Der Chef und seine Jungs

Die Arbeit und Kraft seines Lebens hat Bruder Basilius Wollscheid in die Genese der Trie rer Sängerknaben investiert. 45 Jahre leitete und dirigierte er den Chor, der mehr als eine singende Gruppe ist. Den Taktstock reicht der 77-Jährige an Stefan Frenster weiter.

 Historischer Augenblick: Bruder Basilius Wollscheid (links) gibt seinen Taktstock nach 45 Jahren an seinen Schüler Stefan Frenster (rechts daneben) weiter. TV-Foto: Cordula Fischer

Historischer Augenblick: Bruder Basilius Wollscheid (links) gibt seinen Taktstock nach 45 Jahren an seinen Schüler Stefan Frenster (rechts daneben) weiter. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Mehr als 600 Jungen kennen ihn als ihren "Chef". So nennen die Trierer Sängerknaben Bruder Basilius Wollscheid. 1953 trat der musikbegeisterte Trierer aus der "Tarforster Wollscheid-Dynastie" der Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf bei, besuchte die Dommusikschule und legte die Organisten- und Chorleiterprüfung ab. 1962 gründete der Ordensmann den Knabenchor, schulte damals die Stimmen von zwölf Jungen. Hunderte sollten folgen.Gemütlichkeit und strenges Regiment

Neben der intensiven und fundierten musikalischen Bildung schuf Bruder Basilius mit dem Chor eine Gemeinschaft, leitete sie, vermittelte "einen Reichtum des Wissens und des Verstehens, des Herzens und der Seele", sagt sein Schüler und Nachfolger am Dirigentenpult, Stefan Frenster. "Auch die gemeinsamen Abende, das Sitzen am Lagerfeuer sind Dinge, die formen", sagt Bruder Basilius. Aber ohne sein strenges Regiment, "ohne Linie geht es nicht. Und das haben alle Jungen akzeptiert." Mit seinen "Nachhilfestunden" schrieb der Ordensmann Trierer Geschichte, die als musikalische Botschaft auch über die Stadtgrenzen hinausgetragen wurde.Treue zu den Sängerknaben

Seine Arbeit stellte Bruder Basilius immer in den Dienst Gottes. "Ich durfte der musica sacra das Gute weiterschenken", sagt der scheidende Chorgründer. Obwohl viele seiner Schützlinge die bei ihm gemachten Erfahrungen zu einer musikalischen Karriere führten, bleibt er bescheiden. Auch bei seinem Abschied. "Der alte Chef" konnte nur so gut sein wie die Gemeinschaft und die vielen Helfer und Gönner, die ihn in seiner Arbeit unterstützten, und die stellte er in den Vordergrund der Veranstaltung, in dessen Mittelpunkt eigentlich er stehen sollte."Dieser Abschied muss nicht unbedingt traurig sein", sagt der dennoch gerührte 77-Jährige. Denn zu seiner Freude kann er "seine Jungs" in guten Händen seines Nachfolgers wissen. "Musiker bin und bleibe ich. Die Orgel in der Klosterkirche ist von morgens bis mittags besetzt", sagt er. Die Zeit als "Pensionist" wird er dem Ordensleben, Fahrradfahren und Wandern widmen. Und als neues Ehrenmitglied bleibt er seinen Trierer Sängerknaben selbstverständlich erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort