Den Spagat wagen

Der Regenbogen, christliches und auch schwul-lesbisches Symbol. Gleichgeschlechtliche Liebe und Kirche - wie passt das zusammen? Gibt es die Nächstenliebe für alle - diesen Fragen gehen die Kulturtage Homosella nach.

 Andrea Krüger – hier mit einer Arbeit von Laas Koehler – setzt sich für die Vereinbarkeit von Homosexualität und Kirche ein. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Andrea Krüger – hier mit einer Arbeit von Laas Koehler – setzt sich für die Vereinbarkeit von Homosexualität und Kirche ein. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. "Katholisch und lesbisch sein ist eine Provokation. Es ist ein Spagat zwischen zwei Lagern", beschreibt Andrea Krüger ihre Lebenssituation.

Mit ihrer Arbeit im Netzwerk Katholischer Lesben (NKAL), das sie im Rahmen der elften LesBiSchwulen Kulturtage Homosella des Asta der Uni Trier im Schmit-z vorstellt, will sie beraten, aber auch Einfluss nehmen. "Wir sind 1000 Frauen in unserem Netzwerk", sagte die Journalistin, "wir wollen mehr Öffentlichkeit und lauter sein."

An vielen Stellen präsent zu sein ist auch das Anliegen von Raphael Brückmann von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (Huk). Viel habe sich getan in den vergangenen 40 Jahren seit dem ersten Christopher Street Day.

Gruppen wie die Huk (1977) hätten sich gegründet, die Kirche diskutiere über schwule Priester, und einige Kirchensynoden ließen die Segnung homosexueller Paare zu. Doch es gebe auch Probleme, besonders im Bereich Arbeitsrecht -- Brückmann tritt unter einem Pseudonym auf.

Kritiker würden auf einschlägige Bibelstellen verweisen, um Homosexualität und Christsein auszuschließen, sagt Krüger. Es gebe dort jedoch nur klare Abgrenzungen zu Tempelprostitution, Lustknaben, Sklaven und Frauen, denen Gewalt angetan wird. Es gehe ausdrücklich nicht um die liebevolle Beziehung, sondern um Machtspiele, nicht um homosexuelle Partnerschaft, sondern um die soziale Ordnung, erklärt sie.

Der innere Konflikt sei für sie groß gewesen, sagt Krüger. 17 Jahre habe sie gebraucht, um Neigung und Religion zu vereinbaren. Das sei in der Evangelischen Freikirche, in der sie großgeworden sei, nicht möglich gewesen. "Seit rund 13 Jahren bin ich Katholikin. Doch beim Eintreten müsste ich mich verbiegen."

Deshalb habe sie beschlossen, diese Lüge nicht zu leben, sich aber für eine Vereinbarung von Lesbischsein und Christentum einzusetzen.

Beide sind sich einig: "Kirche lebt von unten." Und Brückmann ergänzte: "Wir sind ein Stachel."Extra Programm der Homosella 2009: Bis 27. November: Ausstellung "Aufgespießt - Homosexualität in der Karikatur" im A/B-Foyer der Universität Trier; Montag, 23. November, 19 Uhr: Vortrag von Thomas Junker "(Wider)natürlich?! Homosexualität im Lichte der Evolution", Universität Trier, Raum C 10 (C-Gebäude), Eintritt frei; Samstag, 28. November, 20 Uhr: "Boeuf Katastroff" - Konzert der "Zauberflöten", ein Chor schwuler Männer, in der ehemaligen Reichsabteikirche St. Maximin, Karten in den TV-Service-Center Trier, Wittlich und Bitburg, unter der Ticket-Hotline 0651/7199-996 und im Internet unter www.volksfreund.de/tickets; 22 Uhr: Homosella-Abschlussparty im Exhaus.

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