Den Markt bestechen

TRIER. (ald) Die Arbeitslosenzahlen sind leicht gesunken, doch das Problem bleibt: Wie schafft man Arbeitsplätze? Eine mögliche Lösung präsentierte Professor Ronnie Schöb in der Katholischen Akademie.

Im Rahmen des Jahresthemas der Caritas "Arbeitslos 2005: Chancen statt Vorurteile" hatten der Caritasverband Trier, die Aktion Arbeit und die Katholische Akademie zu einem Vortrag mit dem Titel "Arbeit ist machbar" eingeladen. Professor Ronnie Schöb von der Universität Magdeburg stellte die von ihm mitentwickelte "Magdeburger Alternative" vor. Die "Magdeburger Alternative" verspreche eine "sanfte Therapie für Deutschland", die aus vier ineinander greifenden Teilen bestehe, sagte Schoeb. Die Idee: Bei neu eingestellten früheren ALG-II-Empfängern mit niedrigen Löhnen werden die Sozialversicherungsbeiträge vom Staat gezahlt. Damit die Arbeitgeber nicht die alten Mitarbeiter entlassen und dafür subventionierte einstellen, werden die Beiträge nur dann übernommen, wenn die Beschäftigtenzahl steigt. Zusätzlich wird für jeden neuen Mitarbeiter auch ein alter subventioniert. Der dritte Teil des Programms sieht vor, dass bei Ablehnung einer zumutbaren Arbeit die Hilfen gekürzt werden - aber nur, wenn Arbeitsplätze vorhanden sind. Vierter Punkt des Konzepts ist seine Unbefristetheit. Im Anschluss rechnete Schöb vor, dass die "Magdeburger Alternative" den Staat nichts koste, sondern bei einer prognostizierten Schaffung von 1,7 Millionen Arbeitsplätzen 4,8 Milliarden Euro einspare. In der anschließenden Diskussion antwortete Schöb auf die Frage, wo Arbeitsplätze entstehen könnten: "Vor allem bei den Dienstleistungen". Gerade in Privathaushalten könnten die subventionierten Stellen eine Alternative zu Mini-Jobs und Schwarzarbeit sein. Bei den Zuhörern fand das Modell großen Anklang, es gab jedoch auch Kritik, vor allem an Schöbs Befürwortung von Hartz IV. Die Frage nach der Verantwortung der Unternehmen beantwortete Schöb pragmatisch: "Der Markt ist nicht gerecht." Sein Modell sei "ein Bestechungsversuch" gegenüber den Unternehmen. Weitere Informationen unter www.arbeitistmachbar.de

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