Das Ende der Bier-Ruine

Trier · Die Tage der ehemaligen Karlsberg-Niederlassung an der Olewiger Straße sind gezählt. Neuer Besitzer des Areals gegenüber den Kaiserthermen ist die Projektgesellschaft WM Kaiserthermen KG (Trier/Eppelborn), die dort bis Ende 2013 ein zwölf bis 14 Millionen Euro schweres Wohnungsbau-Projekt realisieren will.

 Nach jahrelangem Leerstand soll der marode ehemalige Karlsberg-Verwaltungs- und Vertriebskomplex (oberhalb des Verteilerkreises) abgerissen werden. Die Projektgesellschaft will noch 2011 ihr Neubauvorhaben starten. TV-Foto: Roland Morgen

Nach jahrelangem Leerstand soll der marode ehemalige Karlsberg-Verwaltungs- und Vertriebskomplex (oberhalb des Verteilerkreises) abgerissen werden. Die Projektgesellschaft will noch 2011 ihr Neubauvorhaben starten. TV-Foto: Roland Morgen

Die Ruine liegt gut "getarnt" hinter Bäumen und Hecken gegenüber dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium am Anfang der Olewiger Straße. Das ganze Ausmaß der Misere offenbart sich erst, wenn man das Gelände betritt. An manchen Stellen sprießt das wilde Grün meterhoch durch den brüchigen Asphalt. An den Gebäuden nagt der Zahn der Zeit ganz bedrohlich. Man sieht dem Komplex der einstigen Königsbacher- und zuletzt Karlsberg-Niederlassung an, dass vor fast sechs Jahren die letzten Bürolichter endgültig ausgegangen sind.

Geht es nach den neuen Besitzern, dann wird der Schandfleck noch in diesem Jahr komplett von der Bildfläche verschwinden. Die WM Kaiserthermen KG hat den Homburger Bierbrauern das 6500 Quadratmeter große Areal abgekauft und will die Brache aus dem Dornröschenschlaf wecken. Eine Anlage mit etwa 60 hochwertigen Wohnungen in Größen zwischen 60 und 130 Quadratmetern und eine Tiefgarage sollen entstehen. Das "W" steht für den Trierer Projektentwickler Peter Weber, das "M" für seinen Partner Manfred Müller aus dem saarländischen Eppelborn.

Triers Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani begrüßt das Vorhaben: "Gut, wenn an dieser exponierten Stelle endlich etwas passiert und der jetzige städtebauliche Missstand behoben wird." Das Areal sei "hoch interessant, aber auch mit Schwierigkeiten behaftet".

Gemeint ist in erster Linie die Nähe zu den Kaiserthermen, von denen das Ex-Karlsberg-Areal lediglich durch die in einem Graben verlaufende Bahn-Trasse sowie den Anschluss der Ostallee-Straßen an den Verteilerkreis getrennt ist.

Archäologen hoffen auf Römer-Funde



"Da muss etwas Hochwertiges hin, das dem römischen Weltkulturerbe gerecht wird", fordert die Dezernentin.

Die neuen Besitzer haben deshalb den renommierten Berliner Stadtplaner und Architekten Eckhard Feddersen damit beauftragt, ein Konzept zu erstellen. Das ist noch in der Mache, aber eines kristallisiert sich bereits heraus: "Feddersen will einen begrünten Innenhof. Wenn dieses Vorhaben genehmigt wird, wird das Areal künftig nur noch zu 50 Prozent versiegelt sein. Bisher sind es 100 Prozent."

Spannend dürften die archäologischen Ausgrabungen werden. Am östlichen Ende an der Charlottenstraße ist das Areal bis in acht Metern Tiefe unterkellert. Auf dem westlichen Teil mit dem Hausmeister-Gebäude und den An- und Abfahrtsflächen für Getränkelaster und Parkplätze hoffen die Spezialisten des Rheinischen Landesmuseums auf römische Hinterlassenschaften, die im Zusammenhang mit dem kaiserlichen Palastbezirk des 4. Jahrhunderts (zu dem die Kaiserthermen gehörten) stehen. Allerdings ist fraglich, wie weit der Boden wirklich seit der Antike unberührt ist, oder ob das Gelände im Wesentlichen aus Aufschüttungen vom Bau der Eisenbahnlinie Trier-Saarbrücken um 1858 besteht.

Auf zwölf bis 14 Millionen Euro beziffert die WM Kaiserthermen AG das Investitionsvolumen. Im Frühjahr soll das Konzept vorliegen, mit dem sich dann der Baudezernatsausschuss und der Architektur- und Städtebaubeirat (ASB) auseinandersetzen werden. Läuft genehmigungstechnisch alles glatt ab, könnte der Bau im Herbst starten, und die Wohnungen könnten im Spätsommer 2013 bezugsfertig sein.

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