Das Kilo Bücher für einen Euro

"Man bekommt viel mehr zurück, als man gibt!", freut sich Helga Arens. Seit zehn Jahren betreibt die 70-Jährige ihren Trödelmarkt in der Südallee zugunsten der Lebenshilfe.

 Helga Arens in ihrer Trödelhalle, flankiert von zwei Stammkundinnen: Waltraud Krämer (links) und Anni Stocker (rechts). Der gesamte Erlös geht an die Lebenshilfe-Werkstatt. TV-Foto: Dorothee Quaré

Helga Arens in ihrer Trödelhalle, flankiert von zwei Stammkundinnen: Waltraud Krämer (links) und Anni Stocker (rechts). Der gesamte Erlös geht an die Lebenshilfe-Werkstatt. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier-Süd. (DQ) "Pro Kilo Bücher ein Euro", verkündet das an der Südallee 35 nahe beim Ärztehaus aufgestellte Schild. Einige Schritte in den Hof hinein gelangt man zu Helgas Trödelhalle, die dienstags und freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet ist. Glänzende Vasen in Reih und Glied fallen ins Auge, ein Karton mit farbenfrohen Handy-hüllen, daneben Puppensöckchen. In den Regalen warten zahlreiche Puppen, Spielsachen, Taschen, vielerlei Haushaltsgegenstände, Gemälde, fast unüberschaubare Mengen an Büchern und Geschirr. Alles macht einen gepflegten Eindruck; für die schön gestalteten Preisschilder zeichnet laut Helga Arens ein Stammgast verantwortlich.

Ein halbes Dutzend Besucher stöbert in der Halle, nicht ohne sich dabei lebhaft zu unterhalten und letzte Neuigkeiten auszutauschen: Ein bestandener Führerschein, das erste Enkelkind. Rund drei Kilo Bücher wandern über den Ladentisch: "Ich gebe ihnen zwei Tüten, dann können sie sie besser tragen", sagt Helga Arens zu dem Stammgast, einem Trierer Antiquar. Zuwachs an Trödel ist für sie kein Problem: "Ich weiß bald nicht mehr, wo ich ihn noch hinstellen soll", gesteht sie. "Die Leute geben die Sachen gern, weil sie für einen guten Zweck sind." Kleidung und Schuhe würden an die Trierer Nothilfe weitergeleitet. Der gesamte Erlös der Trödelhalle kommt der Lebenshilfe-Werkstatt zugute. Dort arbeitet seit Jahrzehnten Helga Arens' behinderter Sohn Manfred. "Seit 25 Jahren bin ich ehrenamtlich für die Lebenshilfe tätig", sagt die 70-jährige Witwe.

"Ein sozialer Treff im Südviertel"



Vor zehn Jahren, nach dem Auszug der Tochter, begann sie mit ihrem Trödelmarkt in zwei Garagen, die sie vor fünf Jahren gegen die Halle tauschen konnte. Diese betreibt sie nach wie vor mit großem Eifer: "Dienstags freue ich mich schon auf Freitag und umgekehrt, das ist für mich das Höchste der Woche", betont sie. "Freitags ab 16 Uhr läuten wir das Wochenende ein", ergänzt Stammbesucherin Anni Stocker: "Manchmal bringen Kunden dann Kuchen mit." Auch Waltraud Krämer, Außenstellenleiterin des Weißen Rings, besucht die Trödelhalle regelmäßig. "Dies ist ein Anziehungspunkt im Südviertel, ein sozialer Treff", sagt sie. "Helga Arens hat für jeden ein offenes Ohr." Neben zahlreichen Stammgästen finden auch oft Touristen in die Trödelhalle in der Südallee: "Dann kommt man ins Gespräch, das ist eine unheimliche Bereicherung", freut sich Helga Arens und betont: "Jeder ältere Mensch, der noch körperlich fit ist, sollte sich ein Ehrenamt suchen. Man bekommt viel mehr zurück, als man gibt!"

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