Container für Kinder

Die 120 Kinder des Kindergartens St. Michael in Mariahof werden in Container ausquartiert. Das Kindergarten-Gebäude muss wegen starken Schimmelbefalls komplett geschlossen und generalsaniert werden. Auch die seit Januar wegen Schimmels geschlossene Kindertagesstätte Trimmelter Hof bleibt länger dicht, als zunächst angekündigt.

Trier. Die nächsten anderthalb bis zwei Jahre müssen die 120 Kinder des kirchlichen Kindergartens St. Michael in Mariahof in Containern singen, basteln, essen und schlafen. Selbst zur Toilette gehen können sie künftig nicht mehr in ihrem alten Kindergarten. Denn der Flachdach-Betonbau aus den 70er Jahren ist so stark verschimmelt, dass er nicht mehr länger genutzt werden darf.

"Das besagt ein Gutachten", erklärt Stephan Kronenburg von der Presse stelle des Bistums Trier auf TV-Anfrage. Drei der fünf Kindergarten-Gruppen mussten auf Anweisung des Gesundheitsamtes bereits im März wegen großer Schimmelflecken in den Gruppenräumen ins benachbarte Pfarrheim umziehen (der TV berichtete). Laut Gesundheitsamt sollten die beiden übrigen Kindergartengruppen ebenfalls ausquartiert oder das Gebäude schnellstmöglich saniert werden.

Weil der Kindergarten seit Jahren schon eine "Notgruppe" unterhält, um die gewachsene Zahl Mariahofer Kindergartenkinder aufzunehmen, und weil es außerdem Bedarf gibt für zwei Gruppen für Zweijährige und Jüngere, soll das Gebäude nicht nur saniert sondern auch umgebaut und ausgeweitet werden. Sich für diese Lösung zu entscheiden, hat offenbar Zeit gekostet.

Darum ziehen die 120 Kinder auch nicht - wie vom Gesundheitsamt empfohlen - bereits nach den Sommerferien aus. Nach Angaben der Stadtverwaltung wird es Herbst werden, bis entschieden ist, ob die Container angemietet oder gekauft werden und die notwendigen technischen Vorrichtungen auf der vorgesehenen Grünfläche getroffen sind.

Bis zu 500 Quadratmeter Nutzfläche wird das Container-Gebilde haben, das auf dem Nachbargrundstück des Kindergartens entstehen soll. Gruppenräume, Aufenthalts- und Arbeitsräume für die Erzieher und Sanitäranlagen werden eingerichtet. "Es werden hochwertige Container sein, die für die Kindergarten-Nutzung geeignet sind", erklärt Jürgen Backes, Pressesprecher der Stadt. Wie hoch die Kosten dafür sein werden und wie sich Stadt und Bistum diese teilen, stehe noch nicht fest. Auch bei der Kindertagesstätte Trimmelter Hof sind noch viele Fragen offen. Im Januar veranlasste das Gesundheitsamt die kurzfristige Schließung der Kita. Große Schimmelflecken hatten sich in den Holzkonstruktionen der Außenwände ausgebreitet. Mehrfach wurden die knapp 130 Kinder seitdem in Zwischenunterkünfte umquartiert. Im Februar hatte Sozialdezernent Georg Bernarding zugesagt, dass die Kinder nach den Sommerferien in ihr frisch renoviertes Heim zurückziehen könnten. Doch daraus wird nichts. Nicht nur, dass mit der Renovierung des nur zehn Jahre alten Baus noch gar nicht begonnen wurde. Das Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat, um eventuelle Haftungsansprüche an die Planer des Kindergartens geltend zu machen, liegt noch gar nicht vor. "Dass alles so lange dauert, liegt unter anderem daran, dass die Verfahrensbeteiligten - Gericht, Gutachter, Antragsgegner - die ihnen eingeräumten Fristen zur Stellungnahme voll in Anspruch genommen haben", erklärt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf die Verzögerungen.

Meinung

Jetzt wird's teuer

Seit Jahren kämpfen Erzieher und Pfarrgemeinde St. Michael um die Sanierung ihres Kindergartens. Nicht nur, dass die Kinder schon viel zu lange mit den nach halbherzigen Renovierungsversuchen immer wiederkehrenden Schimmelflecken an den Wänden ihrer Spielzimmer leben mussten. Jetzt explodieren auch noch die Kosten. Denn der durch eindringendes Wasser verursachte Bauschaden hätte vor einigen Jahren noch mit einer überschaubaren Summe behoben werden können. Mittlerweile ist das Gebäude so nass, dass nur eine teure Generalsanierung Abhilfe schafft. Dazu kommen die Kosten für die Container, die sich auf etliche Hunderttausende Euro belaufen dürften. Als würden sie ihren Job erst seit gestern machen, handeln die Verantwortlichen bei der Kita Trimmelter Hof: Wie kann man Eltern das Versprechen geben, dass ihre Kinder nur für wenige Monate ausquartiert werden, wenn nicht nur die Sanierung eines so großen Gebäudes ansteht, sondern offenbar auch ein Rechtsstreit darüber, wer hierfür die Kosten übernehmen muss? c.wolff@volksfreund.de

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