Dauer-Zoff bei der Linken

Trier · Rücktrittsforderung, fristlose Kündigung und Verleumdungs-Klage: Bei der Stadtratsfraktion der Linken geht der Krieg weiter - ein Ende ist nicht in Sicht.

13 Sitzungstermine des Trierer Stadtrats stehen für nächstes Jahr bereits fest. Doch an zehn von ihnen ist Stadträtin Katrin Werner eigentlich in Berlin, denn der Bundestag hat dann Sitzungswochen. "Wie will sie da Bundestags- und Stadtratsarbeit vereinigen?", fragt Johannes Verbeek, mit dem Werner die zweiköpfige Fraktion der Partei "Die Linke" im Trierer Stadtrat bildet. Seit ihrer Wahl in den Bundestag im September habe Werner kaum noch kommunalpolitische Arbeit geleistet. Bei zwei von fünf Stadtratssitzungen fehlte die 36-Jährige, auch mehrere Ausschusssitzungen hat sie schon verpasst. Die zweitägigen Haushaltsberatungen musste Verbeek alleine bestreiten. "Ich bin richtig sauer, es geht in einer Zweierfraktion nicht, dass einer die Sitzungen nicht besucht, sinnvolles inhaltliches Arbeiten ist so nicht möglich. Daher fordere ich Katrin auf, ihr Stadtratsmandat niederzulegen."

"Die Infrastruktur hat gefehlt"

 Zerrüttetes Verhältnis: Katrin Werner und Johannes Verbeek von der Links-Fraktion. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Zerrüttetes Verhältnis: Katrin Werner und Johannes Verbeek von der Links-Fraktion. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff



Termine und Arbeit im Bundestag, Stadtrat und als Kreisvorsitzende unter einen Hut zu bringen, sei nicht einfach, gibt Katrin Werner zu. "Aber demnächst habe ich die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, dann werde ich mich wieder verstärkt in die Fraktionsarbeit einbringen können." Im Januar soll die zweijährige Tochter nach der Eingewöhnung in der Krippe zusätzlich noch von einem Babysitter betreut werden. Räumlichkeiten für ein Wahlkreisbüro in Trier seien mittlerweile gefunden. "Solche Infrastrukturen zu schaffen - auch in Berlin -, hat mich viel Zeit gekostet", sagt Werner, "in der Partei haben auch alle Verständnis dafür, nur Johannes nicht." Daran, ihr Stadtratsmandat niederzulegen, denke sie jedenfalls nicht.

Der Dauer-Knatsch, den die Linken sich seit der Kommunalwahl liefern, setzt sich damit fort: Denn gewählt in den Rat waren ursprünglich Verbeek und Marc-Bernhard Gleißner, die sich allerdings unter anderem über den Fraktionsvorsitz dermaßen in die Haare gerieten, dass Gleißner zurückzog. Werner rückte nach. Acht von Gleißners Parteifreunden forderten anschließend allerdings den Rücktritt Verbeeks von Kreisvorsitz und Stadtratsmandat, weil dieser den Streit angeblich an die Öffentlichkeit getragen habe. Verbeek trat nicht zurück, kündigte aber die Fraktion auf. In die konstituierende Stadtratssitzung nach der Wahl zogen er und Werner als Einzelmandatsträger ein - um nur wenige Wochen später doch noch einen Fraktionsvertrag zu besiegeln.

Der Kampf endete damit nicht: Am gestrigen Montag trafen sich Werner und Verbeek mit ihrem Fraktionssekretär Konni Kanty vorm Trie rer Arbeitsgericht. Wegen "mangelnder Arbeitsleistung" hatte Verbeek Kanty in dessen Probezeit und gegen den Willen von Werner aus dem 400-Euro-Job entlassen. Vor Gericht trat Werner für ihren Schützling ein - an der rechtskräftigen Kündigung durch ihren Parteikollegen änderte das nichts mehr. Eine weitere gerichtliche Auseinandersetzung steht an: Weil Kanty in einer Beschwerde-Mail an einen Gewerkschafter und Parteifreund, Verbeek mit dem Namen "Querbeet" belegt und diesem vorgeworfen hat, ihn an seinem Arbeitsplatz unzulässig kontrolliert zu haben, hat Verbeek Anzeigen wegen Verleumdung und übler Nachrede eingereicht.

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