Das Duell um Politik und Platt

TRIER. Von wegen Politikverdrossenheit: Die Eingänge hinaus und die Treppenaufgänge hinauf drängten sich die Zuschauer beim großen TV-Forum zur Oberbürgermeisterwahl. Weit mehr als 600 waren gekommen, um die beiden Kandidaten im Duell zu erleben.

Ulrich Holkenbrink und Klaus Jensen nahmen nicht nur politisch Stellung, sondern gaben heitere Einblicke in ihre ganz persönlichen Vorlieben, Fähigkeiten und Trier-Kenntnisse. Zuerst durften die beiden Kandidaten sich ganz klassisch über ihre politischen Inhalte profilieren. Holkenbrink warf seine lange Stadtratsarbeit und Dezernentenzeit in die Waagschale, seine Trier-Verbundenheit und dass es für ihn, dank der starken CDU-Fraktion im Stadtrat, einfacher sei, Mehrheiten zu bilden. Klaus Jensen beschrieb sich als eigenständigen Politiker, der durch seinen Lebenslauf - vom Sozialplaner zum Unternehmer und weiter zum Staatssekretär und Stiftungsgründer - über große Erfahrungen verfügt. Soweit also die Selbsteinschätzungen der Oberbürgermeister in spe. Aber wie wahr sind die ebenso oft gehörten Vorurteile, die die jeweiligen politischen Gegner mit Vorliebe äußern? Zum Beispiel, dass Holkenbrink ein netter, gemütlicher, kunstsinniger Mensch ist, den zwar alle gut leiden können, der aber ungeeignet ist für die Führung von 1200 Mitarbeitern. Und Jensen, der die ganze Stadt in einen Debattierklub verwandeln will, aber nicht fähig zu Entscheidungen ist. 90 Sekunden hatten die Kandidaten, diese Klischees zu widerlegen - und taten dies gleichermaßen eloquent. "Die Gemütlichkeit hört da auf, wo Mehrheiten gebildet werden müssen", sagte Holkenbrink und erntete damit erste Klatscheskapaden. Klaus Jensen schlug sich ebenfalls tapfer: "Ohne Durchsetzungskraft wären die von mir initiierten Projekte - wie die Soziale Stadt Trier-Nord - nicht durchsetzbar gewesen." Ebenfalls lautes Klatschen, und einige Claqeure ließen sich sogar zu Jubelrufen hinreißen. Dann kam die Sache mit den Trierer Straßennamen: Wo etwa liegt der Achterweg, fragte TV-Redakteur Frank Giarra. "Biewer", antwortete Holkenbrink wie aus der Pistole geschossen. Seinen Vorsprung ausbauen konnte er allerdings nicht: Von zehn Straßennamen ordneten sowohl Holkenbrink als auch Jensen jeweils nur zwei den richtigen Stadtteilen zu. Und als TV-Redakteur Dieter Lintz wissen will, wie die Abschnitte der Moseluferstraße vom Georg-Schmitt-Platz bis nach Feyen heißen, müssen beide passen. Dann wurde es bei Triers Finanzsituation, den Antiken-Festspielen, dem Tourismus und der Zukunft Triers wieder hochpolitisch. Und am Ende der ersten Halbzeit verschaffte sich Holkenbrink doch noch einen hauchdünnen Vorteil - zumindest beim Platt-Test mit Helmut Leiendecker. Ob der CDU-Kandidat den Vorsprung bei Hobby-Test, Kopf-an-Kopf-Duell und natürlich weiteren Themen der Kommunalpolitik ausbauen konnte, oder Jensen gar aufholte, lesen Sie in der Freitag-Ausgabe des Trierischen Volksfreunds.

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