Depression macht sich breit

TRIER. Immer mehr Studenten leiden unter Depressionen und denken über Suizid nach. Dies hat eine Untersuchung der ärztlich-psychologischen Beratungsstelle für Studierende der Universität Göttingen ergeben. Langjährige Forschungsergebnisse zeigen auf, dass der Anteil der Ratsuchenden, die an Depressionen leiden, bei knapp 60 Prozent liegt.

Obwohl das Studentenleben oft als die schönste Zeit des Lebens bezeichnet wird, können nicht alle jungen Leute diesen Lebensabschnitt mit vollen Zügen genießen. Viele unter ihnen leiden unter schwerwiegenden psychischen Erkrankungen und finden nur selten einen Ausweg aus ihren Depressionen. Doch Studenten werden mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen - an der Universität in Trier besteht seit 1986 die psychosoziale Beratungsstelle. In ihrem Sprechzimmer berät Diplom-Psychologin Iris Lorenz Studenten der Fachhochschule und der Universität und versucht Lösungen für ihre seelischen Nöte zu finden. Der helle und freundlich eingerichtete Raum schafft eine geborgene Atmosphäre, so dass es den Betroffenen leichter fällt, über ihre persönlichen Schwierigkeiten zu reden. Bis zu 500 Gesprächen im Jahr führt Iris Lorenz, die seit dem letzten Jahr, nach massiver Kürzung des Landeszuschusses, alleine für die Studenten zuständig ist. In den früheren Jahren, als eine weitere Psychologin angestellt war, konnten bis zu 200 weitere Gesprächstermine vereinbart werden. Die Hemmschwelle ist hoch, und die Jugendlichen tragen ihre Probleme häufig schon längere Zeit mit sich herum, ehe sie sich überwinden, Hilfe bei der Beratungsstelle anzufordern. Die Mehrzahl der Probleme, mit denen die Psychologin konfrontiert wird, hängt mit Prüfungsangst und Leistungsdruck zusammen. Viele Hochschüler haben regelrechte Panik vor bevorstehenden Klausuren, da diese nicht nur über ihre weitere studentische Laufbahn entscheiden, sondern auch das künftige Berufs- und Sozialleben beeinflussen. "Die Angst zu versagen, ist eine enorme seelische Belastung für zahlreiche Studenten und bringt weitere Probleme wie Migräne, Schlaf- oder Essstörungen mit sich" - so die Besorgnis erregenden Worte der Psychologin Iris Lorenz. Doch auch mit Problemen, wie Orientierungslosigkeit, Einsamkeitsgefühlen, vor allem Depressionen, suchen Studenten Zuflucht in der Beratungsstelle. Die Psychologin hilft auch bei familiären Konflikten, wie zum Beispiel die Scheidung der Eltern und die daraus resultierende neue Lebenssituation, oder bei Todes- oder Selbsttötungsfällen im Umfeld des Ratsuchenden. Eine Beratung besteht aus höchstens zehn Gesprächen, in denen Schritt für Schritt, Ursachen und mögliche Lösungen ausgearbeitet werden. Zu Beginn fungiert die Psychologin als Zuhörerin und lässt den Betroffenen von sich erzählen. Im weiteren Verlauf der Beratung arbeitet sie auch mit Farben, Geschichten und Symbolen - dies mit dem Ziel, das Unterbewusstsein des Ratsuchenden anzusprechen. Iris Lorenz hilft ihnen somit, ihre eigenen Stärken zu erkennen, um ihre Schwierigkeiten in Angriff zu nehmen. "Ich kann keine Wunder vollbringen", erklärt Iris Lorenz "ich kann nur helfen, unterstützen und Hoffnung geben." Bei schwerwiegenden seelischen Problemen, wie tiefgründige psychosomatische Erkrankungen oder Selbsttötungsgefährdung, genügt eine einfache Beratung nicht - eine Therapie ist in diesen Fällen unumgänglich. Iris Lorenz hilft den Betroffenen, geeignete Therapieplätze zu finden. Ein besonderer Vorteil der Beratungsstelle ist die kurze Wartezeit. Die Zusage zu einem persönlichen Gesprächstermin erhalten die Studenten in weniger als zwei Wochen. So finden Betroffene schnell Hilfe und Patienten, die auf einen Therapieplatz warten, können diese Zeit mit der Unterstützung in der Beratungsstelle überbrücken. Kontakt: Psychosoziale Beratungsstelle, Wohnheim Tarforst, Block 1. Anmeldezeiten: montags 11 bis 13 Uhr und donnerstags 14 bis 16 Uhr. E-Mail lorenzi@uni-trier.de, Telefon 0651/201-2066.

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