Das Präsidium, das keines mehr ist

TRIER-SÜD. Im Volksmund heißt Triers höchstes Bürogebäude immer noch "Polizeipräsidium". Doch diese Bezeichnung trifft für das 30 Meter hohe Bauwerk im Nordost-Zipfel der Südstadt seit drei Jahren nicht mehr zu. Entwarnung für besorgte Teilnehmer unseres Stadtteil-Bilderrätsels: Wir lassen alle Antworten gelten, in denen "Polizei" vorkommt.

Viele ältere Trierer erinnern sich noch lebhaft an die lange Zeit der Großbaustellen gegenüber den Kaiserthermen. Sie dauerte von Ende der 60er- bis Mitte der 70er-Jahre. Damals entstanden der Verkehrskreisel und anschließend die Unterführung Richtung Ostallee - und nebenan das Polizeipräsidium. Beides große Errungenschaften für die frisch gebackene Groß- und Universitätsstadt, die unzulängliche Provisorien beendeten.Neubau auf historischem Boden

Kraftfahrer freuten sich über einen leistungsstarken Verkehrsknotenpunkt. Und die Polizei über ein neues Domizil. Rund 15 Millionen Mark ließ sich das Land die angemessene Unterbringung der Polizeidienststellen kosten, die zuvor sehr notdürftig in Ex-Kasernenbauten in der Thyrsus- und Franz-Georg-Straße untergebracht waren. Die Standortentscheidung für das Präsidium war bereits 1965 für das Gelände der ehemaligen Fabrikantenvilla Schaab gefallen. Doch bis zur Grundsteinlegung sollte noch viel Wasser die Mosel hinunter fließen. Erst einmal standen Abbrucharbeiten und ausgedehnte Untersuchungen des bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg schwer getroffenen Areals auf dem Programm. Neben dem Entmunitionierungs-Kommando der Bezirksregierung tummelten sich auch die Experten des Rheinischen Landesmuseums in der Baugrube. Die Archäologen buddelten in sehr geschichtsträchtiger Erde. Hier stand ein vom 1. bis zum 4. Jahrhundert bewohnter und prachtvoll ausgestatteter Stadtpalast. Bereits beim Bau der Villa Schaab 1897 waren drei römische Mosaiken entdeckt worden. Den öffentlichen Architektenwettbewerb mit 25 Teilnehmern gewann Walther Hassbach (Trier). Sein Vorschlag für die besondere städtebauliche Lage in direkter Nähe zu Kaiserthermen, Stadtbad und Friedrich-Wilhelm-Gymnasium: eine Baugruppe mit einem "zurückgenommenen" Hochhaus und davor drei gestaffelten Flachbauten. Der heute 80-Jährige, der nach dem Präsidium das Mainzer Kultusministerium baute, erinnert sich lebhaft an sein bis dahin größtes Projekt: "Auf dem Grundstück gab es mehrgeschossige Kelleranlagen. Das haben wir, auch aus Kostengründen, alles ausgenutzt und mussten nicht noch eigens ausschachten." So brachte Hassbach unterirdisch auch große Schießstandanlagen unter.Der Präsident residiert jetzt in der Salvianstraße

Der Bau des Präsidiums startete am 13. April 1970, das Richtfest fand am 9. Dezember 1971 statt. Im Frühjahr 1973 nahmen die ersten Polizeidienstellen ihre neuen Büros in Betrieb. Die offizielle Einweihung des Komplexes, in dem 10 000 Kubikmeter Beton, 1900 laufende Meter Sichtbeton-Fertigteilstützen und 800 Tonnen Stahl verbaut sind, folgte im Mai 1973. Elf Monate später kam der "Wächter der Polizei". So heißt die am 16. April vor dem Präsidium aufgestellte Edelstahl-Plastik. Der Metallbildhauer Klaus Apel schmiedete das Werk nach Plänen von Jupp Zimmer. Die "Kunst am Bau" symbolisiert eine Verbindung zu Triers vielen alten Türmen. In ihr lassen sich Waffen wie Speere und Lanzen erkennen. Die Namens- Verbindung zur Familie Schaab kappte der Stadtrat 1972, als er die Straße zwischen Präsidium und Stadtbad von "Schaabs Gäßchen" umbenannte in "An den Kaiserthermen" - zum Missfallen vieler Trierer. Walter Danner war der erste Trierer Polizeipräsident, der in der Südallee residierte, und Manfred Bitter der letzte. 2002 zogen Präsident Bitter, die Leitung der Abteilung Polizeieinsatz mit Führungsstab und Einsatzleitstelle, die Polizeiwache Innenstadt sowie die gesamte Abteilung Polizeiverwaltung ins neue Polizeigebäude in der Salvianstraße, das seither offiziell "Polizeipräsidium" heißt. Das Dienstgebäude in der Südallee beherbergt weiterhin rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter die Leitung der Polizeidirektion und die Polizeiinspektion Trier, Teile des Führungsstabes der Abteilung Polizeieinsatz sowie die Kriminalpolizei (Leitung Kriminaldirektion, Zentrale Kriminalinspektion und regionale Kriminalinspektion Trier). Die Namen der Bilderrätsel-Gewinner veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe.

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