Trier. (sbn) Lisa ist 5 Jahre alt. Wenn sie spricht, hört sich das an, als hätte jemand im Display auf "Schnelldurchlauf" gedrückt. Silben und Worte überschlagen sich, werden verschluckt und kaum verständlich ausgesprochen. Alles, was Lisa tut, macht sie schnell und hastig, getrieben, unruhig. Seit zwei Jahren ist Lisa im Haus Tobias. Jeden Tag zu einer festen Uhrzeit nimmt sich die Erzieherin Zeit allein für Lisa. Zum Vorlesen, Reime aufsagen und für Rollenspiele. Lisa genießt die Zuwendung und lernt Schritt für Schritt längeres Verweilen an einer Sache, einem Thema. Kinder wie Lisa gibt es viele im Haus Tobias. Leiterin Susanne Fuchs berichtet: "Mehr als zehn Prozent unserer Kinder kommen bereits mit drei, vier Jahren in Pflegefamilien, weil uuhause nichts mehr geht und die Kinder akut gefährdet sind. Die Armut im Alltag vieler Familien kommt hier an." Kinder, deren Gefühlswelt erschüttert ist, weil sie Mutter oder Vater emotional völlig instabil erleben, ziehen sich zurück, sprechen weniger. Sie werden auffällig in ihrem Verhalten und versuchen so, auf sich aufmerksam zu machen.

"Sprache ist eine Basis-Kompetenz für ein gelingendes Leben. Sprache ist der Schlüssel für die Lebensgestaltung", umreißt es Susanne Fuchs. "Eltern, die das selbst nicht lernen konnten, können es auch nicht oder nur schwer vermitteln." Der Bildungsbereich "Sprache" verschiebe sich mehr und mehr vom Elternhaus auf Institutionen und Netzwerke, wie unter anderem die Caritas, das Palais e.V., der SKF und SKM oder die Johanniter.

Dass die nach der Pisa-Studie ins Leben gerufenen Sprachförderprogramme in den Regel-Kindergärten seit diesem Jahr drastisch zurückgeschraubt wurden, kritisiert die Kita-Leiterin. "Der Bedarf steigt. Die Grundschulen melden uns das zurück. Wir sehen doch, wie viele Kinder diese individuelle Förderung brauchen, damit aus Sprachfetzen ganze Sätze werden."

Um Sprachförderprogramme wie das im Haus Tobias weiter zu ermöglichen, hat die Caritas-Stiftung die Aktion "Trier leuchtet" initiiert. Dabei werden an diesem Samstag auf dem Kornmarkt bis zu 5000 Windlichter aufgestellt. Sie können zum Preis von vier Euro vor Ort gekauft werden. Neben dem Haus Tobias profitieren von der Aktion der Jugendmigrationsdienst Trier, die Spiel- und Lernstube Walburga-Marx-Haus in Trier-West sowie die gemeinnützigen Kinderfrühförderungs- und Elternberatungsgesellschaft in der Luxemburger Straße.