Dämpfer für Bahnprojekt

Im Zusammenhang mit dem angestrebten Kauf der Hunsrückbahn-Strecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil warnt der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Diller vor einem "finanziellem Abenteuer".

Hermeskeil/Morbach. Karl Diller hält von einem kommunalen Ankauf der Hunsrückbahn zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren nichts: "Dies würde die Gemeinden in ein finanzielles Abenteuer ohnegleichen stürzen", ist der Hermeskeiler Bundestagsabgeordnete (SPD) überzeugt. Er erwarte auch von den zuständigen Landräten Günter Schartz (CDU) und Beate Läsch-Weber (CDU), dass sie die Rathaus-Chefs von Morbach, Thalfang und Hermeskeil warnen. Diese Äußerungen machte Diller anlässlich eines Spitzengesprächs am Donnerstag in Mainz mit Wirtschaftsminister Hering, den Verbandsgemeinde-Bürgermeistern Michael Hülpes (Hermeskeil), Hans-Dieter Dellwo (Thalfang), Bürgermeister Gregor Eibes (Morbach) und zahlreichen Landtagsabgeordneten. Die Kommunen beabsichtigen, die Strecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil anzukaufen und hoffen dabei auf finanzielle Unterstützung des Landes. Nach Ansicht von Diller ist es "blauäugig" zu erwarten, auf der Strecke Museumszüge oder gar Güterverkehr betreiben zu können. Problematisch sei dies auch deshalb, weil Kommunen damit auch für den baulichen Unterhalt dreier Viadukte, des Hoxeler Tunnels und 31 Bahnübergängen verantwortlich seien. Laut Diller stammen die Schienen teilweise noch aus dem Baujahr 1903/1904. Der Wirtschaftsminister habe im Gespräch den Beteiligten geraten, mit einem weiteren Gutachten das finanzielle Risiko analysieren zu lassen. Schließlich gibt es laut Diller äußerst unterschiedliche Schätzungen für die Aufwendungen zwischen mehreren Millionen Euro und rund 100 000 Euro für die Inbetriebnahme. Letztere Summe stammt aus einem jüngsten Gutachten von Bernd Heinrichsmeyer, der auf der Strecke mit der HWB Hochwaldbahn Unternehmensgruppe unter anderem Frachtverkehr betreiben möchte. "Den Vorwurf der Blauäugigkeit weisen wir ganz entschieden zurück", empört sich der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes. Seine Amtskollegen und er würden sich nicht auf "bodenlose Abenteuer" einlassen. Auch Hülpes ist "total konträrer Meinung" zu Diller. Es handle sich immerhin "um ein Verkehrsinfrastruktur-Vorhaben von überregionaler Bedeutung". Dennoch geht man auf das Angebot des Wirtschaftsministers ein, gemeinsam ein weiteres Gutachten in Auftrag zu geben. Die Deutsche Bahn hat unterdessen den Kommunen im Hunsrück einen Aufschub für die Kaufentscheidung bis in den Spätherbst gegeben. Meinung Wie hoch ist das Risiko? Die Äußerungen von Karl Diller sind ein deutlicher Dämpfer für das Leuchtturm-Projekt Hunsrückbahn-Reaktivierung. Wenn Kauf und Betrieb der Trasse so riskant sind, wie es der Finanz-Staatssekretär schildert, dann stehen die Chancen für das "Leuchtturm-Projekt" schlecht. Welche finanziellen Risiken auf die Kommunen - und möglicherweise auch auf das Land - zukommen, muss vor dem Ankauf klar sein. Dennoch bleibt die Überzeugung des Bürgermeister-Trios richtig, dass man eine für den Hunsrück so einmalige Chance wie den Erhalt dieser Infrastruktur-Einrichtung nicht leichtfertig vertun darf. i.rosenschild@volksfreund.de

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