Das Marxplätzchen soll schöner werden

Trier · Rotes Straßenpflaster und Karl Marx mit Ehefrau Jenny als Fotomotiv: So stellt sich der Verein Karl-Marx-Viertel die Umgestaltung des Platzes vis a vis des Geburtshauses des Sozialtheoretikers und Ökonoms vor. Die Stadt will einen Gestaltungswettbewerb ausschreiben.

Das Marxplätzchen soll schöner werden
Foto: (h_st )

Trier. Die Anlieger hatten sich darauf gefreut, dass die chinesische Karl-Marx-Statue in ihrem Viertel aufgestellt werden sollte. Nun ist klar, dass für den 6,30 Meter großen Mammut-Marx des Bildhauers Wu Weishan in der Brückenstraße nicht genügend Platz ist und er stattdessen auf dem Simeonstiftplatz seine Heimat finden soll (der TV berichtete am Freitag).
Der zuerst vorgesehene Standort an der Einmündung der Jüdemer- in die Brückenstraße - vis a vis von Marx' Geburtshaus - soll allerdings nicht leer ausgehen. "Wir planen einen kleinen Gestaltungswettbewerb mit der Aufgabe, Ideen zur Aufwertung dieser Fläche zu liefern", sagt Baudezernent Andreas Ludwig. Rund 150 000 Euro sind im städtischen Haushalt für die Umgestaltung eingeplant. "Ein umfangreicher Ausbau ist davon natürlich nicht machbar, aber ich denke schon, dass wir einen schönen Platz mit viel Aufenthaltsqualität schaffen können."
Zurzeit stehen auf der kleinen Fläche drei kleinere Robinien, unterschiedliche Pflaster- und Asphaltoberflächen wechseln sich ab. Grundsätzlich könnte das Ergebnis des Gestaltungswettbewerbs auch sein, dass die Jüdemerstraße für den Durchgangsverkehr in die Brückenstraße gesperrt wird. "Das würde natürlich noch mal ganz andere Möglichkeiten schaffen,", sagt Ludwig. Ein benachbartes Restaurant hat bereits Interesse signalisiert, dort eine Außenterrasse einzurichten.
Wirklich enttäuscht darüber, dass die Karl-Marx-Statue - ein Geschenk der Volksrepublik China zum Marx-Jubiläumsjahr 2018 - nun doch nicht kommt, ist der Verein Karl-Marx-Viertel nicht. Mit Engagement und vielen Veranstaltungen setzt sich der Verein seit einigen Jahren dafür ein, das Wohn- und Geschäftsquartier zu beleben und nach vorne zu bringen. "Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn die Statue bei uns aufgestellt worden wäre", sagt Vereinsvorsitzender Christian Henninger. "Aber dann hätten wir bei der Gestaltung des Platzes wohl nicht viel mitreden können. Jetzt können wir unsere eigenen, konkreten Ideen einbringen."
Mit Marx am Tisch


Ganz ohne Marx soll der Platz dabei nicht bleiben. Der Verein kann sich vorstellen, dass eine Bank aufgestellt wird, auf der eine Skulptur des großen Denkers platziert wird, neben ihm vielleicht seine Frau Jenny. "Touristen könnten sich dann neben die beiden auf die Bank setzen - ein tolles Fotomotiv!", sagt Henninger. Auch ein Tisch, an dem das Ehepaar Marx sitzt und zu dem sich dann Passanten dazugesellen könnten, wäre denkbar.
"Eine Marx-Darstellung muss auf jeden Fall sein", betont Vereinsmitglied Brigitte Biertz, "zusätzlich könnte ich mir zum Beispiel rotes Straßenpflaster vorstellen."
Strikte Vorgaben für den Gestaltungswettbewerb gibt es nicht. Dass Marx zum putzigen Touristen-Fotomotiv degradiert wird, kann sich die Architekten- und Künstlerszene allerdings nicht vorstellen. So dürfe eine mögliche Figur in der Brückenstraße der Statue, die auf dem Simeonstiftplatz stehen wird, keinesfalls Konkurrenz machen, heißt es etwa.
19 Monate Zeit


Ewig darf die Entscheidungsfindung nicht dauern. "Bis Mai 2018, wenn die große Marx-Ausstellung beginnt, muss die Umgestaltung abgeschlossen sein", betont Baudezernent Ludwig.
Spätestens dann soll auch das Bronzestandbild des großen Sohns der Stadt auf dem Simeonstiftplatz aufgestellt sein. "Darauf freuen wir uns sehr!", sagt Katrin Werner, Trierer Bundestagsabgeordnete der Linken. "Und zwar nicht, weil die Statue Symbol und Touristenmagnet sein wird, sondern vor allem Anlass, sich mit Marx zu beschäftigen - und den Werten Solidarität, Miteinander, Würde." Größe und Standort Simeonstiftplatz seien daher absolut angemessen. Denn bislang falle Marx im Stadtbild viel zu wenige auf - wodurch Anreize fehlen, sich mit ihm auseinanderzusetzen. "Selbstverständlich auch kritisch - mit seinen Schriften, dem, was wir heute noch daraus lernen können und mit ihren Fehlinterpretationen und -umsetzungen."
Dass Trier den Beinamen Karl-Marx-Stadt West tragen sollte, fügt die linke Bundestagsabgeordnete halb im Spaß an. Christian Henninger vom Verein Karl-Marx-Viertel reicht's eine Nummer kleiner: "Wenn unser Platz hier später offiziell Marxplatz oder Marxplätzchen getauft werden könnte, wäre das schon schön".

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