Das Spiel kann beginnen - Oder steht der neue Trierer Kulturdezernent schon fest?

Trier · Acht Kandidaten für das Amt des Kulturdezernenten haben nach TV-Informationen die Finalrunde erreicht und werden sich am Samstag den Ratsfraktionen persönlich vorstellen. Doch der Sieger steht offenbar schon fest.

22 Männer und 15 Frauen haben sich innerhalb der Frist für das Multi-Dezernat Kultur, Tourismus, Recht, Sicherheit und Ordnung beworben (der TV berichtete). Acht davon wurden schriftlich eingeladen, sich am Samstag, 4. März, im Rathaus persönlich bei den Ratsfraktionen vorzustellen. Thomas Albrecht ist einer dieser acht Finalisten, das bestätigt der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Gespräch mit dem TV.

"Ich habe ein Schreiben erhalten, in dem steht, ich sei in die enge Wahl gekommen und solle mich am Samstag um 9 Uhr vorstellen. Und das werde ich auch tun." Damit dementiert Albrecht das aktuelle Gerücht, er habe seine Kandidatur zurückgezogen.

Denn mit dem saarländischen Landtagsabgeordneten Thomas Schmitt ist ein zweiter Kandidat aufgetaucht, der für die CDU Trier ins Rennen gehen will - und dem Fraktion und Partei laut der Aussage eines Informanten wesentlich höhere Chancen einräumen und Sympathie entgegenbringen. Albrechts Reaktion: "Nur weil Herr Schmitt auftaucht, werde ich meine Bewerbung nicht zurückziehen."

Da auch Thomas Schmitt zur letzten Runde eingeladen wurde, geht die CDU Trier mit zwei Kandidaten ins Rennen um den Dezernentensessel. Die Entscheidung fällt nicht am Samstag, sondern am darauffolgenden Montagabend in den Fraktionssitzungen. Die Wahl des Dezernenten folgt dann in einer Stadtratssitzung am 8. März.

"Es kann nur derjenige gewählt werden, der auch tatsächlich vorgeschlagen wird", sagt Thomas Albrecht. Nach TV-Informationen hat die CDU Trier ihn bereits aufgefordert, seine Bewerbung zurückzuziehen. Das bestätigen jedoch weder Albrecht selbst noch Parteichef Udo Köhler.

"Wir haben zurzeit zwei Wunschkandidaten", sagt Köhler auf TV-Anfrage. "Generell ist es unser Ziel, den besten Kandidaten für dieses Amt zu finden. Wenn dieser Kandidat dann Mitglied der CDU ist, dann umso besser."
Der Anspruch der CDU Trier, den nach Thomas Eggers Abwahl frei gewordenen Dezernentenposten mit einem der ihren zu besetzen, ist weder ein Geheimnis noch eine Überraschung. Das schwarz-grüne Bündnis im Stadtrat, das beide Fraktionen als Verantwortungsgemeinschaft bezeichnen, hat im Stadtrat 29 der 56 Sitze und damit eine knappe Mehrheit von einer Stimme.

"Diese Mehrheit spielt natürlich eine Rolle", räumt Köhler ein. Die Grünen spielen mit, das haben sie bereits öffentlich bestätigt. Sie werden keinen eigenen Kandidaten nominieren und den Vorschlag der CDU abwarten. Eine grüne Kulturdezernentin hat eine Bewerbung erwogen, diese dann aber wieder zurückgezogen. Das hätte wahrscheinlich die schwarz-grüne Verantwortungsgemeinschaft gesprengt.

Thomas Schmitt (47) ist kulturpolitischer Sprecher der saarländischen CDU-Landtagsfraktion und stellvertretender Vorsitzender der saarländischen Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung. Schmitt hatte bereits mit der Findungskommission der Trierer CDU Kontakt, bevor Thomas Albrecht seine Bewerbung eingereicht hat. Mehrere Quellen bestätigen, dass sich die CDU Trier längst für Thomas Schmitt entschieden habe, diesen am Montag endgültig zu ihrem Kandidaten machen und ihn am 8. März zusammen mit den Grünen zum Dezernenten wählen wolle.
Doch das bestätigt zurzeit niemand. Der beste Kandidat solle das Rennen machen, nicht das richtige Parteibuch - dieses Motto präsentiert die CDU der Öffentlichkeit weiterhin.

Ein weiterer Teilnehmer der Finalrunde am Samstag ist nach Informationen des TV Professor Christoph Nix (62), Jurist, Clown und aktuell Intendant am Theater Konstanz. Keiner der bekannten Bewerber hat soviel Kultur im Lebenslauf wie er.

Nix war Intendant am Theater in Nordhausen und am Staatstheater Kassel, Mitglied des Vorstands des Deutschen Bühnenvereins und der Hessischen Theaterakademie und Regisseur bei Projekten von Schweden bis Uganda.
Seit Beginn der Spielzeit 2006 ist Nix Intendant am Theater Konstanz. Sein Vertrag wurde im Frühjahr 2014 bis 2020 verlängert. Ob er der Einladung nach Trier folgt, will das Theater Konstanz am Dienstag nicht bestätigen. "Dazu kann und darf ich nichts sagen", erklärt eine Sprecherin auf Anfrage des TV.

Die SPD Trier hat laut Aussage ihres Fraktions- und Parteivorsitzenden Sven Teuber keinen eigenen Kandidaten am Start. "Wir haben mehrere Favoriten in Aussicht, doch diese wurden nach Eignung und nicht nach Parteibuch ausgewählt", erklärt Teuber. Sollten CDU und Grüne am 8. März alle Mitglieder an Bord und auf Linie haben, hat ein SPD-Kandidat rechnerisch keine Chance. Aus diesem Grund hat sich der kulturpolitische Fraktionssprecher Markus Nöhl (37) möglicherweise entschieden, es gar nicht erst als Bewerber zu versuchen.KommentarMeinung

Alles längst geregelt
Kompetenz und Eignung eines Kandidaten für ein Dezernentenamt spielen selbstverständlich eine Rolle. Auch in Trier. Aber es kann doch wirklich kein Zweifel daran bestehen, dass die Parteizugehörigkeit und die Mehrheit im Stadtrat die ausschlaggebenden Faktoren einer solchen Wahl sind. Das Motto "Wir wollen den Besten" ist nicht mehr als ein Spruch. Die Wahrheit lautet: "Wir haben die Mehrheit und damit auch das Sagen." Deshalb kann die schwarz-grüne Verantwortungsgemeinschaft, die nur aufgrund dieser Mehrheit überhaupt geschaffen wurde, im Stadtrat am 8. März Thomas Schmitt zum neuen Dezernenten wählen. Dieses Drehbuch ist geschrieben, die Vorstellungsrunden am Samstag sind Formalitäten. Die CDU hat schon mehrmals Partner gefunden, mit ihnen Mehrheiten gebildet und dann Dezernenten gewählt. 2007 holten die Christdemokraten zusammen mit der damaligen UBM (heute UBT) Simone Kaes-Torchiani als Baudezernentin nach Trier, 2015 wählten sie zusammen mit den Grünen Andreas Ludwig zu Kaes-Torchianis Nachfolger. So wird es auch am 8. März laufen. j.pistorius@volksfreund.de

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