Das Zugpferd nimmt Gestalt an

TRIER. In der Palaststraße entsteht eines der derzeit aufwändigsten Bauprojekte der Altstadt. Kernstück des Vorhabens mit einem Gesamt-Investitions-Volumen von rund 8 Millionen Euro ist die Markthalle, die voraussichtlich Anfang Oktober ihre Türen öffnet.

Aller guten Dinge sind offenbar auch in diesem Falle drei. So viele neue Nutzungsideen hat es nämlich bereits für das einstige Haus Wynnenburg (Palaststraße 5) gegeben. Erst liebäugelte die Familiengesellschaft Käthi und Günther Reh als Besitzer damit, der Trierer Spielbank dort ein neues Domizil zu geben. Dann lief es auf Einzelhandel hinaus. Nun wird Plan 3, geboren vor gut einem Jahr, realisiert: eine Markthalle. Die nimmt inzwischen Gestalt an, allerdings lässt sich der Baufortschritt derzeit am besten von der Rückansicht aus begutachten. Vorn an der Palaststraße verdeckt ein Gerüst den Blick auf eine Baustelle, die es in sich hat. Vom Haus Wynnenburg steht nur noch die denkmalgeschützte Fassade aus dem Jahr 1877. Dahinter, am Kesselstatts-Garten, leisten die Arbeiter einer Baufirma aus Wadern-Nunkirchen am laufenden Band Überstunden. "Wir wollen die Markthalle bis Ende September fertig stellen", nennt Projektleiter Ralf Kohlhaas von der Wohnungs- und Gewerbebau AG Triwo (die sämtliche Immobilien und Baumaßnahmen der Reh-Gruppe betreut) das ehrgeizige Zeit-Ziel. Wenn's klappt, kann die Markthalle am 1. Oktober an den Start gehen. Sie ist eines der Leib- und Magen-Projekte von Familienclan-Patriarch Günther Reh (76). Für das Innenleben sorgen Otti Büsching (Konz), Frederick Herres (Schweich) und Hans-Josef Jakoby (Dudeldorf). Das Trio, das sich zur Betreibergesellschaft Markthalle Trier (MHT) GmbH zusammengeschlossen hat, will auf 1200 Quadratmetern Nutzfläche und anderthalb Ebenen eine regionale und internationale Produkt-Palette bieten. Im Angebot: Obst, Gemüse, Backwaren, Fleisch, Wurst, Käse, Wild, Geflügel und Wein. Auf einer Galerie im rückwärtigen Bereich soll ein Restaurant mit 45 Plätzen fünf bis sieben Tagesessen bieten. Die Baustellen-bedingten Belastungen nehmen die Nachbarn nach den Worten von Triwo-Geschäftsführer Wilfried Biewer (50) "gern in Kauf. Denn die Markthalle wird eine Bereicherung für die Einkaufsstadt Trier und für die Palaststraße ein Zugpferd". Außerdem schaffe sie 15 bis 20 Arbeitsplätze. Etwas längere Entstehungszeiten nehmen andere Teile des laut Biewer, "insgesamt 8 Millionen Euro", schweren Bauprojekts in Anspruch. In den Obergeschossen der Häuser Palaststraße 3, 5 und 7 entstehen eine 230 Quadratmeter große Büro- und Gewerbeeinheit sowie auf weiteren 1000 Quadratmetern fünf hochwertige Wohnungen, von denen laut Biewer drei bereits Mieter gefunden haben, obwohl der Einzugstermin erst Anfang 2005 liegt.Römische Bebauung und gotische Säulen

Das nicht zuletzt deshalb, weil sich der Abbruch der nicht zur Firma "BioGate" gehörenden Teile des verwinkelten Hauses Nummer 3 als schwierig erweist. Kohlhaas: "Hier müssen wir mit Filigran- und Handarbeit rangehen, und das dauert." Zu einer Bauverzögerung führten auch historische Funde. In einer Baugrube stießen Archäologen des Rheinischen Landesmuseums auf Überreste römischer Bebauung. Die tiefste und älteste untersuchte Schicht stammt von etwa 100 n. Chr.; die jüngste aus dem 5. Jahrhundert. Ein Comeback feiern zwei andere historische Stücke: Die beiden gotischen Säulen aus dem Vorgängergebäude des Hauses Wynnenburg werden derzeit in einer Spezialwerkstatt restauriert und anschließend in der Markthalle eingebaut. Erstmals öffentlich zu bestaunen bei der Eröffnung voraussichtlich am Freitag, 1. Oktober.

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