Das doppelte Duell

Es ist so gut wie amtlich: Der Trierer Stadtrat wird morgen in zwei Kampfabstimmungen über die künftige Stadtspitze entscheiden. Als Bürgermeister kandidieren Georg Bernarding (CDU) und Angelika Birk (Grüne), für das Wirtschaftsdezernat bewerben sich der parteilose Martin Fontanari (auf CDU-Vorschlag) und Thomas Egger (FDP).

Trier. Die Favoritenrollen sind dabei klar verteilt: Birk und Egger treten als gemeinsame Kandidaten des Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP an, das über 29 von 56 Sitzen im Stadtrat verfügt. Gibt es bei der Ampel keine "Abweichler", sind beide ab Februar kommenden Jahres, wenn die Amtszeiten ihrer Vorgänger enden, im Stadtvorstand.

Die CDU hält dennoch dagegen. Das sei "keine Frage des Parteibuchs, sondern eine der Qualifikation", sagt Fraktionschef Berti Adams. So habe Bündnis-Kandidatin Birk öffentlich bekannt, sie könne "alles außer Finanzen und Sport". Gerade das spiele aber eine wichtige Rolle bei dem neu gestrickten Mammut-Dezernat für Schulen, Soziales, Jugend und Sport, das mit dem repräsentativen Bürgermeisteramt gekoppelt ist. Amtsinhaber Bernarding habe dagegen seine Fähigkeiten "seit vielen Jahren nachgewiesen".

Für Fontanari im Querschnitt-Dezernat Wirtschaft, Tourismus, Kultur und öffentliche Ordnung spreche seine Sachkompetenz als Touristiker und Unternehmensberater. Die CDU-Fraktion habe den zuständigen Gremien einstimmig vorgeschlagen, mit diesem Personal-Tableau anzutreten.

Alle Kandidaten sollen sich - entgegen der üblichen Praxis - morgen im Rat noch einmal kurz präsentieren: wohl ein Zugeständnis an die Kritiker des bislang strikt geheimen Auswahl-Verfahrens. Ändern wird sich dabei aber wohl nichts mehr.

Tritt Ila Brix-Leusmann für die Linksfraktion an?



Die CDU kann, wenn sie geschlossen abstimmt, ihren Kandidaten jeweils 19 Stimmen mitgeben. Die UBM will sich am Donnerstag um 16 Uhr noch einmal zusammensetzen, um ihr Votum abzuklären. Nach den Anhörungen der Kandidaten klangen bei den Unabhängigen Präferenzen für Bernarding und Fontanari an, aber ob sich das in jeweils fünf Stimmen niederschlägt, ist keineswegs sicher. Aber selbst wenn: Zur den im ersten Wahlgang notwendigen 29 Stimmen - der absoluten Mehrheit, wenn alle anwsend sind - fehlen den beiden dann immer noch fünf Unterstützer.

Dass die von der Linksfraktion kommen, ist unwahrscheinlich. Letztere könnten aber auf andere Weise die Bündnis-Arithmethik ins Wanken bringen und für Spannung sorgen: Sie wollen, wie ihr Sprecher Johannes Verbeek bestätigt, die beim Bündnis durchgefallene Bewerberin Ila Brix-Leusmann vorschlagen. Die hat zwar ein SPD-Parteibuch, war aber von den Linken auf die Vorstellungs-Liste gesetzt worden. Brix-Leusmann hatte bei allen Parteien gute Kritiken für ihre Präsentation geerntet, passte aber nicht zum politischen Anspruch der Grünen auf einen Sitz im Stadtvorstand.

Man hoffe im Fall der Fälle auf Stimmen aus allen Fraktionen, sagt Verbeek - allerdings hat die Sache einen Riesen-Haken: Brix-Leusmann hat bis dato noch nicht zusagt, dass sie auf dem Ticket der Linken überhaupt kandidieren will.

Der Wahl-Ablauf bei der morgigen Sitzung ist für das Ampel-Bündnis günstig: Zunächst steht das "höhere" Bürgermeisteramt zur Abstimmung - also da, wo man am ehesten wackelt. Würde dort Bündniskandidatin Birk scheitern, wäre wohl auch die Egger-Wahl zum Wirtschaftsdezernenten geplatzt. Das dürfte die 29 Ampel-Ratsmitglieder bei der Stange halten.

Aber auch wenn, was politisch höchst peinlich wäre, die Ampel-Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit verfehlen würden: Spätetens im dritten Wahlgang genügt es, die meisten Stimmen zu haben. Und da müssten schon einige die Seiten wechseln, um die Mehrheitsverhältnisse zu kippen. Auf eine Stimme wollen dabei alle Kandidaten nicht angewiesen sein: die des NPD-Ratsmitglieds Safet Babic.

Um 17 Uhr am morgigen Donnerstag beginnt die Sitzung des Trierer Stadtrats. Der Trierische Volksfreund berichtet nicht nur in der Freitagsausgabe umfassend darüber, sondern noch am Abend aktuell im Internet: www.volksfreund.de

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