Damit es richtig stinkt

TRIER. (len) Neuer Geruchsstoff für das Erdgas der Region: Am 16. Februar stellen die Stadtwerke Trier und die Saar-Ferngas auf einen neuen, umweltfreundlicheren Geruchsstoff um.

Gas stinkt - oder? Eigentlich hat Erdgas keinen Geruch, der typische Gasgestank kommt durch einen Duftstoff zustande. "Wir impfen dem Erdgas ein Odoriermittel zu", erklärt Diplomingenieur Horst Weber von der Saar Ferngas AG, dem Zulieferer der Stadtwerke Trier. Der charakteristische Geruch warne die Verbraucher vor austretendem Gas.Einen Schönheitsfehler hat das bislang verwendete Mittel allerdings: Es enthält Schwefel, der für die Umwelt schädlich ist und mit Erdgas betriebene Brennstoffzellen beschädigen kann. Auf die Brennstoffzellen-Technologie, mit der aus Erdgas Wärme und Elektrizität gewonnen wird, richten sich aber große Hoffnungen. In zwei Pilotprojekten in der Region wird die "Energiequelle der Zukunft", so Diplomingenieur Arndt Müller von den Stadtwerken, erprobt.Umstellung für Kunden problemlos

Die Verbraucher sollen - außer durch die Berichterstattung in den Medien - von der Umstellung nichts mitbekommen. "Alle Heizungsanlagen könen normal weiterbetrieben werden", erklärt Weber. "Vielleicht merken diejenigen etwas, die einen Gasherd haben."Der neue Duftstoff ist dem alten ähnlich. Er wurde in einem aufwändigen Versuch an der Universität Karlsruhe getestet. Weber: "Die Leute wurden in Container gesetzt, die geduftet wurden." Angenehme wie unangenehme Gerüche mussten die Versuchspersonen bestimmen - den Geruch von einem dampfenden Braten oder von fauligem Fisch etwa. Der Geruchsstoff fürs Gas durfte an nichts Bekanntes erinnern und musste eine alarmierende Wirkung haben. "80 Prozent der Personen haben bei dem Geruch sofort auf Gas getippt", berichtet Weber.Der neue Geruchsstoff wird dem Erdgas zentral zugesetzt: an der Haupteinspeisestelle in Alf. Es ist das erste Mal in Deutschland, dass ein Hochdruck-Netz mit einem Druck von über 50 bar zentral mit dem Mittel Gasodor S-Free odorisiert wird. Der alte Geruchsstoff wird an 13 Verteilstellen in der Region eingespeist. Zwischen 12 und 48 Stunden wird es nach Schätzungen der Techniker dauern, bis sich das neue Mittel im gesamten Gasnetz, das rund 700 Kilometer lang ist, ausgebreitet hat. Ist er auch bis in die letzten Winkel des Netzes vorgedrungen, werden die alten Odorierungsanlagen abgeschaltet. Ein Jahr bleiben sie für den Fall einer Störung in der zentralen Anlage noch in den Verteilstationen stehen.Rund 200 000 Euro kostet die Umstellung, einen Großteil davon trägt die Saar Ferngas. Die Stadtwerke rechneten damit, dass sich die Investition langfristig rechne, erklärt Meyer. Die zentrale Odorierung sei von der Wartung her weniger aufwändig, außerdem sei das Risiko, dass etwas von dem äußerst geruchsintensiven Duftstoff verschüttet werde, geringer. Nur zweimal pro Jahr wird der 1000-Liter-Tank nachgefüllt werden müssen, der das Netz, an dem rund 40 000 Haushalte von Schweich über Trier bis Konz hängen, versorgt.

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