Den Aufbau mitgeprägt

TRIER. Wer Regierungspräsident in Trier werden will, dessen Nachname muss mit einem "S" beginnen: Steinlein - Schulte - Schubach - Saxler - Schwetje. So witzelte man in Kreisen der Bezirksregierung. Konrad Schubach wird am Sonntag, 9. Mai, 90 Jahre alt.

Der Bezirksregierung trauert der Jubilar heute noch nach, "weil sie eine Einrichtung war, die alle Zuständigkeiten umfasste" - eine Bündelungsbehörde. Aber deren Ende war erst besiegelt, als ein Regierungspräsident ohne "S" im Namen amtierte: Walter Blankenburg. Landrat - Regierungspräsident - Beamteter Staatssekretär: Das sind die markanten Stationen in Konrad Schubachs Leben, der 1914 in Ahrweiler als Sohn einer katholischen Kaufmannsfamilie geboren wurde. Eine Erinnerung aus Kindertagen steigt auf: Bei der Fronleichnamsprozession trug der Schützenhauptmann eine Goldkette mit eingearbeiteter Reliquie des Stadtpatrons, des Heiligen Laurentius. 1934 bestand Schubach das Abitur am Gymnasium in Ahrweiler. Es folgten rechtswissenschaftliche Studien in Bonn, Freiburg und Berlin. Nach der Ersten Staatsprüfung leistete Schubach noch sein Referendariat in Bonn ab. Dann wurde er zum Kriegsdienst nach Frankreich einberufen - als Reserveoffizier bei einer Luftnachrichtentruppe. Er geriet in englische Gefangenschaft, aus der er nach kurzer Zeit in Schleswig-Holstein entlassen wurde. Schubach gelang es, die Juristenlaufbahn fortzusetzen. Er wurde Assessor in der Staatskanzlei in Mainz bei Ministerpräsident Peter Altmeier, der ihn 1952 als Landrat nach Bitburg schickte mit der Maßgabe, gute Beziehungen über die Grenze hinweg wieder herzustellen. Im luxemburgischen Professor Kiesel, der in Echternacherbrück sonntags die Messe hielt, fand Schubach einen Ansprechpartner, der mit Adressen weiterhalf. So entstand der Kontakt mit Georges Wagner aus Clerf, Europa-Schorsch genannt. Schubach: "Es war zwar leicht, Krach mit ihm zu bekommen, aber wir waren echte Freunde." Der sichtbare Ausdruck dieser Freundschaft ist der deutsch-luxemburgische Naturpark. Aus jenen Tagen stammt der Ausdruck vom Herzen Europas, das in der Eifel schlägt. Rückblickend bezeichnet Schubach die Bitburger Jahre als schönste Zeit seines Lebens. 1962 wechselte Schubach als Landrat nach Trier, machte Bekanntschaft mit dem Moselausbau. Der Trierer Hafen war im Bau. Von 1964 bis 1973 wirkte er als Regierungspräsident in Trier. Lebhaft in Erinnerung sind ihm die langwierigen Verhandlungen mit den Franzosen um die Verlegung des Flugplatzes von Euren nach Föhren. Schubach ging als Staatssekretär ins Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und Forsten nach Mainz, wo er manche Möglichkeit fand, auf die Region Trier unterstützend einzuwirken. Als der Flüssigzuckerskandal die Weinwirtschaft erschütterte, trachtete der Staatssekretär danach, Vertrauen in den einheimischen Wein zurückzugewinnen. 1979 wurde Schubach pensioniert. "Das Wandern kam erst später", meint der Jubilar augenzwinkernd. Die Affinität dazu entstand bei einem Gespräch mit dem Eifelvereinsvorstand in der Staatskanzlei. Da wurde Schubach gleich Mitglied. Als dessen Vorsitzender amtierte er von 1973 bis 1991. Zudem war er Präsident des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine mit 56 Organisationen. "Es ist halt schön, mit Freunden zusammen zu sein und Landschaften zu erleben", resümiert der Jubilar und bringt einen Höhepunkt ins Gespräch, den Deutschen Wandertag 1979 in Trier. Und wenn am Sonntag ab 11 Uhr die Wanderorganisationen zum Empfang für ihren Ehrenpräsidenten ins Dorint-Hotel Porta-Nigra einladen, dann wünscht sich Schubach, seit 1948 verheiratet, vier Kinder, acht Enkel und zwei Urenkel: "Wenn doch alles vorbei wäre. . ." So viel Aufregung mag er nicht mehr.

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