Das Erdgeschoss kommt per LKW: Schwerlasttransporte für rasenden Sozialwohnungsbau in Trier

Trier · So flott wurde in Trier wohl noch nie gebaut: Binnen Tagen entsteht bei Mariahof ein Fertighaus mit 32 Wohnungen. Der Bau ist eine logistische Meisterleistung - inklusive nächtlicher LKW-Konvois durch die City.

Das Erdgeschoss kommt per LKW: Schwerlasttransporte für rasenden Sozialwohnungsbau in Trier
Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)
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Das Erdgeschoss kommt per LKW: Schwerlasttransporte für rasenden Sozialwohnungsbau in Trier
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 Schwertransporter rollen auch in den nächsten Nächten durch Trier (oben rechts). Sie bringen die Fertigbaumodule, die auf der Baustelle bei Mariahof zu einem dreigeschossigen Wohnhaus zusammengesetzt werden (Fotos rechts und unten). Ein Kran hebt die 12 Tonnen schweren Bauteile von den Tiefladern (oben links). TV-Fotos (4): Friedemann Vetter

Schwertransporter rollen auch in den nächsten Nächten durch Trier (oben rechts). Sie bringen die Fertigbaumodule, die auf der Baustelle bei Mariahof zu einem dreigeschossigen Wohnhaus zusammengesetzt werden (Fotos rechts und unten). Ein Kran hebt die 12 Tonnen schweren Bauteile von den Tiefladern (oben links). TV-Fotos (4): Friedemann Vetter

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Trier Genau drei Meter und 82 Zentimeter breit ist das Zimmer, das LKW-Fahrer Andreas Ebert auf seinem Tieflader hat. Rund 600 Kilometer - vom Werk in Halle an der Saale bis an die Mosel - hat er die überbreite Ladung kutschiert. Etwa durch Autobahnbaustellen, bei denen die freigelassene Spur nur 4,20 Meter breit war. "Da muss man schon ganz genau zielen, sonst bleibt man hängen", sagt Ebert.
Zwischen Frankfurt und Mainz erwischte ihn und seine neun Kollegen dann das Unwetter. "Auf einmal hatten wir nur noch zehn Meter Sicht durch den Starkregen, und bei Mainz mussten wir warten, bis die Feuerwehr umgefallene Bäume von der Autobahn geräumt hatte." Das größte Problem: Die zehn überbreiten Schwerlaster dürfen nur nachts unterwegs sein, spätestens um 6 Uhr müssen sie von der Straße runter. Statt bis nach Trier schafft der Konvoi es in der Nacht auf Dienstag daher gerade noch bis zur Raststätte Hochwald an der A 1 bei Reinsfeld. Dort ist erstmal Schluss.
Am Dienstagabend die nächste Verzögerung: Statt zur erlaubten Startzeit um 22 Uhr kann der Konvoi erst gegen 1 Uhr von der Hochwald-Raststätte losrollen. Vorher hat die Trierer Polizei, die den Schwerlasttransport durch die City sichern muss, keine freien Kapazitäten für die Begleitfahrt. Um 2 Uhr in der Nacht zum Mittwoch kommen die Laster endlich an der Baustelle in Mariahof an, für die die Fertigbauteile gedacht sind.
Ralf Beil, Koordinator des Speditionsunternehmens, dirigiert die LKW auf den engen Straßen am Gut Mariahof und auf der Baustelle zu den Parkplätzen. Es ist eine logistische Herausforderung. "Schließlich müssen die LKW morgen in einer festgelegten Reihenfolge abgeladen werden, damit alles möglichst reibungslos klappt", sagt Beil.
Die Arbeiter auf der Baustelle beginnen um 7 Uhr ihr Werk. Der Spezialkran wird in Stellung gebracht. An ihm schweben die gut zwölf Tonnen schweren containerartigen Bauteile an den für sie bestimmten Standort im Gebäudekomplex. Monteure verschrauben Zimmerbauteile, in denen Haustüren und Fenster schon fix und fertig eingefügt sind. Sogar die Stromkabel baumeln bereits aus den Wänden.
Bauleiter Ralf Tenhofen von der Firma Kleusberg trägt die Verantwortung für den Bau. Seine sechs Monteure sind ein eingespieltes Team - schließlich hat die auf Fertighäuser aus Stahlbauteilen spezialisierte Firma aus dem rheinland-pfälzischen Wissen (Landkreis Altenkirchen) schon etliche solcher Modulbauten in ganz Deutschland realisiert. "Ich denke, dass wir die Verzögerung durch das Unwetter wieder aufholen werden", sagt Tenhofen. Sogar die Treppen liegen als Betonbauteile schon fix und fertig für den Einbau bereit.
Die Baustelle lockt viele Schaulustige an. Anwohner, die mit ihren Hunden Gassi gehen. Familien auf Fahrradtour. Viele bleiben stehen, um sich das Spektakel anzuschauen. Die Kinder sind fasziniert von den riesigen Lego-Bausteinen.
Das Wohngebäude wird die Lücke schließen zwischen dem bisherigen Ortsrand von Mariahof und dem Hofgut, hinter dem in der Trebetastraße bereits eine große Wohnanlage mit Hochhäusern liegt. Die Gegend wird städtischer, es wird auch mehr Verkehr, mehr Autos, weniger Freifläche geben. Das gefällt nicht allen Anwohnern. Im Vorfeld hatte es viele Diskussionen gegeben. Auch, weil die Stadt in erster Linie wieder in den sozialen Wohnungsbau eingestiegen ist, um Flüchtlinge unterbringen zu können. Seine Meinung zu dem Bau will an diesem Mittwochvormittag allerdings keiner der Passanten gegenüber dem TV äußern.
Auf der Baustelle scheinen derweil die Arbeiten wie am Schnürchen zu laufen: Arbeiter stopfen die Strahlträger an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Modulen mit Dämmmaterial aus. Aus einem Baustellenradio plärrt fröhliche Popmusik. Mit jedem Modul breitet sich das Erdgeschoss aus.
Am Donnerstagmorgen rollen die nächsten LKW an. Zumindest, wenn nicht wieder ein Unwetter dazwischen kommt.

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