Das verschwundene Grab

TRIER-TARFORST. Als der Trierer Wolfgang Emig kürzlich das Grab seines Vaters auf dem Friedhof in Tarforst besuchen wollte, stand er vor einer leeren Fläche. Das städtische Grünflächenamt hatte die Gräberreihe eingeebnet. "Und zwar, ohne dies vorher bekannt gemacht zu haben", behauptet Wolfgang Emig.

Am 90. Geburtstag seines Onkels wollte Wolfgang Emig mit ihm das Grab seines Vaters auf dem Tarforster Friedhof besuchen. An der gewohnten Stelle war jedoch keine Grabstelle zu finden. "Wir waren völlig schockiert. Keiner meiner Verwandten oder ich wussten etwas davon", sagt Wolfgang Emig. Das städtische Grünflächenamt hatte die Gräberreihe, in der Wolfgang Emigs Vater lag, kurz vor dem Besuch eingeebnet, weil das Nutzungsrecht die Dauer der üblichen 20 Jahre überschritten hatte.Überraschende Planierung

"Die Einebnung an sich ist in Ordnung. Aber es gab vorher keinen Aushang, nichts. Die Planierung kam für uns völlig überraschend", sagt Emig. Einmal in der Woche besuchten er oder sein Bruder das Grab des Vaters, keiner von ihnen wurde auf eine Bekanntmachung der Einebnung aufmerksam. Wolfgang Emig wendete sich daraufhin an Manfred Maximini von der Unabhängigen Bürgervertretung Maximini (UBM) und das Grünflächenamt als zuständige Behörde. Während Maximini dem verärgerten Mann antwortete, kam vom Amt selbst lange Zeit überhaupt keine Stellungnahme. "Gegenüber Manfred Maximini behauptete das Grünflächenamt nach telefonischer Anfrage schriftlich, über einen Aushang am Friedhof die Planierung bekannt gemacht zu haben", sagt Wolfgang Emig. Um dies noch einmal zu überprüfen, ist Emig zum Friedhof gefahren. Dort hing jedoch lediglich ein Aushang vom 10. Juli 2002, in dem die Planierung einer älteren Grabreihe bekannt gemacht worden ist. "In diesem Fall hat das Amt gelogen", behauptet Emig, "es hat meiner Meinung nach keine Bekanntmachung über die Einebnung der Gräberreihe meines Vaters am Friedhof gegeben." Bei nochmaliger Nachfrage von Maximini erklärte die Behörde, in der Rathauszeitung vom 29. Juli 2003 die Bürger über die Einebnung unterrichtet zu haben. Diese Behauptung bestreitet Wolfgang Emig nicht. "Das ist möglich. Allerdings kann ich das nicht mehr nachvollziehen und habe es damals auch nicht gelesen", sagt er. Auf TV -Anfrage sagte das Grünflächenamt, dass lediglich eine amtliche Mitteilung zur Planierung der Gräber laut Satzung Vorschrift ist. "Anschläge und Hinweisschilder werden jedoch zusätzlich vom Friedhofsamt aufgestellt", erklärt Jürgen Backes vom städtischen Presseamt. Das Grünflächenamt behauptete in seinem Schreiben gegenüber Maximini, dass es einen solchen Aushang am Friedhof und auch die Hinweisschilder bei der betreffenden Grabreihen aufgestellt habe. "Das ist gelogen. Mein Bruder und ich gehen regelmäßig auf den Friedhof. Keiner von uns hat aber einen Aushang oder ein Hinweisschild gesehen", sagt Wolfgang Emig.Schilder wurden von Unbekannten entfernt

In dem Brief der Behörde an Manfred Maximini, der von Amtsleiter Franz Kalck verfasst wurde, wurde nach Rücksprache mit dem für den Friedhof Tarforst zuständigen Revierleiter eingeräumt, dass die zusätzlichen Hinweisschilder "mehrfach von Unbekannten entfernt und in die Pflanzung geworfen" wurden. "Herr Emig war der einzige Angehörige der Verstorbenen in der Grabreihe, der nichts von der Einebnung gewusst hat. Alle anderen haben persönliche Gegenstände wie Vasen oder Grableuchten an sich genommen", sagt Jürgen Backes. Was bleibt, ist bei Wolfgang Emig ein fader Nachgeschmack sowie der Schock über die Planierung des Grabes seines Vaters. Aber natürlich auch der Ärger über das Verhalten des Trierer Grünflächenamtes.

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