Das Ende eines wilden Flirts

Der Kreistag Bitburg-Prüm hat am Donnerstag beschlossen, die Fusion zwischen Sparkasse Trier und Kreissparkasse Bitburg-Prüm auf Eis zu legen. Trier will jedoch "nicht wieder in die Warteschleife gehen".

 Michael Billen wird hart kritisiert. TV-Foto: Rudi Höser

Michael Billen wird hart kritisiert. TV-Foto: Rudi Höser

Trier. Die beiden Verwaltungschefs in Trier und Trier-Saarburg fanden deutliche Wort zur geplatzten Fusion. "Es ist bedauerlich, aber die Geschichte ist erledigt", sagte Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen gestern. "Michael Billen hat alles zum Scheitern gebracht." Auch aus Sicht von Landrat Günther Schartz ist die Tür zu: "Die 1000 Mitarbeiter der Sparkasse Trier können nicht zum Spielball politischer Diskussionen werden."Es war ein kurzer, aber heftiger Flirt, doch für den Bund der Ehe reichte es nicht. Die Sparkassen-Hochzeit zwischen Bitburg-Prüm und Trier ist geplatzt, weil die kleine Eifel-Braut einen neuen Schmusekurs eingeschlagen hat; und der führt geradewegs in den Landkreis Vulkaneifel.Zumindest sahen dies am Donnerstag 20 Mandatsträger von CDU und FWG so, während 17 Mitglieder von SPD, FDP, CDU und Grünen gegen den Antrag von Michael Billen (CDU) stimmten, die Fusionsgespräche auszusetzen. Landrat Roger Graef (CDU) sprach von der "unglücklichen Verknüpfung" des Fusions-Themas mit dem Ausstieg der Stadt Trier aus der Bitburger Flugplatz GmbH, von den aus seiner Sicht guten Verhandlungsergebnissen und von den frühzeitig versandten Einladungen zur Vertragsunterzeichnung. Diesen Vorgang bedauere er aufrichtig, sagte Graef, und begründete die Eile mit dem "engen Zeitplan". Heftige Kritik übte Graef an Michael Billen (CDU), der den Antrag stellte, die Gespräche mit Trier auszusetzen und Verhandlungen mit der KSK Daun aufzunehmen. Jetzt auf Eis legen, später aufwärmen

Graef: "Es darf doch niemand ernsthaft glauben, dass man in der jetzigen Situation die Fusion mit Trier vorübergehend auf Eis legen kann, um sie dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzuwärmen." Dies werde mit Sicherheit nicht funktionieren, "denn die Trierer und Trier-Saarburger werden sich nicht auf Eis legen lassen". Damit hat er offenbar Recht. Sowohl Triers Oberbürgermeister als auch der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz erteilten der Idee, in einer Warteposition zu verharren, eine klare Abfuhr. "Man stelle sich vor, ein Brautpaar stehe vor dem Altar, und der Bräutigam sagt zu seiner Braut: Du, ich habe draußen gerade eine nette Frau gesehen. Ich geh mal eben raus zu ihr, aber bleib du bitte hier stehen, falls es mit der Dame nichts wird."Michael Billen, dessen Verhältnis zu Roger Graef zwischenzeitlich offenkundig völlig zerrüttet ist, sprach von den "Beziehungen der Räume" und betonte, einen Fehler gemacht zu haben, weil Daun nicht in die Fusionsgespräche miteinbezogen worden sei.Der Vorstand der Sparkasse Trier lehnte gestern eine Stellungnahme ab. Der Verwaltungsrat trat am Nachmittag zusammen. Meinung Billen muss zurücktreten Michael Billen muss als Bezirksvorsitzender der CDU zurücktreten, denn er hat seine politische Glaubwürdigkeit verloren. Der Christdemokrat hat einen der schlimmsten Fehler gemacht, die einem Kommunalpolitiker unterlaufen können: Er ließ sich von seiner verletzten Eitelkeit leiten. In der Diskussion um die Flugplatz Bitburg GmbH, deren Aufsichtsratsvorsitzender Billen ist, hat er ständig an das regionale Zusammengehörigkeitsgefühl, an die gemeinsame Verantwortung für den gesamten Großraum zwischen Prüm und Hermeskeil appelliert. Und er hat vor Wut getobt, als die Stadt Trier aus dieser Gesellschaft ausgetreten ist, weil der prognostizierte Erfolg für die gesamte Region bei Weitem noch nicht in Sicht ist. Diese Wut diktierte jetzt seine Vorgehensweise. Wenn ihr nichts mehr für meinen Flugplatz tun wollt, gebe ich euch auch keine Fusion - so lautet Michael Billens Botschaft nach Trier. Sie lässt erkennen, dass er nur dann den Vorteil der Gesamtregion im Sinn hat, wenn ein von ihm getragenes Projekt diesen Vorteil bringen soll. Ein Musterbeispiel für Kommunalpolitik, wie man sie nicht ausüben sollte. j.pistorius@volksfreund.de

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