Das Krokodil geht baden

TRIER. Im Restaurant "Krokodil" an der Böhmerstraße sind wieder einmal die Lichter ausgegangen. Knapp fünf Jahre nach dem zweiten Umbau des Hauses drehten die Pächter Claudia Tschickardt und Jochen Hotz endgültig den Schlüssel hinter sich rum.

 Neuer Leerstand: Seit Montag ist das "Krokodil" an der Böhmerstraße geschlossen.Foto: Friedhelm Knopp

Neuer Leerstand: Seit Montag ist das "Krokodil" an der Böhmerstraße geschlossen.Foto: Friedhelm Knopp

Wie das Hotel-Restaurant "Zum Christophel" und das Restaurant "Julius" - ehemals "Kiste" - gehört auch das Restaurantgebäude an der Böhmerstraße zum Immobilienbestand der Caspary-Vermögensgesellschaft Trier. Mieter ist die Brauerei Radeberger AG in Frankfurt, vormals Binding Brauerei. Die Wirte der genannten drei Trierer Gastronomiebetriebe sind wiederum Mieter bei der Radeberger AG.Wirtsleute fühlen sich im Stich gelassen

Dreimal hatte das Lokal seit Ende der 80er Jahre den Betreiber gewechselt, zuletzt 1998, als Tschickardt und Hotz den Betrieb übernahmen. Vorausgegangen war eine totale Umgestaltung der Inneneinrichtung - alles ausgerichtet auf das Thema "Lagerbier". Vor allem das jüngere Publikum bevorzugte das "neue" Krokodil. Auch war es ein gefragter Treff für Betriebsfeste, Stammtische, Vereine und für Versammlungen politischer Gruppen verschiedenster Couleur. Soviel zu den Gästen - von der Schließung betroffen sind auch drei fest angestellte Mitarbeiter und drei Teilzeitstellen, die in der Regel von Studierenden besetzt wurden. Kurz vor Toresschluss absolvierte ein Auszubildender noch die Abschlussprüfung. Nun kann er wenigstens als gelernter Koch auf Stellensuche gehen. Die Begründungen für das jähe Ende der jüngsten Ära sind unterschiedlich. Die beiden Wirtsleute fühlen sich von Radeberger im Stich gelassen. Genannt werden etwa Mängel am Innenausbau, für deren Behebung die Brauerei zuständig sei. Hinzu komme das ungünstige Umfeld: Die gegenüberliegende Großbaustelle des Plaza Carree habe in den Sommern 2000/2001 das wichtige Terrassengeschäft ruiniert. Nun sei zwar auf dieser Seite Ruhe eingekehrt, doch bald drohe in unmittelbarer Nachbarschaft auf der anderen Seite neues, noch größeres Ungemach: der Abbruch des alten City-Parkhauses und des Paulinus-Komplexes sowie der Neubau des dort geplanten Einkaufscenters.Außenstände wurden immer höher

Claudia Tschickardt: "Trotz all dieser Nachteile und Probleme ist uns die Brauerei in keiner Weise entgegengekommen." Nun sei Schluss, bevor der Schaden noch größer werde. Bei der Radeberger AG in Frankfurt wird der Fall anders gesehen. Pressesprecher Stefan Leppin: "Wir haben den Vertrag ganz rechtmäßig gekündigt, weil unsere Außenstände durch ausbleibende Pacht von Monat zu Monat höher wurden." Die beiden "Krokodil"-Wirte hätten die Sache nicht professionell angepackt, so Leppin, zu einer rationellen Betriebsführung seien sie nicht fähig gewesen.Erneuter Umbau ist nicht geplant

"Wir hatten sicher kein Interesse daran, die Leute um jeden Preis dort rauszusetzen", sagt der Sprecher, "schließlich muss Radeberger die Miete für das Haus weiter zahlen - egal ob es genutzt wird oder nicht." Der Radeberger-Mann spricht auch von "Gesprächsangeboten" und von "Konzeptvorschlägen, die nicht umgesetzt wurden". Johann Rendenbach, Geschäftsführer der Caspary-Vermögensgesellschaft, bedauert das plötzliche Aus. Rendenbach: "Es tut mir leid für die Betroffenen, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis hatte." Erneute Umbauten sind nicht geplant. Einige bescheidenen Renovierungsmaßnahmen wie etwa ein neuer Anstrich würden ausreichen, meint Rendenbach, der hofft, dass sich schon bald ein Nachfolger für das "Krokodil" finden werde.

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