Collage poetischer Bilder

TRIER. Eine Collage aus poetischen Bildern präsentierte die Kursgruppe "Experimenteller Tanz und Ausdruck" der Tuchfabrik in ihrer Werkstattperformance "Dew". Mittels Tanz, Gesang, Kontakt-Improvisation und Requisiten setzte das achtköpfige Ensemble eigene sowie von einem orientalischen Märchen inspirierte Ideen um.

Ein überraschtes Raunen ging durch den Raum, als sich der Vorhang der großen Tufa-Bühne zur Seite bewegt. Denn es erschien ein Bild, in dem die Grenzen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit verschwammen. Der Blick des Zuschauers wurde per Fotoprojektion in die imaginäre Tiefe einer einsamen, mit Felsbrocken übersäten norwegischen Landschaft gezogen und nahm dennoch ganz reale Körper wahr - Menschenkörper, die in Farbe und Anordnung mit der Landschaft verschmelzen, fast als wären sie selbst aus Stein. Erst ganz allmählich und mit bedächtigen Bewegungen lösten sie sich aus ihren Figurationen, um als Individuen über die Bühne zu gleiten. Die betörende Augenweide hatten acht Teilnehmer des Kurses "Experimenteller Tanz und Ausdruck" unter Leitung von Gudrun Körzel an 20 Abenden und drei Wochenenden erarbeitet. Sie sind keine Profis, haben aber Bühnenerfahrung durch Präsentationen beim Tag des Tanzes. Im November hatten sie sich erneut zusammen gefunden, um eine eigene abendfüllende Bühnenproduktion auf die Beine zu stellen. "Ihr bringt was mit, was ihr gerne umsetzen wollt, das war meine einzige Vorgabe", sagte Gudrun Körzel. Aus vielen Anfangsideen sind drei verarbeitet worden: Der aus einem arabischen Märchen stammende Charakter des "Dew", eines Ungeheuers, das Menschen in Stein verwandelt, das Thema Steine selbst und das Thema Vögel. Was sich verbal sehr abstrakt und seltsam anhört, wurde auf der Bühne zu inspirierenden Bildern verwoben, die sich im Kopf des Betrachters zu einer Geschichte formten. Sie rankte sich um die menschliche Suche nach einem Platz in Leben und Natur, erzählte von Einsamkeit, Versteinerung und wie diese durch Kommunikation aufgebrochen wird. Letzteres trug komische Züge, denn die Tänzer imitierten die flatternden Bewegungen von Looni-Vögeln, bevor sie zum guten Schluss buchstäblich in ihr Nest fanden. Weil ästhetische Hintergrundprojektionen, zeitlupenartige Bewegungen, gesprochene Poesie und minimalistische Musik zu einer Einheit verschmolzen, war die Wirkung sehr intensiv. Unter die Haut ging der Live-Gesang von Christine Radünzel, den Ensemble-Mitglieder als summender Chor begleiteten. Das Publikum war begeistert, Gudrun Körzel sprach von einer "irren Leistung" ihrer Truppe - in Darstellung und Inszenierung. Alle Mitglieder hatten daran und an der Ausstattung mitgewirkt. So wurden Bildideen und Norwegen-Fotos beigesteuert und dekorative Vogelnester aus Weidenruten geflochten.

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