Das Ende der blauen Lagune

Trier. · Der Kampf um die Zukunft der Tankstelle in der Ostallee war lang und hart. Jetzt ist klar: Am Jahresende ist Schluss.


Der Kampf schien bereits gewonnen. 2011 beugte sich die Mehrheit im Trierer Stadtrat dem massiven Protest vieler Facebook-Nutzer und verlängerte den Pachtvertrag der Ara-Tankstelle Ostallee um weitere fünf Jahre. Doch am Montagabend lehnte der Stadtrat das neue Angebot des Ölkonzerns BP (der TV berichtete mehrmals) und den Antrag der UBT auf eine weitere Pachtverlängerung mit 41 Gegenstimmen ab, nur elf waren dafür. Die als blaue Lagune bekannte Tankstelle zwischen Ostallee und Balduinstraße wird Ende 2017 wohl für immer schließen.

Der Vorschlag des Spritversorgers lag auf dem Tisch: Falls der Stadtrat den Pachtvertrag um zehn Jahre mit der Option auf weitere fünf Jahre verlängert, reißt der Mutterkonzern die alte Tanke ab und stellt eine neue hin, komplett mit Ladestationen für Elektromobile. Außerdem bot die BP an, einen Radweg um die Tankstelle herum zu finanzieren - allerdings nur die direkt an das Aral-Areal angrenzenden Stücke.

Das sei mit der SPD nicht zu machen, betonte Rainer Lehnart. "Die SPD-Fraktion hat bereits 2011 der Aufwertung des städtischen Grüns eine besondere Bedeutung zukommen lassen und somit die Priorität auf eine gesamtstädtische Entwicklung gelegt." Die Tankstelle in der Ostallee stehe diesen Zielen entgegen. Sie soll verschwinden, das Grundstück soll "dem Grün des Alleenrings zugeführt werden". Auch von einer Verweisung zurück auf die Ausschussebene, beantragt von Thomas Albrecht (CDU), wollte die SPD nichts wissen.

Die UBT verteidigte ihren Antrag. "Die Tankstelle ist keine Augenweide, aber sie ist nützlich", sagte Hermann Kleber. "Sie ergänzt die Nahversorgung, 80 Prozent der Kunden kommen aus Trier." Ein wichtiger Punkt, denn die blaue Lagune hat ihren Spitznamen vor allem deshalb erhalten, weil sie ein rund um die Uhr geöffneter und gefragter Mini-Markt ist. Auch Tobias Schneider (FDP) stand hinter einer Pachtverlängerung: "Der Vorschlag der BP war ein guter Kompromiss", sagte der Liberale. "Offensichtlich gibt es in Trier einen großen Bedarf an späten Einkaufsmöglichkeiten." Auch Michael Frisch (AfD) argumentierte für eine Pachtverlängerung und wandte sich gegen die Grün-statt-Blau-Argumentation der SPD: "Eine Großstadt ist kein Ökopark."

Dominik Heinrich (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte die BP hart. "Die Angebote des Konzerns sind doch alte Kamellen", sagte der Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld. "Der Alleenring ist der grüne Gürtel der mittelalterlichen Stadtgrenze. Und eine Tankstelle ist eben kein Supermarkt mit überhöhten Preisen." Diesen Punkt griff auch Richard Leuckefeld (ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen) auf: "Die UBT geht der BP auf den Leim. Wir aber wollen keine Beihilfe zur Wettbewerbsverzerrung leisten."

Tankstellenpächter Lothar Schmitz, der in Voll- und Teilzeit 18 Mitarbeiter beschäftigt, wird zum Jahresende schließen müssen. Schmitz war am Abend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Hans-Alwin Schmitz (UBT) machte seiner Wut nach der Abstimmung sofort auf Facebook Luft: "Da standen wohl ideologische Gründe der SPD und der Grünen im Vordergrund. Die finanziellen Verluste durch den Wegfall von Steuereinnahmen und Pachteinbußen spielen offensichtlich keine Rolle bei einem katastrophalen Haushalt."

Der Kommentar: Klar die falsche Entscheidung
Von Jörg Pistorius

Die Tankstelle in der Ostallee funktioniert, hier hat die UBT völlig recht. Viele Menschen nutzen sie für schnelle Einkäufe nach Ladenschluss, an Wochenenden und Feiertagen. Das hat mit Wettbewerbsverzerrung nichts zu tun, sondern zeigt lediglich, wie antiquiert das deutsche Ladenschlussrecht ist. Und offenbar stimmen auch die Umsätze mit Benzin und Diesel, sonst hätte die deutsche BP wohl kaum Interesse an einer Pachtverlängerung.
Die Stadt Trier will die Tankstelle nicht mehr, denn sie liegt im Alleenring. Doch dieser Ring und insbesondere die Ostallee werden kein Stück attraktiver, schöner und anziehender, wenn die blaue Lagune weg ist. Der grüne Alleenring ist eine leider utopische Vorstellung, solange täglich endlose Blechlawinen durch ihn hindurch rollen. Ohne Not zerstört der Rat ein gut laufendes Geschäft - sehr schwach.
j.pistorius@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort