung 1993 im Bistum Trier für Nachbarschaftshilfe in Mittel- und Osteuropa gesammelt.

Wenn die Milch sonntags alle ist, der Rasenmäher streikt, oder man einmal ohne Haustier in den Urlaub fahren will, ist er plötzlich die letzte Rettung: der Nachbar. Dass solche Nachbarschaftshilfe aber nicht nur im unmittelbaren Umfeld möglich und notwendig ist, möchte die katholische Solidaritätsaktion Renovabis mit ihrer diesjährigen Pfingstkollekte bewusst machen.Unter dem Motto "Nachbar sein. Zum Nächsten werden. Aufbruch in ein ganzes Europa" informiert sie über die Probleme der Menschen in Mittel- und Osteuropa und ruft zur solidarischen Hilfe auf.Mit der Aktion feiert Renovabis zugleich ihr zehnjähriges Bestehen. 1993 wurde unter Leitung von Weihbischof Leo Schwarz in Trier die erste Geschäftstelle eröffnet. Heute befindet sie sich in Freising. Die Gründung geht auf die Initiative des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und der Deutschen Bischofskonferenz zurück. Renovabis sollte dazu beitragen, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Ost- und Westeuropa wieder zusammenwachsen zu lassen.Nach Jahren kommunistischer Herrschaft musste kirchliches und religiöses Leben im Osten erst wieder aufgebaut werden. Laut Weihbischof Leo Schwarz ist die Begeisterung der Osteuropäer dafür sehr groß: "Das Priesterseminar in St. Petersburg zum Beispiel ist voll belegt."Neben der Seelsorge steht aber vor allem soziales Engagement im Vordergrund. Schwarz betont, dass dieses unabhängig von Rasse, Religion und Nation geleistet werde. Insgesamt unterstützt Renovabis Hilfsprojekte in 27 Ländern. Diese werden jedoch nicht von der Aktion selbst gesucht, sondern die Betroffenen selbst beantragen Unterstützung, wo sie sie am dringendsten benötigen. In Albanien hilft die Aktion, die Gemeinde Porta Romana mit Trinkwasser zu versorgen. Im kroatischen Karlovac wird ein Frauenhaus möbliert. In Russland werden religiöse Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche unterstützt. Außerdem investiert Renovabis verstärkt in die Bildung. Für Mittel- und Osteuropäer werden Schulprogramme gefördert und Stipendien gewährt. "Denn auch in dem Augenblick, wenn sie zur Europäischen Union gehören, haben diese Länder noch nicht die Möglichkeit, ihre Menschen so auszubilden, dass sie an den politischen Prozessen teilnehmen können", so Schwarz.Austausch der Gaben

Der Weihbischof legt jedoch auch Wert darauf, dass die Aktion nicht nur aus Spenden des Westens besteht, sondern von vornherein auf einem "Austausch der Gaben" beruhte: "In vielen Ländern Mittel-und Osteuropas hat die Kirche einen Frühling erlebt, an dem wir gar nicht genug partizipieren können."Rückblickend ist Leo Schwarz mit dem Erfolg von Renovabis sehr zufrieden. Zwischen 1993 und 2002 wurden allein im Bistum Trier etwa 5,3 Millionen Euro in den Kollekten und etwa 1,6 Millionen Euro durch zusätzliche Spenden eingenommen. Außerdem sind aus privater Initiative zahlreiche Partnerschaftsgruppen entstanden, die von Renovabis wiederholt zu Treffen und Gesprächsrunden eingeladen werden. In St. Wendel hat eine Gruppe zum Beispiel einen besonders guten Draht nach Sibirien entwickelt.Auch die Pfingstaktion bietet die Gelegenheit, sich mit Gästen aus Osteuropa auszutauschen. Im Rahmen des zehnjährigen Bestehens findet der Abschlussgottesdienst mit anschließendem Empfang am 8. Juni im Trierer Dom statt. Bischof Reinhard Marx und Weihbischof Leo Schwarz begrüßen dazu Bischof Mychajlo Koltun aus der Ukraine sowie Jugendliche aus Ukraine und Polen, die in der Nähe von Trier ihr Zeltlager aufschlagen.Nach Leo Schwarz könnte dieser Dialog zwischen Ost und West für die weitere Zukunft Europas entscheidend sein: "Wenn in der europäischen Satzung Gott vorkommen soll, dann schaffen wir das nicht alleine, sondern zum Beispiel auch die Polen. Sie werden das christliche Element in Europa stärken."Weitere Informationen im Internet unter www.Renovabis.de. Spendenkonto: 2128080, Commerzbank BLZ 70040041

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