"Das Wetter könnte besser sein"

Lange schon lebt der Bosnier Pa{scaron}kic in Deutschland. Mittlerweile ist er sehr gerne hier und unterscheidet kaum noch zwischen den beiden Kulturen.

 Der kroatische Bosnier Franjo Pa{scaron}kic mit einer Tasse seines Heimatlandes in der Hand. TV-Foto: Anita Lozina

Der kroatische Bosnier Franjo Pa{scaron}kic mit einer Tasse seines Heimatlandes in der Hand. TV-Foto: Anita Lozina

Trier. Als Franjo Pa{scaron}kic vor 20 Jahren nach Deutschland kam, war er ein kleiner Junge von gerade mal zwölf Jahren. Dennoch kann er sich gut an diese Zeit in Lindlar und später Bitburg erinnern. "Es war sehr schwierig", erzählt er. "Ich war jung, sprach kein Wort Deutsch und hatte kaum Freunde. Die ersten zwei Jahre wollte ich nur wieder nach Hause." Heute kann der kroatische Bosnier darüber lachen. Seit damals ist viel passiert, Freunde hat er nun viele, und auch beruflich lief alles nach Plan. Er arbeitete lange in Bitburg im Restaurant seines Vaters, bis er in Prüm sein eigenes Restaurant leitete. Als seine Schwester schließlich das Hotel-Restaurant "Croatia" in Trier eröffnete, entschloss er sich, mitzukommen.Bereut hat er diese Entscheidung nicht, schließlich hat er sich hier gut eingelebt. "Trier bietet viel mehr Möglichkeiten als Bitburg, besonders in sportlicher Hinsicht", sagt der passionierte Handballspieler. Darüber hinaus sind die Gäste nach seinem Geschmack. "Wir haben echte Super-Gäste", lacht er, "aber auch sonst sind die Trierer sehr nett." Probleme wegen seiner Herkunft bekam er nie. "Sicher, die Mentalität der Deutschen ist etwas anders", erklärt Pa{scaron}kic. "Sie sind sehr korrekt. Es gibt keine Korruption, alles geht den offiziellen Weg." Dies sei ihm jedoch nur recht, fährt er fort. "Ich bin sehr zufrieden mit dieser Lebensart. Man muss viel arbeiten, aber dafür kann man auch viel erreichen."Ansonsten seien die Unterschiede zwischen den beiden Kulturen gar nicht so groß. "Ehrlich gesagt, denke ich überhaupt nicht darüber nach", erzählt er. "Ich habe mich einfach angepasst und sehe keine Unterschiede mehr."Manchmal habe er dennoch Heimweh. "Ich denke, es ist normal, sich nach dem alten Zuhause zu sehnen, besonders wenn man älter wird", erklärt Pa{scaron}kic. "Viele Gefühle hängen da dran." Jedoch gebe es in Bosnien keine Zukunftsperspektive für ihn. "Sollte ich später wieder zurückkehren, dann gehe ich eher nach Kroatien. Die Lebensbedingungen dort sind einfach besser." Nachwuchs ist schon unterwegs

Doch noch spielt dieser Gedanke keine Rolle in seinen Überlegungen. Der junge Mann hat letztes Jahr geheiratet, und das Paar erwartet ihr erstes Kind, eine Tochter. "Ich selbst kann mich nicht hundertprozentig als Deutscher fühlen, dafür ist zuviel bosnische Vergangenheit in mir drin. Aber meine Tochter, die wird eine echte Deutsche sein", lacht er. Was er auch völlig in Ordnung findet, schließlich sieht er Deutschland nun auch als Heimat an - mehr noch als Bosnien. "Mein Freundeskreis und meine ganze Familie sind hier." Er könne darin auch keine Nachteile erkennen. Nur das Wetter, das könnte besser sein. "In dem Punkt gibt es auf jeden Fall Nachholbedarf." TV-Sommerserie Sie kommen aus Kamerun, den USA, Griechenland und anderen Teilen der Welt: Menschen, die sich die Stadt Trier als eine der Stationen ihres Lebens ausgesucht haben. Ein Team von TV-Mitarbeitern suchte das Gespräch mit ihnen und wollte wissen, warum sie in Trier gelandet sind, was sie an Land und Leuten besonders schätzen, und in welchen Punkten sie sich im Vergleich mit ihrer jeweiligen Heimat gewaltig umstellen mussten. Dabei kamen hochinteressante Sichtweisen und Momentaufnahmen der alten Römerstadt heraus, die wohl auch erfahrene Trierer in dieser Form noch nicht kennen.

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