Das "Prinzip Bernarding"

TRIER. Hat die Bezuschussung der Arena aus dem Landessporttopf die Sanierung des Südbads behindert? Das geht zumindest aus einem Schreiben der Bezirksregierung an das Sportamt von 1999 hervor. Dem Stadtrat war das bisher unbekannt. Sportdezernent Georg Bernarding bestreitet den Zusammenhang der Förderung von Arena und Südbad.

Im Jahr 1999 sah der städtische Haushalt eine Million Euro für die Sanierung des Südbads vor. Weil Sportfördermittel des Landes auch in Schwimmbäder fließen können, beantragte das Trierer Sportamt in Mainz finanzielle Unterstützung für das damals schon marode Bad. Am 8. Juni 1999 antwortete die damalige Bezirksregierung: "Jetzt und in absehbarer Zeit gibt es keine Möglichkeit zur Förderung des Freibads Trier-Süd." Der negative Bescheid wurde in Zusammenhang mit der Förderung der Arena gestellt: "Innerhalb der sehr begrenzten Sportfördermittel ist auch die Großraumhalle mit 5,3 Millionen DM vorgemerkt, die vorrangig in den nächsten Jahren abgewickelt werden müssen." Fraktionen wurden nicht informiert

Im Erlass einer Nachtragssatzung im Dezember 1999 seien die Mittel für das Südbad aus dem Haushalt gestrichen worden, weil - so die Begründung von Oberbürgermeister Helmut Schröer laut Protokoll - "bestimmte Landesmittel nicht fließen", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Grünen. "Meines Wissens nach ist dem Stadtrat nie aufgezeigt worden, dass ein Zusammenhang zwischen der Förderung der Arena und der Nichtförderung des Südbads besteht", sagt Grünen-Haushaltssprecherin Uschi Britz. "Es hieß sogar immer, dass die Arena-Zuschüsse andere Zuwendungen nicht beeinflussen würden", bestätigt Fraktionskollege Gerd Dahm. Für Thomas Egger von der FDP ist das Schreiben "ein starkes Stück". Auch Bertrand Adams (CDU) wusste nichts von einem Zusammenhang: "Jedes Jahr hieß es vom Stadtvorstand, dass das Südbad noch nicht unbedingt generalsaniert werden müsse, dabei wusste der Stadtvorstand, dass es sowieso keine Landesmittel gegeben hätte." Thematisiert worden sei der negative Einfluss der Arena-Zuschüsse auf das Südbad seitens des Sportdezernenten nie, bemängelt auch Friedel Jaeger, erst vor wenigen Tagen sei das Schreiben dem Dezernatsausschuss vorgelegt worden. Als "Prinzip Bernarding" bezeichnet der Fraktionsvorsitzende der SPD gar die Taktik des Dezernenten: "Er wartet ab, bis eine Notsituation entstanden ist, um dann den Stadtrat zur Aufstockung seines Etats zu zwingen. Dabei muss von einem Dezernenten erwartet werden können, dass er Schwerpunkte weitsichtig setzt und kommuniziert. Jetzt reicht er wieder mal den Schwarzen Peter an den Stadtrat weiter." Sportdezernent Georg Bernarding bestätigte auf TV-Anfrage und nach einem Blick in den Bewilligungsbescheid des Landes von Februar 2002 am gestrigen Nachmittag zunächst, dass umgerechnet 2,7 Millionen Euro aus dem Sporttopf des Landes in die Arena geflossen seien. Aber: "Die Aussage im Schreiben der Bezirksregierung von 1999 war eine rein politische. Damit sollte nur betont werden, dass kein Geld für den Sport da ist. Ein Zusammenhang zwischen Fördergeldern für die Arena und das Südbad besteht nicht. Ich gehe davon aus, dass das Land jetzt die Renovierung des Südbads mit 40 Prozent fördern würde." Am Abend, kurz vor Redaktionsschluss, dann ein erneuter Anruf aus dem Rathaus: "Einen Zusammenhang zwischen Arena und Südbad herzustellen ist absurd", ist sich Bernarding sicher. Ein Aktenvermerk, auf den er just gestoßen sei, besage, dass die Fördermittel für die Arena doch nicht aus dem Sporttopf, sondern aus dem Investitionsstock des Landes geflossen seien. "Ein Beweis dafür, dass die Landessportmittel unabhängig von der Arena gesperrt waren", betont der Sportdezernent. Keine Sportförderung, kein Schulsport?

Dass die Arena offenbar ohne Sportmittel gebaut worden ist, ändert allerdings deren Nutzungkonzept völlig. Die Halle müsse zu 50 Prozent von Schulen und Vereinen genutzt werden, begründete der Sportdezernent stets mit dem Argument, dass die Mittel aus dem Sporttopf des Landes nur unter eben dieser Voraussetzung geflossen seien. Auch wegen des hohen Schulsportanteils hatte die Arena in den vergangenen Jahren jedoch hohe Verluste eingefahren, die aus öffentlichen Geldern ausgeglichen wurden. "Es ist tatsächlich eine offene Frage, ob die Bindung an die 50 Prozent Schul- und Vereinssport bestehen bleiben wird", gibt Bernarding zu. In der Stadtratsitzung heute Abend wollen die Fraktionen die Verwaltung mit der Erstellung eines Sanierungskonzepts beauftragen. Um 18 Uhr startet heute an der Porta Nigra die Demo "Rettet das Südbad". Der Zug wird duch die City zum Rathaus marschieren und dort Bürgermeister Helmut Schröer die Unterschriftenlisten übergeben. Weiterer Bericht S. 10

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