Das Adrenalin des Alltags

TRIER. Julia Reidenbach lächelt. Ihre blauen Augen leuchten. Allein, wenn sie über Musik nur spricht. Die impulsive 24-Jährige hat eine der besten Pop-Stimmen der Region und tritt seit zwei Jahren als Frontfrau ihrer eigenen Band "Junes" auf.

"Ob es mir gut oder schlecht geht - ich muss singen", sagt Julia Reidenbach. Ihr Lebenselixier ist die Musik. Kein Tag vergehe, an dem sie nicht singe. Früh vom Vater, für den als Trierer Regionalkantor Musik Beruf und Berufung ist, und ihrem älteren Bruder Christian geprägt, entwickelte sie ein Gefühl für die Musik und bereits als Kind ihre Stimme im Trierer Kammerchor, übernahm Soli. "Das war ein tolles Erlebnis. Ungefähr mit zwölf Jahren habe ich dann aber erst richtig realisiert, was ich da mache. Die Aufregung vor den Auftritten war so groß, dass ich nicht mehr unbeschwert singen konnte." Sie nahm vier Jahre klassischen Gesangsunterricht. "Ich bin aber kein Typ für stundenlange Atemübungen. Ich wollte eine Band, Musiker um mich herum." Heute sind die Musik und die Auftritte vor Publikum für sie das Adrenalin, "das ich brauche und das mir unheimlich viel gibt". Schicksal oder glückliche Fügung - der Vater eines Kindes, das sie damals als Erzieherin im Kindergarten betreute (heute arbeitet die 24-Jährige als pädagogische Fachkraft in der Grundschule Euren), war passionierter Musiker und Gitarrist der reaktivierten Trierer Folk-Band "Penalty". Sie traf sich mit Ansgar Steffgen zu einer Probe, um einige Lieder für die Geburtstagsfeier einer Freundin einzustudieren. "Am Anfang dachten wir beide voneinander, der andere könnte nichts. Aber es war eine musikalische Liebe auf den ersten Blick. Wahnsinn, ich hatte das Gefühl, da ist endlich jemand, der mit seinem Sinn für Musik zu mir passt", sagt sie. Es gebe ein blindes Verständnis zwischen ihnen und keine musikalischen Differenzen, "obwohl sich Ansgar manchmal über meine Liebesschnulzen beschwert". Dass sie es 2004 im Sängerwettbewerb "Die Stimme der Region" bis ins Finale schaffte, darüber will die 24-Jährige heute nicht mehr gerne reden. "Man träumt schon davon, erfolgreich zu sein und mit Musik Karriere zu machen. Aber ich will mich nicht in eine Richtung pressen lassen, in die ich nicht gehören will. Ich will Musik machen, die mir Spaß macht und mein eigener Herr bleiben." Es fanden sich schnell andere Musiker, die ihren Stil unterstützten. Als "Julia Reidenbach & Friends" startete das Band-Projekt mit der ungewöhnlichen Unplugged-Besetzung und den Liedern zwischen Soul, Jazz, Rock und Pop, das sich schnell in "Junes" umbenannte und vermehrt eigene Titel aus der Feder von Steffgen und Reidenbach spielte. "Die Musik, die ich singe, das bin hundertprozentig ich, das ist authentisch. Die Lieder sind der eigene Stempel und sagen viel über Ansgar und mich aus. Der Song ,Hopeless' ist super traurig, aber der Hammer. Ich behaupte, das ist unser schönstes Lied." Das soll auch auf einer CD erscheinen, die zu produzieren sich die Band als Ziel gesetzt hat. "Aber es soll eine Platte nur mit eigenen Titeln werden. Daran wollen wir arbeiten", sagt "Junes"-Frontfrau Reidenbach. Das letzte halbe Jahr muss der 24-Jährigen wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Denn sie hatte ihre Stimme überstrapaziert, musste pausieren und ihre Stimmbänder schonen. "Das war ganz schlimm. Ich empfand mich selbst als unausgeglichen, war schlecht drauf und konnte Musik noch nicht einmal mehr entspannt anhören." Die musikalische Abstinenz soll nun vorbei sein. Am Samstag, 22. Juli, will Julia Reidenbach ihr Comeback wagen. Mit ihrer Band "Junes" - dazu gehören Ansgar Steffgen und Michael Eiden (Gitarren), Äbby Simons (Bass), Frank Grimmont (Percussion) - tritt sie ab 21.30 Uhr beim Christopher Street Day auf dem Kornmarkt auf.

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