Das Gehirn auf Trab halten

TRIER. Die Bedeutung von Gedächtnistraining war Thema eines Vortrags im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Leben mit Demenz" der Alzheimer-Gesellschaft Trier. Gedächtnistrainerin Maria Kappenstein erläuterte, dass regelmäßige Übungen leichte kognitive Störungen verbessern können.

 Einen Text spiegelverkehrt oder rückwärts lesen, fordere das Gehirn, erläutert Gedächtnistrainerin Maria Kappenstein. Foto: Anke Emmerling

Einen Text spiegelverkehrt oder rückwärts lesen, fordere das Gehirn, erläutert Gedächtnistrainerin Maria Kappenstein. Foto: Anke Emmerling

Der Andrang zu Maria Kappensteins Vortrag mit dem Titel "Beginnende Demenz, was kann Gedächtnistraining leisten?" war groß. Besonders zwei Fragen brannten den Zuhörern auf den Nägeln: Hat Gedächtnistraining aufschiebende Wirkung bei Demenz, und wann fängt man sinnvoller Weise damit an? Letztere beantwortete Kappenstein direkt zu Beginn: "Gedächtnistraining macht Sinn, wenn selbst empfundene, leichte kognitive Störungen auftreten, die noch nicht diagnostiziert, aber durch Verhaltensbeobachtungen bestätigt werden können." Stress blockiert

Dennoch warnte sie davor, beispielsweise das Vergessen von Namen gleich pathologisch zu werten. "Oft blockiert Stress das Abrufen von Informationen, deshalb können hier andere Strategien wie Entspannung oder Eselsbrücken helfen." Zeige sich aber, dass Einspeichern und Abrufen von Informationen die Alltagsaktivitäten generell erschwerten, sei es Zeit, gerade diese Fähigkeiten regelmäßig für zehn bis 15 Minuten pro Tag zu trainieren. Neuere Forschungen hätten einen Zusammenhang zwischen Bewegung und Hirnleistung ergeben. Deshalb sei es sinnvoll, zu Beginn jeder Trainingseinheit Bewegungsübungen zu machen, zum Beispiel die Hände zur Faust zu schließen und öffnen, die Feinmotorik anzuregen, indem alle Finger abwechselnd auf den Daumen drücken, zu jonglieren oder sich zu Musik zu bewegen. Sie lasse in ihren Kursstunden dann Textübungen folgen, etwa Texte rückwärts lesen, doppelte Buchstabenkombinationen aus Zeitungsartikeln streichen, aus Buchstabensalat Wörter formen, das ABC auf die Finger schreiben und mit deren Bewegungen buchstabieren. Maria Kappenstein erläuterte, sie arbeite nach einem von Professor Bernd Fischer entwickelten Modell, doch vieles könne auch selbst zu Hause praktiziert werden. Merk- oder Kartenspiele etwa seien eine gute Form des Gedächtnistrainings, sie förderten zudem die Kommunikation. Auch alles, was die Sinne anrege, also Riechen, Tasten oder Schmecken, diene dem Gedächtnis. "Denn das Gehirn ist ein plastisches Organ, in dem bis ins hohe Alter immer wieder neue Verknüpfungen entstehen können. Und je höher deren Niveau, desto länger dauert es, bis eine Demenz Auswirkungen auf die Alltagsfunktionen haben kann."

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