Dem Gegenwind trotzen

Die testweise Sperrung der Saarstraße ist noch nicht vom Tisch. Sobald eine "konsensfähige Planung" vorliegt, kommt für Triers Baudezernentin eine probeweise Entlastung der Einfallstraße vom Durchgangsverkehr infrage - trotz Protesten des Einzelhandels.

 Seltene Verkehrslücke: Laut Stadtverwaltung rollen täglich 18 000 Fahrzeuge durch die Saarstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Seltene Verkehrslücke: Laut Stadtverwaltung rollen täglich 18 000 Fahrzeuge durch die Saarstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Nach der TV-Berichterstattung über die Idee, die Saarstraße testweise für den Durchgangsverkehr zu sperren, traf das städtische Bauamt der Sturm des entrüsteten Einzelhandels. Umgefallen ist Triers neue Baudezernentin im Lobby-Gegenwind allerdings nicht. Auch wenn die Mehrheit der Bürger sich ablehnend geäußert habe: "Vom Grundsatz her ist die testweise Sperrung der Saarstraße nur aufgeschoben, nicht aufgehoben", sagt Simone Kaes-Torchiani. Schließlich habe man in der Saarstraße ein Problem, "das unbedingt gelöst werden muss". Der starke Durchgangsverkehr sei eine zu große Belastung für die Anwohner. Detailpläne waren Dezernentin unbekannt

Wie der Konflikt gelöst werden könnte, weiß Kaes-Torchiani allerdings noch nicht. Warum sie ihrem Ausschuss in dessen jüngster Sitzung detaillierte Planungen der Verwaltung für eine testweise Sperrung der Saarstraße im September vorgelegt hat, obwohl sie nach eigenem Bekunden da bereits "sicher war, dass man das in so kurzer Zeit nicht organisieren kann", ist ebenfalls unklar. "Die Verwaltung hat da, ohne dass ich oder der Oberbürgermeister darüber groß informiert gewesen sind, bloß eine Idee des Arbeitskreises Mobilität der Lokalen Agenda 21 verschriftlicht", erklärt Kaes-Torchiani die Verwirrungen. Raimund Scholzen, Sprecher des Arbeitskreises, ist enttäuscht über die mehrheitliche Ablehnung des Vorschlags seitens des Bauausschusses. "Wenigstens für eine Woche lang hätte man die Sache versuchen können", sagt der Leiter der Abteilung Verkehrsplanung im Trierer Rathaus von 1970 bis 2004. Wäre die politische Rückendeckung da gewesen, hätte die Lokale Agenda bis September Überzeugungsarbeit bei Einzelhandel, Dienstleistern und Anwohnern leisten können. "Auch die sinnvolle Umleitung des Verkehrs wäre möglich gewesen, ohne dass andere Straßen ungebührlich belastet worden wären", verspricht der Verkehrsexperte. "Aber in Trier wird ja alles, was Änderungen in Sachen Verkehr betrifft, immer sofort kaputt geredet", seufzt der Pensionär mit Erfahrung aus mehr als dreißig Berufsjahren. Sein Appell an die Stadtverwaltung: "Wir wünschen uns, dass die Sperrung zur Mobilitätswoche 2008 realisiert werden kann!"Kaes-Torchiani verspricht: "Wenn wir es schaffen, bis dahin gemeinsam einen konsensfähigen Vorschlag zu erarbeiten, dann bin ich die Letzte, die sich dagegen wehrt." Eigentlich sei eine Woche sogar "viel zu kurz, um so was auszutesten. Flankierende Maßnahmen, wie verstärkter Busverkehr oder Umleitungen, können sich so schnell gar nicht einspielen". Ein Strohhalm, den Scholzen gern ergreift: "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir die Sperrung nächstes Jahr einen Monat lang ausprobieren würden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort