"Das ist wie Urlaub"

TRIER-WEST. Was gibt es oben auf dem Markusberg? "Nichts", lautet die Antwort von den Markusberger Neubürgern Cosima und Titus Kaldenbach und dem "Ureinwohner" Heinz Reiland mit einem Schmunzeln. Sie zählen Vor- und Nachteile im Höhenwohnort auf.

Zu einem der augenfälligsten Vorteile auf dem Markusberg zählt eindeutig der Panoramablick. Ganz Trier mit seinen dominanten Baudenkmälern und die Kilometer lange Mosel breiten sich 200 Meter tief unter Kaldenbachs und Reilands Wohnungen aus. "Der Ausblick ist wie Urlaub", findet Titus Kaldenbach, der mit seiner Familie die höchst gelegene Wohnung Triers bewohnt. Seit knapp vier Jahren lebt das Ehepaar auf dem Markusberg. Frische Luft auf Triers Aussichtsbalkon, die waldreiche Umgebung, Esel- und Schafe zum Streicheln für den Nachwuchs - damit sind die Pluspunkte auf dem Markusberg fast erschöpfend aufgezählt. Denn außer in zwei Gaststätten und bei gelegentlichen Gottesdiensten in der teilrenovierten Markuskapelle sind die Möglichkeiten rar, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Durchgangsstraße ist wenig einladend sowie unübersichtlich, es fehlen Bürgersteige, und zur morgendlichen Rush-hour benutzen viele Autofahrer die völlig ramponierte Straße von Trierweiler über den Markusberg. "Es kümmert sich keiner um die Markusberger", meint Heinz Reiland, der dort geboren wurde und sich trotz alledem "pudelwohl" in der Kesten-Gegend fühlt.Einkaufsmöglichkeiten gibt es bis auf einen sporadisch vorbei kommenden Verkaufswagen keine, und die Busverbindung ist mit vier Fahrten pro Tag eher dürftig. "Für alles muss mit dem Auto gefahren werden", bestätigt Cosima Kaldenbach. Mit Einschränkung: Ihr Ehemann fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit - und wieder zurück. "Hin in sieben bis zehn Minuten kein Problem", lacht Kaldenbach. Der Rückweg vom Mutterhaus dauert länger und wird von dem Arzt als "Tagessport-Ration" geschätzt. Ein Vereinsleben auf dem Markusberg gibt es auch kaum. Immerhin hält Heinz Reiland seit 32 Jahren den Vorsitz vom Quartettverein Markusberg, einem Gemischten Chor. Bei Jahrgedächtnisfeiern oder bei der alljährlichen Kirmes kommt dieser zum Einsatz. Die Markusberger Kirmes war - so Reiland - in früheren Jahren ein Volksfest für Trierer - heute gibt es weder Buden noch Karussells. Apropos Kinder: Einen Spielplatz gibt es zwar, aber der sei nichts für kleinere Kinder und ungepflegt, bemängelt Familie Kaldenbach. Dabei bestünde durchaus Bedarf, da durch einige Mehrfamilienhäuser auch jüngere Leute und Kinder vom Markusberg angezogen werden.Richtig viel los ist auf dem Markusberg nur einmal im Jahr: Silvester strömen die Massen auf die Höhe, um zwischen Café Mohrenkopf und der Mariensäule das Feuerwerk zu beobachten. Wobei die Mariensäule "jeden Tag" zum Bestandteil von Gesprächen wird. Dann nämlich, wenn Touristen vergeblich den nicht ausgeschilderten Aussichtspunkt suchen und nach dem Weg fragen, erzählt Cosima Kaldenbach.

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