Den Himmel (fast) für sich allein

Saft statt Sekt: Während sich am Neujahrstag die meisten Menschen von einer langen Nacht erholen, fliegt Luxair-Pilot Georges Heintz seine Passagiere quer durch Europa. Am 1. Januar hat er den Himmel fast für sich allein.

 Alles im Griff: Vor dem Start hat Flugkapitän Georges Heintz alle Checklisten abgearbeitet. Mit dem Jet startet er am Neujahrstag in Richtung Wien – und fliegt danach gleich wieder zurück nach Luxemburg. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Alles im Griff: Vor dem Start hat Flugkapitän Georges Heintz alle Checklisten abgearbeitet. Mit dem Jet startet er am Neujahrstag in Richtung Wien – und fliegt danach gleich wieder zurück nach Luxemburg. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier/Luxemburg. Bei 134 Knoten zieht er am Steuerknüppel. Langsam steigt die Nase des Jets Marke "Embraer 145" in die Luft, während draußen die Landschaft mit knapp 250 Kilometern pro Stunde vorbeirast.

Vorne links im Cockpit der Luxair-Maschine sitzt Kapitän Georges Heintz (31). Der Luxemburger wird auch in diesem Jahr wieder über Neujahr Dutzende Menschen in den Urlaub bringen - und zurück. "An Weihnachten hatte ich frei und konnte die Zeit mit meiner Familie verbringen, doch danach ging es gleich weiter", sagt er.

Letzter Flug des Jahres führt nach Wien



Der letzte Flug des alten Jahres führt ihn mitsamt seiner Besatzung und den knapp 50 Passagieren am heutigen 31. Dezember vormittags von Luxemburg nach Wien und danach gleich wieder zurück. "Dann bleiben uns ein paar Stunden im Kreis der Familie", sagt er. Am Neujahrstag wartet am Nachmittag die gleiche Strecke auf ihn - wieder Wien und zurück. "Bestenfalls bleibe ich dann bis Mitternacht wach, aber auf keinen Fall viel länger. Und das Glas Sekt zum neuen Jahr werde ich mir auch verkneifen", sagt Georges Heintz und lächelt. Zwar dürfe er bis acht Stunden vor Abflug noch geringe Mengen Alkohol trinken, sagt er. "Das machen aber nur die wenigsten Kollegen."

Enthaltsamkeit und Disziplin auch an Feiertagen - das bringt der Pilotenberuf mit sich. "Für uns gilt aber ohnehin ein anderer Rhythmus", sagt Heintz. "Wir fliegen immer ein paar Tage am Stück und haben dann wieder ein paar Tage frei. Reguläre Wochenenden oder geregelte Arbeitszeiten gibt es da nicht."

Seit elf Jahren sitzt Heintz im Cockpit, zu Beginn vorne rechts auf dem Platz des Co-Piloten. Das Fliegen lernte er bei einer privaten Flugschule in Deutschland, flog danach zunächst die größere Boeing 737 für die Luxair. Seit drei Jahren ist Heintz Kapitän der kleineren Embraer 145, eines Kurzstreckenjets, den die Luxair für ihre Verbindungen nach Paris, Berlin, Hamburg, London und Madrid einsetzt. Und eben Wien.

"Die Flüge werden über die Feiertage bei allen Airlines reduziert, da ist am Himmel weniger los", sagt Heintz. Im knappen Sprachduktus des Funkverkehrs bleibt dann sogar die Gelegenheit, dem Fluglotsen im Tower nach dem Start noch ein frohes neues Jahr zu wünschen. "Und auch die Passagiere sind entspannter", konstatiert der Pilot. "Viele ärgern sich über Verspätungen, aber über die Feiertage nehmen es die meisten doch viel gelassener."

Dabei hält gerade der Winter für den erfahrenen Piloten einige Überraschungen bereit: "Verschneite Pisten, vielerorts Nebel, das macht es manchmal etwas schwieriger. Aber der Winter ist nicht automatisch anspruchsvoller als der Sommer - dort haben wir dann häufiger mal Gewitter, die wir umfliegen müssen." Und so werden es auch eher Schnee und Regen sein, die Kapitän Heintz und seine Besatzung bei ihrem ersten Flug im neuen Jahr begrüßen, wenn er die Maschine mit knapp 230 Kilometern pro Stunde auf der Piste des Flughafens Wien-Schwechat aufsetzt - und mal wieder alles gutgegangen ist.

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